Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
Überreste der Außenwelt. Er konnte Körper sehen, die ziellos über die ansonsten stillen und ausgestorbenen Straßen der Stadt wanderten und auch hören, wie sich einige in anderen Teilen des Gebäudes bewegten.
    Der Transporter war schon lange fort und Thompson tot. Er war vollkommen allein.
    Als sich die Zeit langsam dahinzog, versetzte den Soldaten weniger die Umgebung in Angst und Schrecken, sondern der unbekannte und unsichtbare Tod, der offensichtlich immer noch die Luft verseuchte und wie ein Raubtier darauf lauerte, vernichtend zuzuschlagen. Er hatte selbst zugesehen, mit welcher Geschwindigkeit Thompson davon angegriffen und zerstört worden war. Cooper wusste, dass sein Leben von seinem Schutzanzug abhing. Er musste seinen Plan, in den Bunker zurückzukehren, eher früher als später in die Tat umsetzen, da sonst die Gefahr, dass der Anzug beschädigt wurde, stieg.
    Und als sich der lange Nachmittag in Richtung Abend neigte, wurden Coopers Gedanken immer verdrießlicher. Er begann sich zu fragen, ob es überhaupt viel Sinn machte, zum Stützpunkt zurückzukehren. War es wirklich besser, ein mehr oder weniger langes Leben in einem Versteck unter der Erde zu verbringen, oder war die Aussicht auf ein paar Stunden oder Tage in Freiheit auf der verseuchten Oberfläche vorzuziehen?

23
    Die tote Welt war wie ein Vakuum. Selbst das geringste Geräusch wurde über riesige Entfernungen meilenweit von ansonsten ungebremsten Windböen weitergetragen. Die Bewegung der Soldaten in ihrem leistungsstarken Transporter erzeugte in Wellenbewegungen auf der gesamten Länge ihrer Fahrt Aufmerksamkeit – von den sanften, ungeschützt daliegenden Hügeln rund um den Bunker bis direkt in das kalte Herz der Stadt hinein.
    Im Studentenwohnheim der Universität war jeder einzelne Überlebende durch das Geräusch aufgewühlt und angespornt worden. Die Laute, die sie an diesem Tag durch den Regen hörten, klangen anders als ein weiteres zufälliges Krachen oder eine andere unerklärliche Störung. Dies hier waren zielgerichtete, beabsichtigte, mechanische Töne und stammten offensichtlich von anderen Überlebenden. Die Gewehrschüsse und das Geschrei, die die Luft erfüllten, hatte zweifelsohne bestätigt, dass es anderen Leuten gelungen war, trotz des Chaos am Leben zu bleiben.
    Die Überlebenden, die sich in der Universität verbargen, hatten begonnen, sich in ihrem Versteck regelrecht einzuspinnen. Da sie sich zu sehr davor fürchteten, die verhältnismäßige Sicherheit des Gebäudes zu verlassen, hatten es die Mutigsten unter ihnen gewagt, auf das Dach zu klettern, wo sie gegen die harten Wetterbedingungen ankämpfen mussten. Von ihrem gefährlich hohen Aussichtspunkt aus hatten sie zwar keine anderen Menschen entdeckt, aber mit wachsender Aufregung beobachtet, wie enorme Horden der verrottenden Leichen von der Universität weg und tiefer in die Stadt hinein geströmt waren. Obwohl Tausende von ihnen blieben, hatte sich die Zahl der Leichen vor dem Studentenwohnheim beruhigend verringert. Die Überlebenden wussten allerdings, dass nicht viel dazu nötig war, um die kollektive Aufmerksamkeit der Toten wieder auf sich zu lenken und sie dazu zu verleiten, zurückzuwanken.
    Und genau das war der Grund, weshalb sich die Gruppe in zwei Teile spaltete.
    »Ich werde nichts tun, wodurch diese verdammten Dinger wieder hierher gelockt werden«, schnappte Bernard Heath. Die plötzliche Stärke und nervöse Energie in seiner gehobenen Stimme täuschte über die Tatsache hinweg, dass der einzige Grund, weswegen er sich gegen den vorgebrachten Plan aussprach, Furcht war.
    »Um Himmels willen, Bernard«, seufzte Donna, »ist Ihnen nicht klar, worüber wir hier reden? Wir wissen alle, dass wir die Leichen durch alles, was wir tun, wieder anlocken, aber es besteht die Chance, dass auch diese Überlebenden auf uns aufmerksam werden. Glauben Sie wirklich, dass wir es uns noch viel länger leisten können, hier draußen auf uns alleine gestellt zu sein?«
    »Aber wir sind nicht auf uns alleine gestellt, oder?«, wandte er ein. »Hier sind mehr als vierzig von uns.«
    »Das mag schon sein«, gab sie zurück, »aber wie viele von ihnen sind gerade hier bei uns in diesem Raum? Wie viele Leute sehen Sie wirklich jeden Tag?«
    Heath blickte sich im Versammlungssaal um. Sie hatte Recht, es befand sich weniger als die Hälfte der gesamten Überlebenden, die sich im Gebäude aufhielten, in einem Raum mit ihnen. Man sah nur selten mehr als zehn von ihnen

Weitere Kostenlose Bücher