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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Bauarbeiteroveralls. Das Gesicht des Kadavers wirkte kalt und leer, die Haut schimmerte grünlich blau und spannte sich straff über die Knochen.
    »Morgen«, murmelte er, als er das Brecheisen anhob und mitten auf den Schädel der Kreatur niedersausen ließ. Er spürte, wie der Knochen splitterte und beinah widerstandslos nachgab. Michael stellte fest, dass die verrottenden Leichname im Verlauf der Zeit physisch unbestreitbar schwächer wurden. Ihre Zielstrebigkeit nahm weiter erschreckend zu, doch mit jedem verstreichenden Tag mehrten sich die Anzeichen, dass die Kreaturen zerbrechlicher wurden.
    Der Tote stolperte rücklings, verharrte einen Lidschlag lang reglos, erlangte das Gleichgewicht wieder und kam abermals auf ihn zu. Michael hob das Brecheisen ein zweites Mal an, stieß es wie einen Speer in den Schädel der Kreatur und durchbohrte den Teil, den er mit dem ersten Hieb bereits geschwächt hatte. Nachdem somit die Überreste des Gehirns zerstört waren, sackte die verseuchte Gestalt auf den taunassen Boden zusammen und blieb verrenkt und reglos liegen.
    Der zweite Leichnam erwies sich als kleiner – tatsächlich war es ein Kind gewesen, doch Michael zwang sich, nicht daran zu denken. Angelockt vom Lärm des Gefechts kam die Gestalt um die Vorderseite des Wohnmobils herum und schlurfte auf Michael zu. Dieser ging rasch auf sie zu und schaltete sie mit einem einzigen, kräftigen Hieb der schweren Metallstange gegen die Seite des Kopfes aus.
    Als er die beiden Kadaver ein sicheres Stück vom Wohnmobil wegschleifte, ertappte er sich bei dem Gedanken, wie einfach es für ihn geworden war, sie auszuschalten. Er tat es nur, wenn es absolut notwendig war, doch es blieb die Tatsache, dass es ihn kaum noch Überwindung kostete. Noch bis vergangene Woche war es ihm schwer gefallen. So gefährlich, abstoßend und fremdartig sie waren, er hatte nicht aufhören können, sie als Menschen zu betrachten. Erst in den letzten Tagen, hatte dies begonnen, sich zu ändern. Das Leben, das er einst geführt hatte – das Leben, das er mit diesen grotesken Kreaturen in ihrem früheren Zustand geteilt hatte – glich bestenfalls noch einer verblassenden Erinnerung. Irgendwie war diese neue, unangenehme und verrohte Daseinsform zur Normalität geworden. Sein altes Leben mit all seinen Begleiterscheinungen empfand er mittlerweile als fern und bisweilen sogar unbegreiflich. Je blasser diese Erinnerungen wurden, desto schwächer wurde die emotionale Verbundenheit mit den Leichen. Inzwischen bedeuteten sie fast nichts mehr außer einem Ärgernis und einer gelegentlichen Bedrohung.
    Er legte die Kadaver am Fuß eines Baumes an der gegenüberliegenden Seite des Feldes ab und kehrte zum Wohnmobil zurück. Michael wollte gerade die Stufen erklimmen und hineingehen, als er das Geräusch eines Motors vernahm. Emma hörte es auch. Sie tauchte hinter ihm an der Tür auf.
    »Ich sehe mal nach«, sagte er.
    Emma nickte.
    Nach einem kurzen Sprint entlang des Pfades, dem sie die letzten Tage gefolgt waren, konnte Michael den Hang hinabblicken und die Fahrt eines weiteren Truppentransporters voller Soldaten beobachten. Sie entfernten sich vom Stützpunkt. Zweifellos würden sie später zurückkehren.
    Er sah dem Fahrzeug nach, bis es verschwand.
    Heute ist es soweit , dachte er. Heute folgen wir ihnen auf dem Rückweg.
    Michaels Plan war einfach. Sie würden mit dem Wohnmobil den Hang hinabfahren, irgendwo in der Nähe des Pfades anhalten und abwarten. Sobald der Truppentransporter wieder auftauchte, würden sie ihm in sicherem Abstand zum Stützpunkt folgen.
    Ganz einfach.
    Im Inneren des Wohnmobils wartete Emma bereits auf ihn.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, als er die Tür schloss und die Stiefel auszog. Lächelnd nickte er.
    »Noch mehr von ihnen«, sagte er und ging auf sie zu. Sie befand sich wieder im Bett. »Später fahren wir zum Pfad runter, suchen uns eine geeignete Stelle zum Parken und warten, bis sie zurückkommen.«
    Emma nickte, warf die Bettdecke zurück, streckte die Arme aus und bedeutete ihm, zu ihr zu kommen. Er legte sich zu ihr und zog sie an sich. Die Wärme ihres Körpers fühlte sich beruhigend und entspannend an, obwohl sie beide vollständig angezogen waren, um sich gegen die herbstliche Kälte zu schützen.
    »Glaubst du, heute schaffen wir es?«, fragte sie.
    »Gut möglich«, antwortete er. »Es ist die beste Chance, die wir bisher hatten.«
    »Und du bist sicher, dass wir das Richtige tun?«
    »Definitiv. Du

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