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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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zwang sich, den Blick von den Leichnamen zu lösen und an etwas anders zu denken.
    Der Plan, den sie gemeinsam geschmiedet hatten, um das Gebäude zu verlassen, war relativ schlicht und flexibel. Sechs Überlebende würden durch den Hinterausgang gehen, wo sich weniger Leichen herumtrieben. Über das U-Bahnnetz, durch das Cooper hereingelangt war, wollten sie sich einen Weg zum Gerichtsgebäude bahnen, wobei sie davon ausgingen, dass die Leichen sich nach wie vor durch langsame Bewegungen und das Verbergen jeglicher Emotionen täuschen lassen würden. Dann wollten sie sich gewaltsam Zugang zum Gerichtsgebäude verschaffen, die Laderampe suchen, sich an Transportmitteln nehmen, was sie dort vorfanden, und so rasch wie möglich zur Universität zurückkehren.
    Allen war klar, dass unzählige Dinge schiefgehen konnten. Was, wenn sie keinen direkten Weg durch das U-Bahnnetz fänden? Was, wenn sie es zwar zum Gericht schafften, dort aber keine Gefängnisbusse wären? Oder wenn sich diese nicht starten ließen? In Wahrheit wollte niemand an solche Möglichkeiten denken. Es gab nichts, was sie vorab dagegen tun konnten, bis sie damit konfrontiert wurden. Das größte Risiko bestand insgesamt darin, überhaupt hinauszugehen. Theoretisch konnten sie sich alles in der Stadt nehmen, sobald sie erst draußen wären. Und sollten sie beim Gericht nicht finden, was sie suchten, würden sie weiterziehen und es sich woanders besorgen. Dies war einst eine große, bevölkerungsreiche Stadt gewesen. Donna war zuversichtlich, dass sie letztlich finden würden, was sie brauchten.
    Langsam kehrte sie zum Versammlungssaal zurück. Obwohl sie nicht selbst in die Stadt hinausgehen würde, lagen ihre Nerven blank. Sie versuchte, positiv zu denken und sich auf ihren Teil des Plans zu konzentrieren. Sobald die anderen mit hoffentlich ausreichenden Transportmitteln zurückkamen, würden sie die Fahrzeuge tief innerhalb des Universitätskomplexes abstellen, fernab der größten Masse der Leichen. In der Zwischenzeit sollte Donna sich um die anderen Überlebenden kümmern, die vorhatten, die Stadt mit ihnen zu verlassen. Ihr war die Aufgabe übertragen worden, sie zu organisieren und dafür zu sorgen, dass sie ihre Sachen packten und sich auf die Reise vorbereiteten. Die Fahrzeuge würden auf dem künstlichen Rasen eines von hohen Zäunen umgebenen Fußballfelds warten. Donna trug die Verantwortung dafür, dass die Überlebenden mit ihren Habseligkeiten das Gebäude so schnell und sicher wie möglich verlassen und zu den Fahrzeugen rennen würden.
    Obwohl die Aufgabe nicht annähernd so schwierig sein würde, wie selbst hinauszugehen, graute ihr davor. Es würde sich nicht einfach gestalten, die Leute dazu zu bewegen, sich tatsächlich in Bewegung zu setzen. Abwesend schritt sie durch den Saal und betrachtete die Überlebenden, die stumm und mit versteinerten Mienen ringsum saßen. Kurz zuvor hatten Cooper und Croft der bunt zusammengewürfelten Gruppe ihre Pläne verkündet. Es hatte kaum eine Reaktion darauf gegeben. Donna hatte keine Ahnung, wie viele beabsichtigten, das Gebäude mit ihnen zu verlassen und wie viele gelähmt vor Angst und Unsicherheit lieber bleiben wollten. Sie konnten niemanden zwingen, mitzukommen. Die Kinder würden sie mitnehmen – es schien falsch, sie hier zu lassen –, doch den anderen stand es frei, selbst die Wahl zu treffen.
    Donna beschlich der Eindruck, dass die emotional ausgelaugten Menschen, die sich beklommen im Gebäude herumdrückten, zunehmend den erschöpften, orientierungslosen Leichen draußen zu ähneln begannen. Einige der von verbittertem Schmerz und zielloser Wut zerfressenen, aller Kraft beraubten und in einer scheinbar sinnlosen Existenz gefangenen Lebenden wirkten wenig besser als die Toten.

38
    Es war soweit. Sechs Überlebende standen an der Rückseite des Unterkunftsblocks in einer kleinen, geschützten Nische, wo mehrere große, überquellende und übel riechende Wasserfässer gelagert wurden. Es waren keine Leichname in Sicht. Verschiedene Anbauten, Mauern, Zäune und sonstige Hindernisse schienen verhindert zu haben, dass die Kreaturen in diesen Bereich gestolpert waren.
    »Bereit?«, fragte Phil Croft. Die anderen wirkten alles andere als sicher. Der Arzt zog den Reißverschluss des Fleecepullovers zu, den er trug. Es war ein kalter Nachmittag. Obwohl noch relativ klarer Himmel herrschte, lag das Versprechen von Regen in der Luft, und aus Osten zogen schwere, dunkle Wolken auf.
    »Ich

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