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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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nicht?«
    »Allmählich freunde ich mich mit der Vorstellung an.«
    »Wir müssen es versuchen, oder? Wir können uns von diesen Menschen nicht einfach abwenden. Wer weiß, was sie haben oder was sie uns sagen könnten.«
    »Ich vertraue dir«, flüsterte sie und zog ihn dichter an sich. »Ich weiß, dass du nichts tun würdest, von dem du nicht überzeugt bist.«
    »Ich habe nicht vor, ein Risiko einzugehen, von dem ich nicht denke, dass es gerechtfertigt ist«, erwiderte er. »Das Einzige, was ich noch habe, bist du. Ich würde kein Wagnis eingehen, das nicht sein muss.«
    Emma wollte Michael sagen, wie sehr sie ihn brauchte, verkniff es sich jedoch, weil sie es ihm schon so viele Male gesagt hatte. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, zum Ausdruck zu bringen, dass ihr höllengleiches Leben durch das Zusammensein mit ihm manchmal fast erträglich wurde; dass sie wünschte, sie hätten sich kennen gelernt, als noch alles normal gewesen war.
    Doch sie schwieg. Stattdessen hielt sie ihn einfach fest.

37
    Croft, Donna, Baxter und die anderen hatten wenig geschlafen. Ihr Leben war so trostlos und bar jeder Hoffnung geworden, dass all das Reden darüber, endlich zu versuchen, etwas Positives zu tun, viele der Überlebenden dazu anzuspornen schien, zur Tat zu schreiten. Während der langen, zäh verstreichenden Stunden des frühen Morgens hatten die verschiedenen groben Ideen und halb erwogenen Vorschläge begonnen, Gestalt anzunehmen und etwas zu bilden, das einem zusammenhängenden Plan nahe kam. Diejenigen, die sich freiwillig meldeten, handfest mitzuwirken, wussten durchaus, dass sie alles aufs Spiel setzten, doch ihnen war auch klar, dass der Rest ihres Daseins, wenn sie es nicht täten, kaum noch lebenswert wäre. So gaben sie sich zumindest selbst eine Chance. Andernfalls würden sie die langen Tage und Wochen nur in zunehmendem Elend herumhocken und auf das Ende warten. Cooper hatte es auf den Punkt gebracht, indem er zu verstehen gab, ihre Möglichkeiten bestünden darin, nichts zu tun und zu warten, bis die Leichen irgendwann ins Gebäude eindringen würden, langsam zu verhungern, oder etwas zu riskieren und zu versuchen, aus der Stadt zu gelangen. Und da die Anzahl der Toten draußen nach wie vor anschwoll, wuchs die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Zuflucht nicht standhalten würde, mit jeder verstreichenden Stunde.
    Donna war bereit, das Unterfangen zu wagen. Sie stand in einer dunklen Tür, achtete darauf, nicht gesehen zu werden, und schaute über den Empfangsbereich mit Marmorboden zu den Glastüren an der Vorderseite des Gebäudes. Niemand sonst kam noch hierher, und der Grund war offensichtlich. Über tausend tote Gesichter stierten in ihre Richtung. Donna jedoch wusste, dass sie sich zu weit vom Eingang entfernt befand und ausreichend von den Schatten verborgen wurde, um nicht gesehen zu werden. Der Anblick, der sich ihr bot, erinnerte an die Hölle. Immer noch presste das Gewicht tausender und abertausender Leichname vorwärts und zerquetschte die vordersten Kadaver. Wenn noch mehr der Kreaturen einträfen, würde demnächst unweigerlich eine Tür oder ein Fenster nachgeben. Der Gedanke daran, was dann geschehen würde, war beinah zu Furcht erregend, um ihn sich durch den Kopf gehen zu lassen – innerhalb von Sekunden würde ein unaufhaltsamer Strom verzweifelter, wankender Toter das Gebäude fluten. Donna war bereits überzeugt davon, dass sie mit dem Versuch, hinauszugelangen, richtig handelten, doch ein Blick auf die verwesende Masse bestärkte sie zusätzlich darin.
    Im Empfangsbereich herrschte Düsternis, weil das Meer der Leichname das natürliche Licht, das normalerweise durch die Glastüren einfiel, fast vollständig blockierte. Von ihrem Standpunkt aus war es schwierig, einzelne Gesichter zu erkennen – sie schien sich einer einzigen, endlosen Masse grünlich grauen, verrottenden Fleisches gegenüberzusehen. Wenn sie lange genug auf einen bestimmten Bereich starrte, zeichnete sich vereinzelt etwas ab, das ein offener Mund, milchige Augen oder etwas ähnliches sein mochte. Was sie jedoch am meisten beunruhigte, war die Bewegung – die gesamte, abscheuliche Masse war ständig in Bewegung. Obwohl die Leichname gegen das Glas gepresst wurden, zuckten sie unablässig und versuchten vergeblich, sich weiter vorzuarbeiten und in den Universitätskomplex zu gelangen. Morbide Faszination ließ sie wie gelähmt weiter hinstarren, bis die Geräusche anderer Überlebender in der Nähe sie ablenkten. Sie

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