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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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denke schon«, murmelte Paul Castle. »Einen guten Zeitpunkt gibt es ohnehin nicht dafür, oder?«
    »Wenn Sie sich in die Hose machen, warum gehen Sie dann nicht zurück hinein?«, herrschte Jack Baxter ihn nervös an. »Hören Sie gefälligst auf zu jammern.«
    »Jetzt machen Sie aber mal halblang, Sie alter –«, setzte Castle zu einer Erwiderung an.
    »In Ordnung«, schnitt Cooper den zunehmend hitzigen Wortwechsel ab und musste dabei die Stimme erheben, um sich über den böigen Wind Gehör zu verschaffen. »Von jetzt an halten wir die Klappe. Wenn jemand spricht und Aufmerksamkeit auf uns lenkt, solange wir da draußen sind, dann sind wir Geschichte. Einzeln sind diese Dinger weder schnell noch stark, aber glaubt mir, wenn ihr etwas Dummes tut und hundert davon auf euch zukommen, habt ihr ein ernstes Problem.«
    Baxter steckte die kalten Hände in die Jackentaschen und lehnte sich an die Ziegelwand hinter ihm. Er stand Todesängste aus. Vermutlich hatte er deshalb so wütend auf Castles beklommene Äußerung reagiert. Vor dem Verlassen des Gebäudes hatte er kurz davor gestanden, sich zu übergeben. Natürlich versuchte er, sich nichts davon anmerken zu lassen. Sie alle waren so überzeugt von dem Plan gewesen, als sie in der vergangenen Nacht und diesen Vormittag darüber geredet hatten. Dies zu tun, war ihnen als gute Idee erschienen, bevor sie tatsächlich durch die Tür getreten waren, wo sie nun ungeschützt unter freiem Himmel standen.
    Ein Stück vor ihnen stolperte ein vereinzelter Leichnam einen Weg entlang. Stumm starrten die sechs Überlebenden hin und beobachteten angespannt, wie er sich mit linkischen Schritten entfernte. Steve Armitage, ein Fernfahrer, der sich bis zu diesem Tag kaum einmal zu Wort gemeldet, sich jedoch freiwillig gemeldet hatte, weil er Großfahrzeuge lenken und es nicht mehr ertragen konnte, tatenlos eingesperrt zu sein, leckte sich über trockene Lippen und zündete sich eine Zigarette an.
    »Machen Sie das Ding aus«, zischte Croft leise. »Sie verfluchter Idiot! Wir versuchen, uns ihrem Verhalten anzupassen. Wie viele dieser Dinger haben Sie schon rauchen gesehen?«
    Armitage ließ die Zigarette zu Boden fallen und trat sie mit dem Fuß aus.
    »Tut mir leid«, flüsterte er entschuldigend. »Hab nicht mitgedacht. Bin ein wenig nervös.«
    Coopers militärische Ausbildung kam zum Vorschein. Wenngleich er vermutlich genauso verängstigt wie die anderen fünf Männer war, ließ er es sich in keiner Weise anmerken. Er blieb ruhig und gefasst, als wäre dies etwas, was er jeden Tag tat.
    »Schon gut, Steve«, sagte er, um den Fernfahrer zu ermutigen. »Wir schaffen das. Wir müssen nur die Ruhe bewahren und zusammenhalten. Lasst euch alle Zeit, tut nichts Unüberlegtes, und alles wird gut gehen.«
    Überraschenderweise war Bernard Heath der sechste Überlebende, der sich für das Unterfangen gemeldet hatte. Wenngleich er in den Tagen und Wochen ihrer Gefangenschaft im Gebäude bisher nur Feigheit und blank liegende Nerven gezeigt hatte, war er im Herzen ein vernünftiger Mensch geblieben. Nach und nach hatte er sich damit abgefunden, dass seine Proteste und sein Bestreben, in der Universität zu bleiben, auf blanker Angst statt Rationalität begründet waren. So sehr er die Vorstellung vorzog, sich weiterhin im Unterkunftstrakt zu verschanzen, er war zur Einsicht gelangt, dass es tatsächlich keine Möglichkeit mehr darstellte.
    Cooper ließ noch einmal den Blick über die Gesichter der anderen wandern, ehe er in die allgemeine Richtung des Stadtzentrums nickte und sich in Bewegung setzte. Unter der Last ihrer jeweiligen Anspannung und Beklommenheit folgten ihm die fünf anderen im Gänsemarsch.
    Die Tür, durch die sie den Schutz ihrer Zuflucht verlassen hatten, befand sich an der Rückseite des Gebäudes. Da die überwältigende Mehrheit der Leichen aus der Stadtmitte zur Universität strömte, stießen die Überlebenden zunächst nur auf wenige. Diejenigen, die sie sahen, waren abgelenkt – sie schlugen unablässig gegen die Mauern des Gebäudes und kratzten daran, obwohl es eindeutig sinnlos war.
    Cooper hielt den Kopf geduckt und bemühte sich bestmöglich, die trägen, linkischen Bewegungen der Toten nachzuahmen. Da die anderen nicht seine militärische Ausbildung besaßen und sich durch die lange Zeit im Gebäude an dessen relative Sicherheit gewöhnt hatten, fiel es ihnen schwer, Coopers Selbstbeherrschung zu imitieren und ihre Emotionen zu verbergen. Unweigerlich

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