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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Martin«, setzte Hollis erneut an. »Ich verspreche dir, dass ich morgen mit ihnen rede. Das wird nicht noch mal vorkommen. Ich bringe sie dazu, einzusehen, dass ...«
    Plötzlich verstummte er, als sie das Fenster erreichten, durch das sie für gewöhnlich die Leiche beobachteten. Er leuchtete mit der Taschenlampe in den Raum und sprang zurück, als die Kreatur gegen das Glas schlug. Ihre toten Augen folgten jeder seiner Bewegungen, und ihre tauben, steifen Finger kratzten über die Scheibe, auf der sie gezackte, blutgefärbte, schmierige Schlieren hinterließen. Als er einen Schritt zur Seite trat, folgte ihm das Ding, versuchte, ihm so nah wie möglich zu kommen.
    »Warum macht sie das?«, fragte er plötzlich beunruhigt. »Das hat sie doch noch nie getan, oder? Sie versucht immer, außer Sicht zu bleiben, nicht, uns zu folgen.«
    »Siehst du jetzt, was ich meine?«, zischte Priest, drehte sich um und stapfte davon. Er verschwand im Gang zum Westflügel. Hollis ging ihm nach, dann rannte er, um ihn einzuholen. Priest blieb stehen, als er am Fuß der Treppe zu den Zimmern im ersten und zweiten Stock ankam.
    »Die Sache ist die, Greg«, flüsterte er. »Mir ist bewusst, dass es euch gelungen ist, am Leben zu bleiben, indem ihr die Dinge auf eure Weise gemacht habt. Bei euch hat das funktioniert. Aber die Tatsache, dass wir jetzt beide hier stehen, beweist, dass wir uns alle erfolgreich durchgeschlagen haben.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Eine Weile überlegte Priest, beruhigte sich allmählich und wählte seine Worte sorgfältig.
    »Was ich damit sagen will«, begann er, »ist, dass wir unsere Überlebensstrategien der Umgebung anpassen müssen. Wo ihr zuvor wart, hat Lärm nicht gestört, und es war richtig, sie zu bekämpfen und zu zerstören.«
    »Und was ist hier?«
    »Hier sind die Dinge anders«, gab Priest sofort zurück.
    »Inwiefern?«
    »Wir verlassen uns auf den Umstand, dass sie nichts von unserer Anwesenheit wissen.
    Statt einer ausführlicheren Erklärung erklomm er die Treppe und bedeutete Hollis, ihm zu folgen. Im Laufschritt ließ er ein Stockwerk nach dem anderen hinter sich, bis er die oberste Etage erreichte. Auf halbem Weg den Flur hinab befand sich Zimmer West 37 – seine Unterkunft. Er öffnete die Tür und ging hinein. Hollis folgte ihm in seinen bemerkenswert sauberen, gemütlichen und aufgeräumten Wohnraum. Priest stellte sich ans Fenster, das auf den Parkplatz und die Landschaft dahinter hinauswies. Hollis näherte sich ihm. Außer der üblichen, endlosen Schwärze konnte er nichts erkennen.
    »Was genau soll ich mir hier ansehen?«, fragte er.
    »Schau da runter«, erwiderte Priest, öffnete das Fenster einen Spalt und deutete hinab. Die Luft draußen erwies sich als eisig. Hollis schauderte, als ihm ein Windstoß ins Gesicht blies.
    »Was?«, fragte er erneut.
    »Schau da runter auf die andere Straßenseite. Was siehst du?«
    Hollis starrte hinab. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Düsternis draußen. Er konnte die dicke, schützende Hecke ausmachen, die das Hotelgelände umgab, und den Abstand, wo die schmale Straße um den Rand verlief. Dahinter grenzte die Hecke auf der anderen Straßenseite an, die den Golfplatz und die umliegenden Felder säumte. Auf dem Feld direkt gegenüber herrschte Bewegung. Leichen. Wie viele, konnte er nicht erkennen.
    »Da draußen sind ein paar von denen. Und? Das ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Doch, es ist etwas Ungewöhnliches.«
    Hollis beugte sich weiter vor. Er konnte um die zwanzig, vielleicht mehr wackelnde Köpfe sehen, die sich auf dem Feld auf der anderen Straßenseite bewegten. Dennoch begriff er immer noch nicht, worin das Problem bestand.
    Ein Geräusch von unten – ein unverhoffter Schwall betrunkener, gebrüllter Flüche von Harte – lenkte ihn ab. Es wirkte sich auch auf die Leichen aus. Kaum hatten sie es gehört, schlurften sie dichter zur Hecke.
    »Aber es ist doch nur eine Handvoll«, meinte Hollis. »Wahrscheinlich sind sie morgen Früh wieder verschwunden.« Er war müde, er fror, und allmählich wurde er verärgert über Priest.
    »Du hörst mir nicht zu«, seufzte sein Gegenüber. Er schloss das Fenster und setzte sich auf die Bettkante.
    »Ich höre sehr wohl zu, nur sehe ich nicht, was das Problem sein soll.«
    »Herrgott, Greg, ich dachte, du würdest es verstehen.«
    »Tut mir leid«, murmelte er, zuckte die Schultern und wusste eigentlich gar nicht, wofür er sich entschuldigte.
    Priest schüttelte den Kopf

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