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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Stockwerk erkennen. Der Winkel legte nahe, dass sie sich etwa auf Höhe des Bereichs befanden, den sie in der vorigen Nacht beobachtet hatten. Er kauerte sich hin und spähte durch das Gewirr der Zweige vor ihm. Auf der anderen Seite der Hecke lag ein großes, offenes Feld.
    »Gehört das noch zum Golfplatz?«, fragte er mit kaum vernehmlicher Flüsterstimme. »Das konnte ich letzte Nacht nicht richtig sehen.«
    Priest schüttelte den Kopf. »Nein, das Feld ist Teil eines Bauernhofs. Der Golfplatz beginnt etwa hundert Meter weiter die Straße entlang.«
    Hollis sah etliche Leichen umherwanken. Es schienen mindestens so viele wie zuvor zu sein, vielleicht sogar einige mehr. Sein Blickfeld war begrenzt, weshalb er nach einer weiteren Lücke Ausschau hielt.
    »Ich habe hier noch nie so viele gesehen«, zischte Priest. »Bisher war es immer nur eine Handvoll, und sie haben sich immer auf die Musik zubewegt, nicht davon weg.«
    Hollis beobachtete weiter die Toten. Wenngleich viele auf die Quelle der fernen Klänge zuwankten, liefen andere unbestreitbar in die entgegengesetzte Richtung. Einige blieben im Wesentlichen an derselben Stelle, bewegten sich zwar ständig, entfernten sich aber nie mehr als ein paar Meter. Er konnte nur annehmen, dass sie vom Hotel oder zumindest von den Überresten der Menge angezogen wurden, die sich vergangene Nacht in diesem Bereich gebildet hatte. Was immer der Grund sein mochte, ihre Handlungen schienen Priests Argumenten Gewicht zu verleihen. Hollis überlegte, ob er die Auswirkungen ihrer Ankunft und den Lärm des Busses – und der Betrunkenen – vom Vortrag vielleicht tatsächlich unterschätzt hatte. Genauer gesagt, hatte er vielleicht die stetig wachsende Intelligenz und Kontrolle unterschätzt, die von den Toten hier demonstriert wurden.
    »So viele sind es trotzdem noch nicht«, murmelte er, wobei er darauf achtete, leise zu sprechen. Allerdings gestalteten es die ständigen Schmerzen und der gedämpfte Klang in seinem beeinträchtigten Ohr schwierig, die richtige Lautstärke zu finden. Er wechselte erneut die Position, da er immer noch nicht so viel erkennen konnte, wie er wollte. »Noch ein paar Stunden Stille, und ich bin sicher, sie hauen ab. So lange ist es noch nicht her. Sobald wir den anderen erklärt haben, was vor sich geht –«
    Jäh verstummte er, als eine Leiche auf ihn zustürzte. Sie krachte in die andere Seite der Hecke und versuchte, eine knorrige Hand durch das Gewirr der Zweige zu strecken. Überrascht stolperte Hollis rückwärts. Als der erste Schock sich legte, trat er wieder näher hin.
    »Was ist?«, fragte Priest und hielt sich in sicherer Entfernung.
    »Ein etwas lebhafter, das ist alles«, erwiderte Hollis. Durch eine Lücke in den Zweigen blickte er ins Gesicht des Ungetüms und war froh, dass es ihn nicht erreichen konnte. Hollis konnte nicht sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau gehandelt hatte. Die Haut war von tiefen Pockennarben zerfurcht und verwest. Die Oberlippe war abgerissen worden, wodurch vergilbte Zähne frei lagen. Seitlich am Kopf hing ein großer Hautlappen herab und bedeckte das Ohr. Die Augen allerdings waren zwar dunkel und trüb, aber weitestgehend unversehrt. Hollis erkannte, dass ihn das verfluchte Ding direkt anstarrte. Es mochte über ein begrenztes Sehvermögen verfügen, dennoch schien es jede seiner Bewegungen zu verfolgen. Unverhofft schleuderte es sich erneut gegen die Hecke und streckte sich, so weit es konnte. Angewidert beobachtete Hollis, wie Dornen und Zweige verrottendes Fleisch von den Knochen streiften. Dann waren es plötzlich zwei; eine weitere Kreatur, aufgeschreckt von den jähen Bewegungen der ersten, stürzte herbei. Eine dritte folgte, und noch eine. Innerhalb von Sekunden wüteten mindestens fünf der verfaulenden Kreaturen dort gegen die Hecke, wo Hollis stand. Überrascht und beunruhigt von ihrer unerwarteten Wildheit drehte er sich um und scheuchte Priest leise den Pfad entlang in die Richtung des Klubhauses.
    Hollis fühlte sich zwar immer noch unbehaglich, entspannte sich aber ein wenig, als sie den geschlossenen Gang erreichten, der zum Hintereingang des Klubhauses führte. Priest ging voraus und bewegte sich rasch durch das stockfinstere Erdgeschoss und über die Treppe hinauf zum Balkon. Beide Stereoanlagen funktionierten noch. Der vereinte Lärm der Musik und der Generatoren war schrecklich, so laut, dass Hollis sich regelrecht darüber freute, dass sein Gehör nicht mehr richtig

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