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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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einen Stapel Leitkegel, Schaufeln und ähnliche Wartungsausrüstung beiseite, dann ging er zur anderen Seite der Rampe, um sich einige Holzpaletten anzusehen, die sich an der Wand stapelten. Unterwegs schaute er zurück zum Bus. Die anderen saßen auf den Stufen zum Hintereingang des Ladens, tranken, aßen und verschnauften, bevor sie den Heimweg antreten würden.
    Die Paletten erwiesen sich als uninteressant. Einige waren kaputt, andere warteten gestapelt auf die Abholung.
    Plötzlich stürzte sich ein Leichnam auf Hollis, packte ihn und brachte ihn zu Fall. Mich pochendem Herzen rappelte er sich auf, um sich gegen die faulige Gestalt zu wehren, die ihn überrumpelt hatte. Wo um alles in der Welt war sie hergekommen? Er drückte die Hände nach oben, legte sie um den Hals der übel riechenden Kreatur und drückte zu. Seine behandschuhten Finger gruben sich tief in das verwesende Fleisch und ließen die löchrige Luftröhre aufplatzen, wodurch ekelhafte Flüssigkeiten und Brocken auf ihn herabtropften und seinen Arm hinabliefen. Nach der ersten Überraschung durch den jähen Angriff kehrte seine Fassung rasch wieder. Es gelang ihm, das Gewicht zu verlagern und sich herumzurollen, sodass der Leichnam unter ihm zum Liegen kam und er seine volle Masse einsetzen konnte. Hollis starrte in das abscheuliche Gesicht, das einer Masse von Eiter, geronnenem Blut und aufgerissener Haut glich, in der ein hohler Ausdruck prangte. Er fragte sich, wie ihn eine derart erbärmliche und unzulängliche Kreatur so überrumpeln konnte. Lag es daran, dass er nicht richtig hören konnte, oder verlor er das Gespür? Mit stockendem Selbstvertrauen ergriff er zornig den langen Schraubenzieher, den er in der Hosentasche trug, und stieß ihn in die Schläfe des Ungetüms, bis er auf der anderen Seite wieder austrat. Dann zog er das Werkzeug heraus, stand auf und versetzte der nunmehr reglosen Hülle einen wütenden Tritt in den Magen, um sicherzugehen, dass sie sich nicht wieder aufrappeln würde.
    »Alles in Ordnung, Hollis?«, rief Jas. »Hast du Schwierigkeiten?«
    »Es geht mir gut«, antwortete er rasch und bemühte sich, ruhig zu wirken, damit die anderen nicht bemerkten, was geschehen war. Offenbar hatte er seinen Angreifer unwissentlich befreit, als er sich umgesehen und Dinge verrückt hatte. Er hatte sich wie ein dämlicher Amateur angestellt, was ihn zugleich mit Wut und Angst erfüllte. Wut, weil er dumm gewesen und sich einem unnötigen Risiko ausgesetzt hatte; Angst, weil er die Leiche erst gehört hatte, als es zu spät gewesen war. Diesmal war er trotzdem heil davongekommen, aber es hätte ganz anders enden können. Hollis hatte gehofft, sein Gehör hätte sich inzwischen wieder gebessert, in Wahrheit jedoch schien es sich eher zu verschlechtern. Wie sollte er überleben, wenn er nichts hören konnte? Plötzlich fühlte er sich ungeschützter und verwundbarer als je zuvor, seit der Rest der Welt rings um ihn tot umgefallen war. Er wischte das Blut vom Schraubenzieher ab und steckte ihn zurück in seine Hosentasche, als sich Jas näherte.
    »Wir brechen gleich auf«, sagte er. »Bist du bereit?«
    Hollis nickte und folgte ihm zurück zum Bus.
    Das untere Stockwerk und die Hälfte des oberen des riesigen Fahrzeugs waren gefüllt. Da kaum noch ein freier Sitz zu finden war, erklomm Lorna erschöpft die Treppe zum oberen Stock und ließ sich schwerfällig auf einen ungemütlichen Platz ganz vorne fallen, fernab der anderen. Der Bass grollte und vibrierte, als Driver den Motor anließ, dann setzte er sich langsam in Bewegung. Lorna hörte das Krachen einiger schlecht verstauter Vorräte und das aufgeregte Gelächter und Unterhaltungsfetzen von ihren Mitplünderern, die unten auf dem Mittelgang standen. Es klang, als könnte man von Glück reden, wenn bei der Ankunft im Hotel noch Alkohol übrig wäre. Lorna schloss die Augen, lehnte sich zurück und versuchte, eine Weile alles um sich herum auszusperren.
    Der Bus wendete und überquerte die Brücke über den Kanal. Der plötzliche Ruck schleuderte sie vorwärts und ließ sie die Augen wieder öffnen. Sie ließ den Blick über die toten Straßen von Bromwell wandern. Selbst nach fast zwei Monaten war das volle Ausmaß der unerklärlichen Katastrophe immer noch schwer zu begreifen. Sie sah etliche Leichen, die unten in den Schatten wuselten, sich hartnäckig und unermüdlich umherschleppten wie fleißige Arbeitsbienen, allerdings ohne Ziel oder Orientierung. Ein schlimmeres Dasein

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