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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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an.
    Levana , raschelte totes Laub über den Waldboden.
    Ein tiefer Schauer durchdrang sie.
    Der Wind strich sanft durch ihre Haare. Es fühlte sich an, als wolle er sie streicheln. Emily wagte nicht, sich zu bewegen. Nicht aus Angst. Sie wollte nur um jeden Preis verhindern, dass dieses wundersame Schauspiel plötzlich aufhörte. Oder sie erwachte.
    Höre dem Herbstwind zu , hatte Elias gesagt. Doch was passierte als Nächstes? Was musste sie tun?
    Zaghaft hob sie die Hand zum Gruß. Es erschien ihr angemessener als ein »Ja?« oder »Hallo?«.
    Wie zur Reaktion schwoll der Wind an. Er umkreiste sie und ließ das gefallene Laub in einem andächtigen Reigen um sie herumtanzen. Passierte das gerade wirklich? Emily war derart gebannt von dem unwirklichen Schauspiel, dass sie die nächsten Worte zwischen dem säuselnden Wind und den tanzenden Blättern zunächst nicht als solche erkannte. Noch lange würde sie sich darüber wundern, wie sie diesem morschen Wispern überhaupt eine Bedeutung hatte abringen können.
    Du bist zurückgekehrt.
    Ohne die Augen von dem mittlerweile auf Brusthöhe kreisenden Blätterring abzuwenden, nickte sie langsam. »Was … wer bist du?«
    Diesmal blieb der Wind die Antwort schuldig. Kraftlos sank das Herbstlaub um sie herum zu Boden. Verunsichert blickte sie umher. Hatte sie etwas falsch gemacht?
    Nach angespannten Sekunden völliger Stille regte sich das Blattwerk auf dem Waldboden wieder. Diesmal war es nicht der Wind, der das tote Laub wie die Tänzer eines Totentanzes im Kreis marschieren ließ. Es war völlig windstill, als sich Formen unter den Blättern aufzeichneten, auftürmten und wieder in sich zusammenstürzten. Als kröchen merkwürdige Kreaturen über den Untergrund, beulte sich die Blätterdecke auf.
    Dann standen sie plötzlich vor ihr. Und auch wenn Emily es noch immer nicht mit der Angst zu tun bekam, fühlte sie sich doch ein wenig unwohl. In einem Halbkreis um sie aufgereiht standen drei Wesen. Sie traute ihren Augen kaum, und doch konnte es keinen Zweifel geben: Diese Wesen bestanden gänzlich aus Herbstlaub.
    Das mittlere der drei trat auf sie zu.

    Michael betrat die Halle, seine nachdenklichen Züge waren längst wieder von strenger Entschlossenheit ersetzt worden. Er hatte keine andere Wahl. Dass die Tür in das verborgene Kellergeschoss nicht verschlossen war, überraschte ihn nicht. Immerhin war es das Orakel von Delphi, die älteste und gefährlichste Prophetin von allen, die in der Dunkelheit auf ihr Schicksal wartete. Sie wusste, dass er kommen würde.
    »Ich hatte dich früher erwartet.« Ihre Stimme klang zeitlos wie immer. Zart, leise und doch von großer Macht geschliffen. Bedächtig stieg Michael die letzten Stufen hinunter und blieb stehen. Heute entzündeten sich die Kerzen nicht, die traditionell den Weg zu ihrem Altar beleuchteten. Nicht, dass Michael sie je benötigt hätte. Ihr Fehlen machte ihm deutlich, dass ihre Beziehung heute Nacht enden würde.
    »Ich wurde aufgehalten.«
    »Von dir selbst?«
    Sie wusste, dass er ihr nicht widersprechen würde. »Erinnerungen«, sagte er leise, beinahe andächtig.
    »Ah ja.« Ihre Stimme klang aus den Tiefen des Raums herüber. »Erinnerungen können der willkommenste Gast, wohl aber auch der größte Störenfried sein. Manchmal sind sie beides, wie der Vorfall in Kairo belegt.«
    Michael lächelte. Sie wusste, weshalb er hier war, wusste, dass er keine andere Wahl hatte, und entschied sich für eine Anekdote, die ihre tiefe Verbundenheit meisterlich herausstellte. Sie tat es nicht aus Kalkül, nicht aus der Hoffnung heraus, ihn umzustimmen. Auch dafür kannte sie ihn zu gut. Sie tat es, weil sie ihm sagen wollte, dass ihr dieses Ende ebenso wenig gefiel wie ihm.
    Er näherte sich ihr. Er spürte sie, auch ohne sie in ihrer derzeitigen Form zu sehen. »Warum?«
    »Es war der einzige Weg.«
    Er nahm ein kurzes Flackern hinter dem Altar wahr. »Den einzigen Weg gibt es nicht.«
    »Es gibt ihn für dich.«
    »Ja, und nur für mich. Auch ich hatte die Wahl. Vor langer Zeit.«
    »Ich hatte noch nie die Wahl. Das weiß niemand besser als du. Ich habe das getan, was richtig war.«
    »Und mich verraten?« Stück für Stück verabschiedeten sich Gelassenheit und Ruhe aus seiner Stimme. Er trat einen weiteren Schritt auf den schlichten Steinaltar zu. »Was war daran richtig?«
    »Alles, Michael. Eure Zeit ist abgelaufen. Deine Zeit ist abgelaufen. Das weiß ich jetzt.«
    »Dann irrst du dich.«
    Stille. Als das Orakel

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