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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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zweitens?«, fragte Jake kalt.
    »Zweitens«, antwortete Emily mit bebender Stimme, »werde ich mich unter euch nie wirklich zu Hause fühlen. Was auch in meinem früheren Leben passiert ist – ich bin kein Mensch. Und ob ich noch ein richtiger Vampir bin, weiß ich auch nicht. Ich fühle mich nirgendwo zugehörig, Jake!«
    Die Härte war aus seiner Miene gewichen. Er sah sie lange an. »Ich auch nicht.« Er machte einen zögerlichen Schritt auf sie zu und ergriff ihre Hand. »Nimm mich mit! Ich würde dich nie im Stich lassen.«
    »Das weiß ich. Aber genau aus diesem Grund kann ich dich nicht mitnehmen. Das muss ich allein schaffen. Du musst mir glauben, dass ich anders entscheiden würde, wenn ich könnte. Ich muss weg aus Woods End. Wenn ich Vampire hierherlocken würde, würde ich mir das nie verzeihen.« Sie dachte an Jakes verschwundenen Großvater. »Vielleicht habe ich das sogar schon längst.«
    »Kommst du wieder zurück? Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun soll.« Er setzte sein unverwechselbar schiefes Lächeln auf. »Egal, wie schnulzig das jetzt klingt – du bist das Wichtigste in meinem Leben!«
    In diesem Moment wäre Emily fast schwach geworden, wäre kurz davor gewesen, ihre Pläne über den Haufen zu werfen und bei Jake zu bleiben. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als das.
    Doch Jake ruinierte es mit dem Wundervollsten, was er ihr hätte sagen können. »Ich werde dich immer lieben.«
    Immer. Das Wort dröhnte schwer wie eine Eisenglocke.
    »Aber genau das kannst du nicht!«, sagte sie und machte sich nicht die Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. »Das kannst du nicht …«

    Der Nebel kroch so dicht durch die nächtlichen Straßen Londons, dass sich Michaels Füße völlig darin verloren. Er mochte solche Nächte. Auch deshalb hatte er sich entschieden, heute zu Fuß zu gehen.
    Es war feuchtkalt – die Menschen eilten mit gesenktem Kopf und tief in die Manteltaschen gerammten Händen ihrem Ziel entgegen. Blasse Straßenlaternen stachen aus dem Nebel hervor, als er seinen Weg vorbei an den grauen Fassaden alter Gebäude nahm, völlig versunken in der Zeitlosigkeit der Nacht.
    Als er das Themseufer erreichte, hielt er eine Weile inne und betrachtete die Silhouetten der Gebäude auf der nassschwarz schimmernden Wasseroberfläche.
    Er wandte sich nach Westen, immer am Fluss entlang. Leichter Nieselregen setzte ein und ließ ein monotones Rasseln auf dem nahen Fluss erklingen. Er war sich der langen Zeitspanne bewusst, die seit ihrem letzten Treffen vergangen war. Es gab dennoch keinen Grund für die Annahme, dass seinem Ruf nicht Folge geleistet werden würde.
    Er ließ die Innenstadt hinter sich. Nach einigen Meilen sah er die Hammersmith Bridge vor sich aufragen.
    Er verließ die Straße, schlug sich durch die Böschung und fand sich kurz darauf am Ufer wieder. Feuchte Kieselsteine knirschten unter seinen teuren Schuhen, als er ans Wasser trat. Auf der gegenüberliegenden Seite brannten vereinzelte Lichter in niedrigen Häusern, hier und da lagen glucksend Boote vor Anker.
    Michael krempelte einen Ärmel hoch. Etwas glänzte im schwachen Licht der Brückenbeleuchtung, dann hatte er das kleine scharfe Messer auch schon wieder verschwinden lassen. Mit mildem Interesse betrachtete er den sauberen Schnitt in seiner Handfläche. Das Blut glänzte in diesem Licht fast schwarz. Eine Schande, dass er sich nicht daran berauschen konnte.
    Die ersten Tropfen hatten sich noch nicht lange im dreckigen Uferwasser verflüchtigt, da wurde Michael einer Präsenz hinter sich gewahr. Zur selben Zeit verdunkelte sich die fahle Brückenbeleuchtung, als hätte jemand einen Dimmer betätigt.
    »Ah«, raunte Michael, ohne sich umzudrehen, »es stimmt also.«
    Das Etwas hinter ihm reagierte nicht. Dann spürte Michael, wie es näher kam. Und mit ihm kroch die Nacht heran.
    »Wie lange ist es her, Nosophoros?«
    Hinter ihm zischte etwas, dann war der Schatten ganz nah. Michael drehte sich nicht um. Um keinen Preis wollte er riskieren, Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen zu lassen.
    »Nicht lang genug«, raschelte eine verwelkte Stimme in sein Ohr. Sie klang wie brüchiges Pergament.
    »In der Tat, in der Tat. Und doch kommt es mir vor, als sei es erst letztes Jahr gewesen. Die Zeit ist tückisch.«
    Er hörte den rasselnden Atem des Wesens. Als das Etwas sprach, holte es alle paar Worte Luft. »Ich habe Berge erklommen … Täler durchschritten … Flüsse überquert … Wüsten hinter mir gelassen … und

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