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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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Freundin?
    »Ja«, hauchte das Mädchen, das plötzlich klein und zerbrechlich wirkte. Sie begann zu schluchzen. »Das wollte ich nicht! Ehrlich, ich wusste nicht, was Elias vorhatte. Ich wollte doch nur von diesem schrecklichen Leben erlöst werden.«
    »Wovon redest du?«, fragte Jake. »Was für ein Leben?«
    »Ich bin nicht gestorben, Jake«, sagte sie verzweifelt. »Oder nicht so richtig. Was eigentlich noch schlimmer ist. Elias hat versprochen, uns zu richtigen Vampiren zu machen, sobald er wieder mit dem Herbstbringer vereint ist. Alles Lüge!« Sie weinte bittere Tränen. »Ich habe dich verraten, Herbstbringer, und ich hasse mich dafür. Ich … ich wollte doch nur so werden wie ihr … wie du. Elias hatte nur noch Augen für dich, also bin ich zu Michael gegangen. Er versprach, mich sofort zu einer Vampirin zu machen. Aber jetzt … jetzt weiß ich, dass ich einen Fehler gemacht habe.«
    Jake starrte Anne noch immer ungläubig an.
    »Komm, wir müssen verschwinden!«, sagte Emily.
    Anne schüttelte traurig den Kopf. »Ich nicht. Ich habe einen Pakt mit Elias geschlossen, der nur durch den Tod gelöst werden kann.« Trotzig presste sie die Lippen aufeinander, bis sie weiß wurden. Sie blickte zu dem Schutthaufen, unter dem Michael begraben lag. »Und wie man sieht, kann man diese Monster töten.«
    »Anne, das ist Selbstmord!«, keuchte Jake. »Komm mit uns. Wir …« Er hielt inne und wandte sich an Emily. »Wohin gehen wir eigentlich?«
    Emily erwiderte nichts darauf. Sie wusste es nicht.
    »Ihr solltet die Stadt so schnell wie möglich verlassen. Los jetzt, macht, dass ihr wegkommt. Nehmt den Weg über das Mausoleum dort hinten, neben dem großen umgestürzten Kreuz. Er führt direkt in die Kanalisation und dann ins Freie.«
    »Was ist mit dir?«, fragte Jake, als sie sich zum Gehen wandten.
    »Ich habe eine Aufgabe. Auch ich habe inzwischen manchen Trick gelernt. Und ich bin nicht allein.«
    Jake blickte sie fragend an. »Was meinst du damit? Ich sehe hier niemanden.«
    Sie lächelte ein kleines, trauriges Lächeln. »Und doch sind sie hier. Dieser Vampir hat viele auf dem Gewissen. Ihre Körper mag er aus dem Weg geschafft haben – ihre Seelen allerdings nicht.«
    Emily bemerkte plötzlich eine andere, zornige Präsenz. »Ich spüre sie auch«, sagte sie leise. »Sie … sie sind überall, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Werden sie auf unserer Seite kämpfen?«
    »Sie kämpfen auf niemandes Seite. Sie kämpfen für sich. Dafür, endlich Ruhe zu finden.«
    Emily nickte nachdenklich. Jake sah sie verwundert an, sagte aber nichts.
    Anne atmete tief durch. »Bitte verzeih mir, Herbstbringer. Bitte verzeih mir.«
    Emily konnte nur nicken. In ihrem Hals saß ein dicker Kloß.
    »Lebt wohl«, sagte Anne, dann eilte sie ohne ein weiteres Wort an ihnen vorbei. Hinter ihr folgten die verfluchten Seelen der Ermordeten.



EPILOG
    Als Emily und Jake vor dem Mausoleum standen, das Anne ihnen gezeigt hatte, blickten sie ein letztes Mal zurück. Emily wusste nicht, ob Michael wirklich vernichtet war. Dennoch hatte sie gespürt, wie seine Macht erloschen war. Als hätte ihre Überlegenheit genügt, um die Stärke aus ihm herauszusaugen. Dann streifte ihr Blick eher zufällig den Himmel. Sofort begann ihr Herz, heftiger zu pochen.
    Der Morgen graute, zeichnete erste blassrosa Streifen an den Horizont.
    »Jake«, hauchte sie erleichtert. »Es dämmert. Wir sind gerettet!«
    Doch Jake hatte sich schon durch den Eingang des Mausoleums in den niedrigen Gang geschleppt. »Wir sollten abhauen«, sagte er merkwürdig bitter.
    Sie stiegen einige Steintreppen hinab und befanden sich bald darauf in der Kanalisation. Schnurgerade verlief der schmale Steg neben dem träge fließenden Wasser. Die Wände waren glitschig und mit schleimigem Moos bedeckt, immer wieder verließen fette Ratten fluchtartig ihre Verstecke.
    Weg, nur möglichst weit weg von hier. An mehr konnte und wollte Emily nicht denken. Sie traute dem Frieden noch nicht.
    Unter einer eisernen Leiter blieb Jake stehen. Sie mündete einige Meter über ihnen in einen Gullydeckel, durch den fahles Licht fiel.
    »Was hast du?«
    Jake schüttelte müde den Kopf. Da war es wieder, sein unverkennbar schiefes Lächeln, das er immer dann aufsetzte, wenn es eigentlich überhaupt nichts zu lachen gab. Er sah Emily an. »Es hat sich nichts daran geändert, dass ich für immer mit dir zusammen sein will.«
    »Jake, auch ich möchte die Zeit mit dir verbringen, die uns bleibt. Es ist nur

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