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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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nicht?«
    Emily wandte den Blick nicht von Michael ab. Es war ebenso erschütternd wie faszinierend, welche Macht er verströmte.
    »Neidisch?«, fragte Elias betont ruhig. »Kann ich gut verstehen. Das wäre ich an deiner Stelle auch. Dir ist es ja sogar entgangen, wenn ich in den letzten Jahrzehnten in der Stadt war. Man hätte dir den Herbstbringer auf einem Silbertablett servieren können, und du hättest es nicht bemerkt. Du bist schwach geworden!«
    Michael ging nicht darauf ein. Er wandte sich an Emily: »Herbstbringer. Endlich sehen wir uns wieder. Erinnerst du dich an unsere letzte Begegnung?«
    Emily schüttelte stumm den Kopf. Noch während sie es tat, wusste sie, dass es nicht stimmte. Sie erinnerte sich doch. Sie hatte es immer getan. Wie so vieles war es tief in ihrem Kopf begraben gewesen. Doch im Gegensatz zu so viel anderem hätte das ruhig dort bleiben können.
    Sein gnadenloser Blick bei der Urteilsverkündung, seine flammende Rede für die Unzulänglichkeit der Strafe. Wieder wallte Zorn in ihr auf, schon gerieten die Blätter um sie herum in Bewegung. Sie ließ sich nichts anmerken und zwang sich zur Ruhe. Längst hatte sie erkannt, dass ihre Wut ihr einziger Trumpf war. Ihre Waffe.
    »Nun, überaus verständlich. Es war bestimmt kein allzu erfreulicher Tag für dich.« Er lächelte humorlos, entblößte dabei wie zufällig zwei lange Zähne. »Lass dir gesagt sein, dass auch ich diesen Tag in keiner guten Erinnerung habe. Immerhin bedeutete er, dass ich sehr viele Jahre warten musste, bevor ich dich endlich in die Finger kriegen würde.«
    Er machte unerwartet zwei Schritte nach vorn.
    »Zurück!«, bellte Elias. Obwohl er hinter Emily stand, hätte sie schwören können, dass sich sein Körper auf eine Weise verkrümmte, die gegen jegliche anatomische Möglichkeiten verstieß.
    »Der Straßenköter verteidigt sein Aas«, murmelte Michael leise, blieb aber stehen. Dann wandte er sich wieder an Emily. »Hat er dir schon angeboten, sein Blut zu trinken?« Er blickte sie aufmerksam an. Dann seufzte er, als hätte er nichts anderes erwartet. »Das alte Spiel also«, meinte er nickend. »Du kannst es nicht lassen, was, Nosophoros?«
    Emily zwang das Zittern aus ihrer Stimme. So ausweglos die Situation auch war: Sie wollte endlich wissen, was hier gespielt wurde. »Was soll das, Elias? Was soll das alles?«
    Statt einer Antwort drückte Elias ihr seine Klauen fester in den Hals.
    Michael lächelte abfällig. »Elias«, wiederholte er belustigt. Jedes Mal, wenn sein Blick sie streifte, füllte sich ihr Geist mit abscheulichen Bildern, mit toten Erinnerungen, die ihr wie Gift durch die Seele rannen und ihren Verstand verpesteten. Das Schlimmste daran war aber, dass sie ihr die Wahrheit zeigten. Es waren ihre Erinnerungen, die Michael Stück für Stück aus dem Vergessen riss.
    »Und jetzt genug mit diesen Albernheiten. Gib sie mir, und ich lasse dich vielleicht am Leben.«
    Jetzt war Elias an der Reihe, abfällig zu lachen. Es klang fremdartig und kehlig. Wie hatte sie sich nur auf ihn einlassen können? Sie verfluchte ihre Naivität. »Du lässt mich vielleicht am Leben?«, schnarrte Elias »Weißt du eigentlich, was du da sagst?«
    »Das weiß ich sehr genau.« Michaels Tonfall hatte etwas ungemein Bedrohliches angenommen. »Und glaub nicht, deine Haustierchen in den Tunneln könnten dich retten. Diesmal nicht!«
    »Hol sie dir doch, wenn du dir so sicher bist. Aber wie ich dich kenne, traust du dich selbst das nicht. So kurz vor dem Ziel und auch jetzt ein Feigling. Schade, dass dein Sohn das nicht erleben kann. Oh, das habe ich vergessen, du warst ja auch zu feige, ihn selbst zu töten.«
    Michaels überraschter Gesichtsausdruck freute Elias. Das konnte selbst Emily spüren.
    »Oh ja, ich weiß Bescheid.« Elias’ Stimme troff vor Genugtuung. »Ebenso wie ich davon weiß, dass du zu feige bist, derlei selbst auszuführen.«
    Michael fing sich schnell. »Dann weißt du sicher auch, was jetzt kommt. Aaron!«
    Hinter dem Erzengel schälte sich eine Gestalt aus dem Dunkel. Noch bevor sie ihn erkannte, wusste Emily, dass es der Vampir war, den sie gewittert hatte. Der Vampir, der ihr vor dem Haus der Lancehearts aufgelauert hatte. Und er war nicht allein. Er schleifte eine Person hinter sich her, die Emily zunächst nicht erkannte. Dann schrie sie auf.
    Es war Jake.



22
    »Was soll das?«, fragte Elias. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, wirkte aber mit einem Mal angespannter.
    »Wir wissen

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