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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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sie dann. Das laute Geräusch schien ihn aufzurütteln. Gehetzt blickte er an Emily vorbei, zog sie dann in das diffuse Halbdunkel und ließ die Tür krachend ins Schloss fallen. Beunruhigt registrierte Emily, dass die schwere Tür gleich mehrere Schlösser aufwies und Jake alle verriegelte. Dann entspannte er sich ein wenig.
    »Jake, sag doch was! Du machst mir Angst!«
    Er lächelte schief. Das tat er immer, wenn es eigentlich nichts zu lachen gab. Emilys Körper quittierte es mit einer Gänsehaut. »Tut mir leid. Ich … ich bin froh, dass du hier bist. Gott, wie hast du mir gefehlt!« Mit diesen Worten nahm er sie in die Arme. Emily ließ sich für einen Moment fallen, gab sich der Vorstellung hin, dass sich nichts ändern würde.
    »Wer fängt an?«, flüsterte sie dann, ohne sich von Jake zu lösen. Er atmete schwer, lockerte seine Umarmung und sah ihr ernst in die Augen. Dann küsste er sie lange und leidenschaftlich.
    »Du«, sagte er mit belegter Stimme.
    Sie atmete tief durch. In einem Moment wusste sie noch nicht, wo sie anfangen sollte, im nächsten sprudelte es einfach aus ihr heraus.
    Während ihrer Erzählung war Jake zunehmend blasser geworden – sofern das überhaupt noch möglich war. Er kauerte auf dem Sessel im Wohnzimmer und blickte starr geradeaus.
    »Wer weiß noch davon?« Seine Stimme klang brüchig und müde.
    »Niemand«, erwiderte Emily verwundert. Sie hätte eine andere Reaktion erwartet. »Ich habe Sophie nur erzählt, dass ich jemanden getroffen habe, der mich von früher kennt. Das ist alles.«
    »Gut.« Da war es wieder, sein schiefes Lächeln. »Zumindest weiß ich jetzt, dass ich nicht verrückt geworden bin und mich die letzten Tage vor Spukgestalten versteckt habe, die nur in meinem Kopf existieren.« Deswegen also die geschlossenen Rollläden. »Puh«, machte er dann. »Ein ziemlicher Hammer, was?«
    Sowenig ihr zum Lachen zumute war: Bei dieser Äußerung musste sie schmunzeln. »Das kann man wohl sagen. Das Verrückte ist, dass ich es noch nicht eine einzige Sekunde angezweifelt habe.«
    »Ich auch nicht«, sagte Jake zu ihrem Erstaunen. »Seit du weg warst, ist hier eine Menge passiert, Emily. Mein Opa ist nicht wieder aufgetaucht. Er hätte schon vor Tagen zurück sein sollen und hat sich genauso lange nicht mehr gemeldet. Ich habe in der Bibliothek angerufen, und dort ist er wie geplant aufgebrochen. Sonst kommt er immer sofort nach Hause. Ich weiß, dass ihm was passiert ist. Und ich weiß auch, dass es etwas mit dem zu tun hat, hinter dem er her war.
    Vor ein paar Tagen sind zwei sehr seltsame Männer um das Haus rumgeschlichen. Wir haben draußen eine Kamera, die Großvater für solche Fälle angebracht hat. Das waren keine Menschen! Ich habe es ihnen angesehen. Diese Kerle haben mir gehörig Angst eingejagt. Die nächsten zwei Tage habe ich mich im Keller versteckt, in Opas Panikraum, den kann man nahezu hermetisch abriegeln. Ich habe mich das ganze Wochenende nicht vor die Tür getraut und muss irgendwann das Zeitgefühl verloren haben. Ich dachte bis vorhin, es wäre Sonntag.«
    »Jake, das ist ja schrecklich! Und du bist sicher, dass es …«
    Die Stille, die folgte, war erstmals unangenehm.
    »… Vampire waren, ja«, vervollständigte Jake den Satz. »Das weiß ich spätestens jetzt. Hey, jetzt denk bloß nicht, ich würde dich auf eine Stufe mit denen stellen. Egal was passiert – du bist immer noch du.«
    Emily war Jake dankbar für diese Worte. Aber war sie wirklich noch die Emily, die Jake kannte? Die, in die er sich verliebt hatte?
    »Was machen wir jetzt?« Jake schaute sie beinahe hilflos an. Es war offensichtlich, dass er keinen Plan hatte, wenn seine beste Idee darin bestanden hatte, sich im Keller zu verstecken.
    »Das«, sagte Emily seufzend, »ist eine ziemlich gute Frage!«
    Eine Weile saßen sie ratlos im Wohnzimmer.
    »Wir könnten mal die Rollläden öffnen«, schlug Emily mit gezwungenem Optimismus vor. »Ich glaube, dir tut ein wenig Licht gut.«
    »Und das von einer Vampirin!«, stieg Jake in die vermeintlich gute Laune ein. Sie hatten zwar kein Problem aus der Welt geschafft; aber immerhin mussten sie ihre Sorgen nicht mehr allein durch die Welt tragen.
    »Solltest du nicht zur Polizei gehen?«, fragte Emily, nachdem sie das Haus aus seinem deprimierenden Dämmerzustand befreit hatten und Jake kurz unter die Dusche gesprungen war.
    »Eigentlich schon.« Jake rubbelte sich die Haare trocken. »Das Einzige, was mich davon abhält, ist, dass ich

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