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Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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in seinem Blick?
    „Hast du plötzlich das Lesen verlernt?“, frage ich böse. Hallo! Ich habe wegen ihm eine verdammt beschissene Nacht hinter mir. Bo verzieht das Gesicht und geht zu seinem Schreibtisch zurück. Auf halbem Weg macht er kehrt.
    „Es tut mir leid, Robin.“
    Kühl sehe ich ihm in die Augen. „Ach?“
    „Ich hätte dich nicht anmotzen sollen.“
    „Sehe ich genauso.“
    „Dass ich mich von dir trennen würde, war natürlich Quatsch.“
    Ich ziehe lediglich eine Braue in die Höhe und genieße es, wie Bo sich windet.
    „Dot, ich war wegen Louisa und ihrem dämlichen Penner so aufgebracht. Und als du nach dem Bundeswehreinsatz gefragt hast, lief das Fass schlichtweg über. Ich will über diesen Einsatz nicht sprechen.“
    „Bo, ich möchte doch nur wissen, was damals mit dir passiert ist. Deine Narben …“ Ich verstumme, ehe die Situation erneut eskaliert. Heute reißt sich Bo sichtlich zusammen.
    „Robin, wenn du mich bitten würdest, nach einem bestimmten Ereignis in deinem Leben nicht zu fragen, würde ich der Bitte nachkommen. Kannst du das nicht ebenfalls für mich tun? Der Einsatz war schrecklich und ich will ihn für alle Zeiten vergessen. Okay?“
    Gar nichts ist okay. Ich will wissen, was damals Sache war. Ich will endlich erfahren, was es mit den Narben auf sich hat.
    „Okay“, antworte ich. Okay, dass er die Sache vergessen will. Nicht okay, wenn ich meine Nase nicht in genau diese Angelegenheit stecken soll. Aber das denke ich mir nur. Ein wenig zögernd beugt sich Bo zu mir herab und gibt mir einen Kuss. Oh, ihr wunderbaren, zärtlichen Lippen. Wo wart ihr gestern Abend, als ich sehnsüchtig auf euch gewartet habe? Ich schwelge in dem angebotenen Versöhnungskuss und gebe mir gleichzeitig Mühe, nicht allzu besänftigt zu wirken. Den Spruch mit der Trennung finde ich schon ziemlich heftig und mich emotional erpressen zu wollen ist ein absolutes No-go.
    „Du bist sauer“, murmelt Bo jetzt in der Nähe meines Ohres. Er kennt jede Stelle an meinem Körper, an der er mich mit einer einzigen Berührung zum Vibrieren bringen kann und nutzt in diesen Moment schamlos die sensible Stelle an meinem Ohr aus. Ganz zarte Lippenberührung, kaum mehr als ein Hauch …
    „Natürlich bin ich sauer“, gebe ich zu. „Freilich wird sich das auch irgendwann legen.“ Nachtragend bin ich nie gewesen und es geht schließlich um Bo, dem ich schon mir zuliebe unbedingt verzeihen muss. Eine weitere Nacht allein in diesem verdammten Bett ertrage ich nicht. Trotzdem kann er mir ruhig noch ein wenig um den Bart gehen.
    „Hast du etwas auf dem Notebook gefunden?“ Bo sieht mich fragend an.
    „Auf dem Notebook ja. Der USB-Stick und das iPhone waren dagegen uninteressant. Und meine Entdeckung wird dich sicherlich überraschen.“ Ich nehme ihm den Papierstapel aus den Händen und blättere, bis ich den gesuchten Ausdruck gefunden habe.
    „Ingo hat eine Datei angelegt, in der er bestimmte Örtlichkeiten und Zeiten festgehalten hat. Wie hier: Bahnhof, 19:45 Uhr. Solche Angaben gibt es beinahe täglich.“
    „Klingt ja beinahe, als hätte er jemanden beschattet.“
    „Das jedenfalls ist meine Vermutung.“ Erneut blättere ich in den Papieren.
    „Interessant ist vor allem dieser Eintrag.“ Ich halte Bo die entsprechende Seite entgegen und er nimmt sie mir ab.
    „ Streng und Züchtig “, liest er vor und sieht mich entgeistert an.
    „Das ist ein Laden für BDSM-Artikel“, erkläre ich. „Von der Peitsche bis zu Handschellen bekommst du da alles, was dein kleines, sündiges Herz begehrt.“
    „Alles, was mein Herz begehrt, sitzt vor mir auf dem Stuhl.“
    „Mach ruhig so weiter, Bo, und du hast mich fast überzeugt, dass dein Ausraster gestern ein einmaliger Fehltritt war und du ihn wirklich bereust. Du weißt genau, dass mir übel wird, wenn du derartig mit dem Wagen herumschleuderst.“
    „Dot, ich habe mich bereits entschuldigt. Was muss ich denn tun, damit du wieder lieb zu mir bist?“
    Ich klimpere übertrieben und extrem tuntig mit den Augen. „Du gehst in den Sexshop und wirst streng und züchtig fragen, ob jemand dort Ingo gesehen hat und vielleicht eine zweite Person, mit der er zusammen war oder für die er sich interessiert hat.“
    „Ich? Na gut, okay. Und was unternimmst du in der Zwischenzeit?“
    „Ich lasse mich von dir an Ingos Schule absetzen und erkundige mich dort nach unserem verlorenen Sohn.“
    Bo nickt zustimmend. Dann fällt ihm etwas ein.
    „Hast du eigentlich

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