Herbstfrost
zunichtemachen.«
Sandra Hasenkopf wurde blass. »Ist Jutta etwa in Gefahr?«
»In Lebensgefahr. Finden gewisse Leute sie vor uns, werden sie sie
umbringen.«
»Die Verwandten des Bierbrauers?«, fragte die junge Frau mit
schreckgeweiteten Augen.
Jacobi biss sich auf die Lippen. »Nein, die haben damit nichts zu
tun. Bringen Sie bloß keine Gerüchte in Umlauf. Ihre Jutta hat sich mit
wesentlich gefährlicheren Personen eingelassen und ist wahrscheinlich deshalb
auch abgehauen. Behalten Sie das aber bitte für sich. Sie spielen sonst mit
Ihrem eigenen Leben. Ach ja, und bevor ich’s noch vergess: Welche Farbe hat das
Porsche-Cabrio Ihrer Kollegin?«
»Weiß.«
»Ist es ein Neunelfer oder ein Roadster?«
»Neunelfer.«
»Kfz-Nummer?«
»Jutta hat ein Wunschkennzeichen: S – MARL 8.«
» MARL ist klar. Aber wofür steht die
Acht?«, fragte Kotek.
»Umgelegt ist die Acht das Zeichen für Unendlichkeit. Steht für
ewige Erinnerung an den Spender. Auch der ist schon verstorben – daheim. Jutta
war nicht dabei.«
»Wie beruhigend. Können wir nun Ihre Adresse und Telefonnummer
haben, Frau Hasenkopf?«
»Ich wohne in einer Garçonnière in der Zehentmaiergasse in Maxglan.«
Sie gab den Beamten eine Visitenkarte. Diesmal mit zitternder Hand. Dann stieg
sie grußlos aus, ging zu ihrem Wagen und fuhr zur Garagenausfahrt.
***
In der Zwischenzeit hatte jemand zweimal versucht, übers
Autotelefon anzurufen. Jacobi rief zurück.
»’tschuldige, Lenz, wir haben grad noch eine Zeugin vernommen. Was
ist mit Schremmer?«
»Er ist tatsächlich zu diesem Golf-Club gefahren, hat sich
allerdings nicht lang drin aufgehalten. Es handelt sich übrigens um den
›Paris-Lodron-Club‹. Benannt nach –«
»– einem Salzburger Fürsterzbischof.«
»Du sagst es. Nur was für feine Pinkel. Schremmer ist anschließend
in die Stadt zurückgefahren, hat auf der Sparkasse am Alten Markt
fünfzigtausend Schilling abgehoben und ein Päckchen in einem Schließfach
deponiert. Anschließend hat er sich über sein Mobiltelefon mit Ruth Maybaum im
›Tomaselli‹ verabredet, wo er jetzt auf sie wartet.«
»Sag bloß, unsre Fernmeldefuzzis kennen diese Telefonnummer schon?«
»Ja, kennen sie. Aber wenn er in Zukunft immer öffentliche
Fernsprecher benutzt, sehen wir ziemlich alt aus.«
Jacobi widerstand der Versuchung, zu Behrens zurückzugehen. Was
hätte der ihm auch sagen können, das er nicht schon wusste? Außerdem war der
Trumpf, den sie mit Jutta Dietrich in der Hand hielten, zu wichtig, um ihn
vorschnell auszuspielen.
»Ganz schöner Hammer, den Behrens uns da vorenthalten hat, nicht?«,
sagte Kotek, nachdem sie wieder auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.
»Kannst du laut sagen. Trotzdem hat Schremmer in einem Punkt recht:
Behrens hat mit den Sökos nichts zu tun, genauso wenig wie seine Klinik. Er ist
nur benutzt worden …«
»Von seiner Geliebten?«
Jacobi nickte lächelnd. »Von der auch. Aber ich hab Schremmer
gemeint. Behrens sollte uns von der Dietrich ablenken, also ist er als Bindeglied zu Grabowsky eingesprungen. Vermutlich
war die Dietrich die wirkliche Anlaufstelle der Sökos. Sie sollte angeworben werden – und zwar durch Erpressung. Das Druckmittel könnte
ihre freizügige und lukrative Patientenbetreuung gewesen sein.«
»Sei mir nicht böse, aber für so einfältig halte ich die Sökos nun
doch nicht. Warum sollte die Dietrich sich mit so etwas erpressen lassen? Was
sie getan hat, mag vielleicht anrüchig sein, aber nichts davon fällt in die
Kategorie Kapitalverbrechen.«
Jacobis gerunzelter Stirn nach teilte er diese Meinung nicht.
»Vielleicht wissen die Sökos ja etwas über sie, das wir noch nicht
wissen. Jedenfalls kann ich mir vorstellen, was ihr erster Job gewesen wäre:
die Liquidierung Grabowskys! Durch seine Krankheit war er schließlich zum
Risikofaktor geworden. Doch was tut die Dietrich? Sie erzählt Grabowsky, was
man von ihr verlangt, und hofft, auf diese Weise etwas über die Erpresser zu
erfahren. Tatsächlich packt Grabowsky aus, macht ihr klar, mit wem sie es zu
tun hat, und rät ihr, schleunigst zu verschwinden. Dass sie weder zu uns noch
zur Presse geht, ist verständlich. Nicht aber, warum sie sich an Schremmer
gewendet haben soll statt an Behrens. Doch Schremmer erkennt sofort die Chance,
auf die er so lange gewartet hat. Er schlägt der Dietrich einen Deal vor.
Grabowsky ist ein Söko der ersten Stunde, folglich muss er einen Hinweis auf die Führung geben
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