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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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können. Als Jutta Dietrich die
gewünschte Info erhält, gibt sie diese an Schremmer weiter und taucht mit
seiner Hilfe unter. Nur er kennt ihr Versteck. Behrens’ angelegentliche Frage
am Telefon hat das verraten.«
    »Welche Frage? Ich steh grad echt auf der Leitung.«
    »Erinnerst du dich nicht? Behrens sagte: ›Und sonst?‹ Schremmer
wusste sofort, wo ihn der Schuh drückte, und fragte unwirsch zurück: ›Was
sonst?‹ Und Behrens, durch den Hinweis auf einen möglichen Lauschangriff
eingeschüchtert, machte sofort einen Rückzieher: ›Ach nichts, vergiss es!‹
Darauf Schremmer: ›Das würde ich dir auch empfehlen, wenigstens vorläufig!‹ Der
knappe Wortwechsel bestätigt nur unsre Vermutung: Behrens ist kein Player,
sondern nur eine tragische Randfigur.«
    »Eine sehr tragische«, pflichtete ihm Kotek bei. »Obwohl er uns
vorhin die Hucke vollgelogen hat, tut er mir jetzt irgendwie leid.«
    Jacobi kniff ein Auge zu und trommelte mit den Fingern auf das
Lenkrad. »Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Aber weiter im Text: Schremmers
Dame im Hinterhalt steht gut, er hat sie den Sökos voraus, aber dann platzt ihm
der Anruf Ruth Maybaums ins Konzept. Er soll uns, den Kiberern, auf die Sprünge
helfen. Und die Maybaum macht Druck, also willigt Schremmer notgedrungen ein und
händigt mir das Sökos-Dossier aus. Natürlich eine redigierte Fassung: Der
entscheidende Hinweis, den er von Jutta Dietrich erhalten hat, fehlt. Und die
Grabowsky-Beichte ist ebenfalls seine Idee gewesen. Behrens musste mitspielen,
hatte keine andere Wahl. Die Sökos ihrerseits sind durch das Verschwinden der
Dietrich zutiefst verunsichert. Sie setzen die Liquidierung Grabowskys aus und
lassen ihn nur beaufsichtigen, doch dadurch können wir ihn uns schnappen. So
steht die Partie im Augenblick. Jetzt sind die Sökos wieder am Zug. Schremmers
Dame können sie im Moment nicht erwischen, also werden sie ihn selbst ins
Visier nehmen. Sie können es sich nicht leisten, ihn weitermachen zu lassen.«
    Jacobi startete den Wagen und fuhr los. Ob er mit seinen Vermutungen
richtiglag, würde sich bald zeigen. Die Zeit wurde knapp. Sicher hatte Behrens
inzwischen auch mit einigen Leuten telefoniert. Schließlich durfte der Ruf der
Klinik nicht befleckt werden. Waschhüttl würde also schwere Geschütze
auffahren. Doch dank Sandra Hasenkopf konnte er, Jacobi, dagegenhalten.
    ***
    Im Präsidium angekommen merkten sie sofort, dass es Stunk
gegeben hatte. Weider kam auf eine Zigarette herüber. In seinem Büro, dem
Info-Center, rauchte er nicht mehr, um seinen Konsum etwas einzuschränken. Als
Jacobi seinen angewiderten Gesichtsausdruck sah, musste er grinsen, obwohl ihm
durchaus nicht zum Lachen zumute war.
    »Hat Waschhüttl gemeckert?«, fragte er.
    »Gemeckert? Er hat gebrüllt, die Gruppe Jacobi sei ein Asyl für
geistige Kleinrentner, die jeden vernünftigen Menschen zur Verzweiflung
treiben. Ach ja, und du sollst unverzüglich zu ihm kommen, wenn du zurück
bist.«
    »Mach ich. Zunächst aber der Fahrplan für euch, falls uns der Fall
noch heute entzogen wird.« Er nahm die Kopie des Gedächtnisprotokolls aus der
Aktentasche. »Hier sind Fingerabdrücke von Behrens drauf. Vergleicht sie bitte
mit jenen auf dem Ausdruck, den Schremmer uns gegeben hat. Schremmer behauptet,
er habe diese Blätter von Behrens erhalten, folglich müssten dessen Prints auch
darauf zu finden sein.«
    Weider rümpfte die Nase. »Das kann aber auch sein, wenn Schremmer
der Verfasser ist. Er musste Behrens die Seiten ja lesen lassen, damit er ihn
uns als Verfasser unterjubeln konnte. Apropos Behrens: Hast du von ihm was
Brauchbares erfahren?«
    »Von ihm nicht, aber eine Pflegerin hat gesungen wie eine
Nachtigall.« Jacobi wiederholte in gebotener Kürze, was Sandra Hasenkopf ihnen
gesteckt hatte. »Und schick gleich einen unsrer Fernmeldetechniker zu ihr«,
ordnete er abschließend an. »Er soll die Dietrich zunächst über Schremmers
Festanschluss, dann über seine Funktelefonnummer anrufen. Vermutlich kann sie
seine Nummer vom Display des Empfängergeräts ablesen. Diese klitzekleine Chance
haben wir. Wir müssen die Frau unbedingt ans Rohr kriegen. Melanie hat für
diesen Fall schon einen Text vorbereitet, den die Hasenkopf auswendig lernen
soll. Unser Mann soll es bis zwei Uhr früh versuchen. Wenn sie bis dahin nicht
rangegangen ist, kann er nach Hause fahren.«
    Weider zuckte mit den Schultern. »Selbst wenn die Dietrich naiv
wäre, würde sie doch sofort auflegen,

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