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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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daneben. Jacobi wählte, ohne zu
zögern.
    »Landesgendarmeriekommando Salzburg, Hauptmann Jacobi. Kann ich
bitte den Pater General sprechen? Er erwartet meinen Anruf.«
    Ein Sekretär stellte das Gespräch durch.
    »Kastner. Wer ist am Apparat?« Der Gladius-Dei-General hatte eine
tiefe Stimme, die Autorität ausstrahlte.
    »Hauptmann Jacobi. Ich rufe in der Angelegenheit
Heiligenkreuz-Spital an. Im Moment ist es mir leider nicht möglich, persönlich
bei Ihnen vorzusprechen, Pater General, aber morgen stehe ich selbstverständlich
zu Ihrer Verfügung.«
    »Schade, dass Sie nicht gleich kommen können. Pater Behrens ist
gerade bei mir.«
    »Das trifft sich gut. Dürfte ich ihn kurz sprechen? Dauert wirklich
nur Sekunden.«
    Behrens musste direkt neben seinem Oberen gestanden haben, er
meldete sich sofort.
    »Behrens. Ich höre?« Es klang, als würde er eine Entschuldigung
erwarten.
    »Ich nehme an, Sie wollen den Pater General selbst über Jutta
Dietrich informieren«, sagte Jacobi kühl. »Eine weitere Debatte über eine
Rufschädigung des HKS würde sich damit erübrigen.
Ich möchte nur in Ruhe meiner Arbeit nachgehen, Pater. Sie werden einen solchen
Wunsch sicher verstehen?«
    Nichts, nur ein Klick, und die Leitung war unterbrochen. Behrens
musste vor Schreck aufgelegt haben.
    »Was ist mit dieser Jutta Dietrich?«, fragte Waschhüttl.
    »Sie ist Krankenpflegerin im HKS und
war bis vor Kurzem Behrens’ Geliebte. Das konnte natürlich nicht geheim
bleiben.«
    »Und deshalb musste er über manche Gepflogenheiten des Personals
hinwegsehen?«
    »So ist es. Vor drei Wochen verschwand sie allerdings plötzlich. Wir
suchen sie wie die obligate Stecknadel im Heuhaufen. Möglicherweise verfügt sie
über Infos, die uns näher an die Sökos heranbringen. Kann aber auch sein, dass
wir sie nur mehr als Leiche finden. Ich nehme an, der General wird zurückrufen,
sobald er Behrens die Beichte abgenommen hat. Und Sie werden sehen, Herr
Oberst, er wird unsrer Arbeit von nun an das Verständnis entgegenbringen, das
man von Hütern der Moral erwarten darf.«
    »Ihr Mundwerk wird Ihnen eines Tages noch den Hals brechen«, sagte
Waschhüttl.
    Den Gefallen werde ich dir sicher nicht tun, dachte Jacobi, während
seine hochgezogenen Brauen und die ausgebreiteten Arme eben jenen Fatalismus
vortäuschten, den Waschhüttl so an ihm hasste.
    »Brauchen Sie mich noch? Als ich vorhin zum General sagte, ich sei
unabkömmlich, habe ich nämlich nicht gelogen. Wir beschatten Schremmer, der
vermutlich heute noch ein Rendezvous mit Sökos-Killern hat. Wir werden
versuchen, ihm das Leben zu retten, und Sie selbstverständlich auf dem
Laufenden halten, Herr Oberst. Guten Abend!«
    ***
    »Und? Wie war’s?«, fragte Weider, als Jacobi zurückkam.
    »Dank Hasenkopf ist er im Augenblick schmähstad, aber das kann sich
rasch ändern. Gladius Dei wollte intervenieren, aber ich hab Behrens Jutta
Dietrich zu kauen gegeben. Der Rückruf wird nicht lange auf sich warten
lassen.«
    Weider legte ihm einige Fotogramme mit stark vergrößerten
Fingerabdrücken auf den Tisch. »Du hattest übrigens recht mit den Prints«,
sagte er. »Auf den Seiten, die Behrens Schremmer übergeben haben soll, gibt es
ausschließlich die Abdrücke von Schremmer. Behrens hat die Papiere nie in der
Hand gehabt.«
    Jacobi nickte. »War nach dem aktuellen Wissensstand nur noch eine
Fleißaufgabe. Trotzdem vielen Dank. Die Steilvorlage der Hasenkopf hat uns, wie
schon gesagt, in Angriffsposition gebracht. Wir sind jetzt am Ball, Johnny.«
    Weider schmunzelte. »Heute so sportlich, Oskar? Ist ja sonst nicht
grad deine Art. Aber ich verstehe: Du probst für dein Date mit Jutta Dietrich.
Sie soll ja was für rüstige Senioren übrighaben.«
    Jacobi warf mit einem Radiergummi nach ihm, verfehlte ihn aber.
»Hast du in letzter Zeit mal in einen Spiegel geschaut? Du würdest bei jedem
Ötzi-Casting alle anderen Bewerber ausstechen.« Er wurde wieder ernst. »Wir
führen uns auf, als befände sich die Dietrich bereits in Sicherheit, dabei
wissen wir nicht einmal, ob sie überhaupt noch lebt.«
    »Die lebt schon noch, Oskar«, sagte Weider, und es klang sehr
überzeugt. »So verführerisches Unkraut verdirbt nicht so schnell, drauf verwett
ich meine Pension.«
    »Was wissen wir über sie?«
    »Sie ist achtundzwanzig, als einziges Kind einer VOEST -Arbeiterin in Linz geboren und dort aufgewachsen.
Hat ein Pharmaziestudium abgebrochen und ist dann Krankenpflegerin geworden.
Wir werden sie

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