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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Hast du’s dir anders überlegt?« Jutta
Dietrich hatte tatsächlich eine elektrisierende Stimme.
    »Jutta, endlich! Gott sei Dank! Seit Tagen versuche ich dich zu
erreichen. Ich bin’s, Sandra. Hör zu, heute Nachmittag ist ein Mann –«
    »Sandra? Wie kommst du an diese Nummer? Da stimmt doch –«
    »Ich wollte es dir doch gerade erklären. Heute Nachmittag nach
Dienstschluss hat ein Mann an meiner Wohnungstür geläutet. Ich kannte ihn
nicht, aber er sah aus wie Antonio Banderas. Er hat sich vorgestellt und
gesagt, er sei mit dir befreundet. Ich sagte, ich hätte keine Ahnung, wo du im
Augenblick –«
    »Sandra«, unterbrach sie Jutta Dietrich. »Ich muss auflegen. Ich …
das Risiko ist einfach zu groß.«
    »Warte! Einen Augenblick noch, bitte! Schremmer hat mir dieses
Mobiltelefon gegeben, weil –«
    »Unsinn! Kurt hat mir versichert, nur er selbst würde anrufen. Sowie
irgendjemand anderer sich unter dieser Nummer meldet, befinden wir uns beide in
höchster Gefahr.«
    »Schremmer ist tatsächlich in großer Gefahr. Deshalb hat er mir ja
auch deine Telefonnummer verraten. Er will sich heute mit einem abtrünnigen
Söko treffen. Davon hat er dir doch sicher erzählt.«
    »Kurt hat mich versteckt, weil ich mich in
Lebensgefahr befinde. Ansonsten habe ich keine Ahnung, was er treibt. Oft
meldet er sich tagelang nicht. Ich werde dir irgendwann alles erklären, aber
mich jetzt sicher nicht um Kopf und Kragen reden. Ich weiß, man benutzt dich
als Lockvogel. Adieu, meine Kleine!«
    ***
    »Nicht dumm, die Dietrich«, sagte Weider und klickte auf eine
Taste seines PC s. »Trotzdem waren wir, wie schon
gesagt, mit der Peilung einigermaßen erfolgreich. Ein Foto haben wir übrigens
auch schon von ihr. Eine wirklich tolle Frau, nebenbei bemerkt!«
    Auf dem Bildschirm erschien eine topografische Karte von der
Glockner- und Sonnblickgruppe im Nationalpark Hohe Tauern. Weider hatte die von
ihm als Hilfsantenne ausgewählte Funkdienststation auf der Edelweißhütte
bereits markiert.
    Die Schutzhütte mit Restaurantbetrieb war nach der markanten
Edelweißspitze benannt. Sie befand sich an deren Südhang, oberhalb der
Glocknerstraße auf einem kleinen Plateau, das für Touristen ein lohnendes
Ausflugsziel war.
    Den Ermittlern war trotz exakter Richtungspeilung nur eine unscharfe
Seitenbestimmung gelungen: Jutta Dietrich hätte demnach sowohl im oberen
Fuscher Tal, etwa auf einer Almhütte am Wiesbachhorn, als auch im
Seidlwinkltal, einem sehr langen Seitental des Rauris, telefoniert haben
können.
    »Sieht ganz nach einer idyllischen Bleibe im Hochgebirge aus«, sagte
Weider. »Eine Jagdhütte oder so was Ähnliches. Was meinst du, Oskar?«
    »Hm, ich würde eher an was Größeres denken, wo man auch einen
Porsche einstellen kann.«
    »Ein Haus mit Garage? Ein Berghotel?«
    »Nein, das wäre einem Fuchs wie Schremmer viel zu öffentlich und
unsicher. Außerdem gibt es in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern kaum
Hotels, abgesehen von jenen an der Glocknerstraße und einigen etwas
komfortableren Schutzhütten.«
    »Jetzt weiß ich, was du meinst.«
    »Ach ja? Dann sag’s mir drüben im Büro. Mir ist nach einem Drink und
einer Zigarette.«
    Sie gingen hinüber.
    »Sag, übertreibst du die Geheimhaltung nicht etwas?«, mäkelte
Weider. »Stubi und Klugscheiß haben eh keine Ahnung, warum wir die Dietrich
suchen. Außerdem konzentrieren sie sich ausschließlich auf die Datenerhebung
zum Schremmer-Dossier.«
    Jacobi nahm ein Bier und eine Cola aus dem Kühlschrank. Weider war
trockener Alkoholiker, Cola sein favorisiertes Ersatzgetränk.
    »Und was, wenn sie doch eine Ahnung haben?«, insistierte Jacobi.
»Eine Million für einen kleinen Tipp, gegebenenfalls ist den Sökos ihre
Freiheit sogar noch mehr wert. Sicher überprüfen sie schon unsre finanziellen
Verhältnisse, um zu checken, wen man am ehesten bestechen kann. Stubi ist
Häuslbauer, glaubst du nicht, der könnte eine Million gut brauchen? Besonders
in Zeiten wie diesen?«
    »Nein, nicht Stubi! Und Klugscheiß ebenso wenig. Die beiden würden
doch nie wieder in einen Spiegel schauen können, wenn sie sich auf so etwas
einließen. Die machen so etwas nicht, Oskar. Ganz sicher nicht!«
    Stubenvoll, von dem eben noch die Rede gewesen war, sah zur Tür
herein. »Schremmer hat unsern Porsche jetzt abgehängt. Sollten Sie es sich
anders überlegen, Chef, holen wir ihn jederzeit wieder ein.«
    »Nein, schon in Ordnung! Die Vorausposten vor dem ›Welikije

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