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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Ich sah die Bewegung an der
Gardine, dann die Mündung und hab draufgehalten. Wir haben fast gleichzeitig
abgedrückt. Er verfehlte Schremmer um Haaresbreite, ich ihn nicht. Glatter
Lungendurchschuss. Aber die Ärztin sagt, er wird’s überleben. Wenn er
stabilisiert ist, bringt ihn die Ambulanz ins LKH .
Die beiden anderen werden jetzt abgeführt, und die Itzlinger Kollegen vernehmen
den Wirt. Mein S t G habe ich schon abgegeben.«
    Redl hatte ganz ruhig berichtet, seine Atmung ging nicht schneller
als sonst. Jacobis Puls raste hingegen.
    »Puh! Du hast uns ein furchtbares Schlamassel erspart. Dank dir,
Lenz! Hat Schremmer sich auch schon bedankt?«
    »Dazu hatte er noch keine Gelegenheit. Wenn du ihn sprechen willst,
melde dich noch einmal bei Leo oder Max. Sie stehen bei ihm.«
    ***
    Von Weider aus der Zentrale dazu aufgefordert, gab Haberstroh
sein Funksprechgerät an Schremmer weiter.
    »Hallo, Jacobi!« Schremmers Stimme klang brüchig. Er schien unter
Schock zu stehen. »Muss mich wohl bei Ihnen bedanken. Das wär beinah
schiefgegangen. Hab noch immer ganz zittrige Knie.«
    »Wem sagen Sie das, Schremmer? Hoffentlich haben Sie jetzt
begriffen, dass mit diesen Leuten nicht gut Kirschen essen ist. Sie sind uns
was schuldig.«
    »Natürlich steh ich in Ihrer Schuld. Aber dabei sollten Sie nicht
vergessen, wer es war, der Sie so schnell auf die Spur der Sökos gebracht hat.«
    Jacobi runzelte die Stirn. Die Rettung seines Lebens gegen eine
erzwungene Gefälligkeit aufzurechnen, war mehr als unverfroren.
    »Ich vergess es schon nicht«, sagte Jacobi, konnte sich aber nicht
verkneifen hinzuzufügen, »obwohl Sie das Dossier von allem wirklich Wissenswerten bereinigt haben!«
    »Bereinigt? Mann, geht jetzt wieder die Jacobi’sche Phantasie mit
Ihnen durch? Ich hab Ihnen alles ausgehändigt, was ich in jahrelanger Arbeit
zusammengetragen habe. Was soll ich Ihnen denn vorenthalten haben?«
    »Zum Beispiel, wer Marlene ist und welche Firma ihre Wurzeln im
alten Ägypten hat.«
    »Ah, wusst ich’s doch: Sie lassen mich nicht nur beschatten, sondern
auch abhören. Aber Schwamm drüber. Immerhin haben Sie mir dadurch das Leben
gerettet.«
    »Sehr großzügig. Sie haben doch damit gerechnet, dass wir ein Auge
auf Sie haben würden.«
    »Schon, hätt ich aber gewusst, wie nahe mir der Sensenmann heute
kommen würde, dann hätt ich mich nie auf das Treffen eingelassen.«
    »Ich bitt Sie: Dass es sich um eine Falle handelte, war doch
sonnenklar. Warum also sind Sie trotzdem zum ›Welikije Luki‹ gefahren?«
    »So klar war das nun auch wieder nicht, außerdem ist bei unserm
Geschäft ein gewisses Restrisiko immer dabei. Das Angebot konnte auch ernst
gemeint gewesen sein. Nach der Verhaftung Grabowskys werden viele Sökos
versuchen unterzutauchen. Ich bin überzeugt, da ist eine Absetzbewegung
größeren Umfangs im Gange. So gesehen hätte der Anrufer durchaus ins Bild
gepasst.«
    »Aber Sie haben mir noch nicht verraten, wer Marlene ist. Und sagen
Sie ja nicht, Sie hätten keine Ahnung. Sie haben dem Anrufer schließlich geantwortet,
das mit Marlene habe nicht geklappt, also wussten Sie, von wem die Rede war.«
    »Sie überschätzen mich, Jacobi. Ich hab einfach nur auf den Busch
geklopft, als ich sagte, das habe nicht geklappt. In Wirklichkeit habe ich
keine Ahnung, wer oder was Marlene ist.«
    »Ist das Ihr letztes Wort?«
    »Mann, warum denn immer gleich so melodramatisch! Ich kann Ihnen da
wirklich nicht weiterhelfen. Ich habe schon drei Jahre lang Ihre Arbeit
gemacht, Jacobi, und dabei wollen wir’s für heute belassen. Gute Nacht! Und
nochmals vielen Dank, dass Sie auf mich aufgepasst haben.«
    »Gute Nacht, Schremmer. Hoffentlich überlisten Sie sich nicht eines
Tages noch selbst. Das soll vorkommen – besonders oft bei Superschlauen.«
Jacobi legte auf.
    Weider schmunzelte. »Du hast richtig verärgert geklungen.«
    »Bin ich auch. Schremmer ist ein undankbarer, eingebildeter Arsch.
Wir retten sein Leben, und er lässt uns dumm sterben.«
    »Na ja, wir ihn doch auch. Wir wissen ja, wer Marlene ist.«
    »Trotzdem soll er ruhig glauben, dass wir noch im Dunkeln tappen«,
murmelte Jacobi grimmig.
    »Ach, tun wir das denn nicht?«
    »Das wird sich gleich herausstellen.«
    ***
    Kotek war ihnen in Jacobis Büro vorausgegangen. Sie folgten ihr.
    »Spann uns nicht auf die Folter, Melli«, sagte Jacobi. »Wo hat sich
die Dietrich versteckt?« Ihm war nicht entgangen, dass sie abwechselnd die
topografische Karte auf dem

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