Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)
nicht tat.
Noch mehr war er aber die männliche Zecke namens Alexander Waters leid, die belustigt grinsend an seinem Wagen lehnte, als Mac um die Hausecke kam. Verflucht, noch eins. Wie machte dieser Kerl das immer? Mac holte tief Luft, um Ruhe zu bewahren, während er zu seinem Wagen ging und die Schlüssel aus der Tasche zog.
„Hau ab!“
„Warum? Ich stehe gerne in der Gegend herum, sehe dem Schnee beim Fallen zu und warte, wer mir dabei so über den Weg läuft. Und? Hattest du Erfolg bei der Jagd nach Kleidung?“
Mac knirschte mit den Zähnen. „Geht dich nichts an.“
„Da hast du natürlich recht“, stimmte Alexander ihm zu und fegte sich ein paar vorwitzige Schneeflocken von der Nase. „Kommt es nur mir so vor oder wird es jeden Tag ein paar Grad kälter?“
„Ist mir egal“, grummelte Mac und traute sich nicht an Alexander vorbei, der mit seinem groß gewachsenen, schlanken und recht ansehnlichen Körper die Fahrertür blockierte.
Noch ein Problem, das er mit diesem Typ hatte, denn Waters sah immer wie aus dem Ei gepellt aus, wenn sie sich trafen. Scheinbar ging er ohne Anzug und Krawatte nicht aus dem Haus. Mac kam sich bei dem Anblick vor, wie ein versiffter Landstreicher. Er mochte die alte Jeans und den Armeemantel, der noch aus seiner Zeit bei den Seals stammte, aber gegen Mister Perfektion war dieser Aufzug ein Witz.
Wieso hatte er den Mann letzten Monat nicht einfach links liegenlassen? Weshalb war er so nett gewesen, ihm bei der Autopanne zu helfen? Das machte er sonst auch nicht, aber als er Alexander ratlos vor der offenen Haube am Straßenrand hatte stehen sehen, war er ohne Zögern rechts rangefahren und ausgestiegen. Nie wieder, schwor sich Mac, während er schweigend überlegte, ob es wohl als Körperverletzung galt, wenn er Waters eine verpasste und dann verduftete. Er würde auf gar keinen Fall noch einmal für jemand anhalten, der eine Wagenpanne hatte. Höflichkeit wurde sowieso überbewertet.
„Geh' mit mir essen.“
Mac war zu verblüfft, um zu antworten. Er hatte kein Wort von dem mitbekommen, was Waters davor gesagt hatte, aber dieser eine Satz klingelte in seinen Ohren, als wäre in ihnen ein Feuerwerk explodiert.
„Was?“
Alexander lächelte. „Eine Einladung. Zu einem Essen. Nur wir beide.“
„Nein!“, zischte Mac, als er sich endlich wieder unter Kontrolle hatte und nahm all seinen Mut zusammen, um Waters forsch zur Seite zu schieben und seinen Wagen aufzuschließen. „Kommt nicht infrage.“
„Warum nicht?“
„Deswegen.“
„Taylor, mich stört die Narbe nicht.“
Mac knallte die Wagentür wieder zu und drehte den Kopf ganz langsam zur Seite. „Woher kennst du meinen richtigen Namen?“
„Ich habe mich umgehört. Mit genug Geld bekommt man fast alles heraus.“
„Wer?“, fragte Mac und beschloss in Gedanken dabei, den Schuldigen, wer immer es war, eiskalt umzubringen.
„Geh' mit mir essen, dann erzähle ich es dir.“
Mac sparte sich jeden Kommentar dazu und stieg ein. Es war Alexanders Glück, dass er ihn ohne weiteres Wort fahren ließ, denn sonst hätte er wirklich mit seiner Faust Bekanntschaft gemacht. Das war ja wohl der Gipfel der Frechheit. Nur weil dieser Typ Geld wie Heu hatte und das nach außen hin deutlich zeigte, hatte er noch lange kein Recht Leute zu bestechen, um Informationen über ihn zu bekommen.
„Mackenzie! Jetzt mach' endlich diese Scheißtür auf! Ich weiß, dass du da bist!“, schrie Chase im Flur lauthals und Mac verdrehte frustriert die Augen zur Decke, bevor er sich von der Couch quälte und zur Tür ging, nachdem er seine Sonnenbrille aufgesetzt hatte, die griffbereit auf der Kommode im Flur lag.
Das hatte man nun davon, wenn man sich von Amber zum Abendessen einladen ließ. Chase hätte nie so nervig gegen seine Tür geschlagen, wenn er nicht gewusst hätte, ob jemand da war. Aber dank seiner Frau war das leider kein Geheimnis mehr. Wieso sagte er auch immer wieder zu? Amber stand mindestens einmal pro Woche vor der Tür und hatte entweder gleich Essen dabei oder lud ihn zu selbigem ein. Einmal hatte Mac es sogar geschafft, sie mit einem finsteren Blick zu vertreiben. Zehn Minuten später hatte ihr Sohn Connor mit seinem kleinen Bruder Blake vor der Tür gestanden.
Ein hinterhältiger Trick, den Amber und Chase beide perfekt beherrschten, wenn es darum ging, ihn aus der Wohnung zu locken. Mit Severin und Becker machten sie das auch regelmäßig, sodass die beiden ihr Heil in Jobs außerhalb von
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