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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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schützen.«
    »Vor mir?«
    Sie nickt.
    »Mir geht
es doch selbst nicht gut«, heule ich. »Du, Basti, ihr alle … ihr fehlt mir total
und jetzt bin ich hierhergekommen und du willst mich gar nicht haben!«
    »Ich hatte
nicht den Eindruck, dass dir meine Freundschaft sehr viel wert ist.«
    »Aber du hast mich doch rausgeschmissen!«
    »Nachdem du gesagt hast, du willst gehen!«
    »So habe
ich das gar nicht gemeint«, sage ich verzweifelt. »Du hast mich missverstanden.
Ist dir das nicht im Laufe der letzten Wochen langsam klar geworden?«
    »Aber dass
du jede Menge Mist gebaut hast, das habe ich wohl kaum falsch verstanden, oder?«
    »Wegen Daniel?«,
frage ich. »Weil ich das mit eurem Baby ausgeplaudert habe?«
    »Quatsch«,
sagt Vicki sauer. »Die Sache habe ich eindeutig selbst vergeigt … und wieder geradegebogen.«
    »Seid ihr
… Ist wieder alles okay?«
    »Ist es.«
    »Ich bin
froh!« Ich will Vicki umarmen, doch sie weicht zurück.
    »Warum bist
du wirklich hier?«, fragt sie direkt. »Wolltest du zu uns oder hast du nur Ärger
mit deinem Typen?«
    Plötzlich
begreife ich, warum Vicki so spröde und abweisend ist. Sie hat mich durchschaut.
Ich bin nur hergekommen, weil ich Stress mit Leo habe. Und dann, wenn ich genug
geschmollt und mich abgelenkt habe, werde ich zu ihm zurückfahren.
    Vicki sieht
mich prüfend an.
    »Ich werde
jetzt gehen«, sage ich leise.
    »Ich weiß.«
Vicki kennt mich. Mein Herz und meine Seele sind gläsern für sie. Ich muss nichts
erklären. »Kommst du zurück, Rosa? Irgendwann? Ich meine, so richtig, nicht nur,
wenn es dir schlecht geht und du sonst keinen hast?«
    »Und Leo?«,
frage ich vorsichtig. »Du hast doch was gegen ihn.«
    »Ich habe
nichts gegen Leo«, gibt Vicki zurück. »Ich kenne ihn ja gar nicht. Ich kann nur
nicht damit leben, dass du nicht weißt, was du willst.«
    »Du fehlst
mir«, sage ich offenherzig. »Aber ich will nicht, dass du dich wieder wie meine
Tankstelle fühlst.« Ich wische mir mit dem Ärmel über mein Gesicht.
    »Keine Taschentücher?«,
fragt Vicki und lächelt schief. »Wie immer.«
    »Natürlich«,
sage ich und würde mich am liebsten an meiner Freundin festkrallen. »Ich bin wie
immer. Alles an mir ist wie immer, hörst du? Und deshalb, bitte, Vicki, geh wenigstens
ans Telefon, wenn ich dich anrufe. Ja?«
    »Essen ist
fertig!«, ruft jemand aus dem Wohnzimmer.
    »Ich muss
da rein«, sagt Vicki und bleibt mir eine Antwort schuldig.
    Ich hatte
eigentlich gedacht, wir wären gerade einen Schritt aufeinander zugegangen.
    Mein gläsernes
Herz zerspringt.
     
    *
     
    »Geht es dir schon besser?« Leo
beugt sich über mich. Ich nicke. »Der Arzt kommt gegen zehn. Kannst du ihn rein
lassen? Ich muss los.«
    »Ich brauche
keinen Arzt mehr«, sage ich. »Es geht mit gut. Morgen komme ich wieder mit!«
    »Das wirst
du schön bleiben lassen. Solange du Antibiotika nimmst, ruhst du dich aus.«
    Leo ist
wahnsinnig lieb zu mir.
     
    Zwei Wochen sind vergangen, seit
wir diesen schrecklichen Samstag voller Missverständnisse und Stress erlebt haben.
Noch am selben Abend bin ich von Basti aus zurück zu Leo gefahren. Von Danielle
war keine Spur mehr zu sehen. Ich fragte Leo nicht nach ihr (ich kann gar nicht
fassen, dass ich das so gelassen hinkriege. Wahrscheinlich liegt es daran, dass
mein Herz kaputt ist und ich dadurch unempfindlich geworden bin. Was hinüber ist,
kann nicht mehr wehtun. Oder?) und er erwähnte ihre Anwesenheit mit keinem Wort.
Stattdessen sanken wir einander selig in die Arme und bewiesen uns, dass Versöhnungssex
einfach der beste Sex ist.
    Am nächsten
Morgen hatte ich Fieber und konnte nicht aufstehen. Leo rief einen Arzt, als es
im Laufe des Tages nicht besser wurde. Der stellte fest, dass ich mir eine Grippe
eingefangen hatte und schrieb mich vorläufig krank. Nach einer Woche stellte sich
obendrauf noch eine Bronchitis ein.
    Mir war
es recht. Ich konnte mich im Bett verstecken, schlafen, träumen und mich abends
von Leo mit Hühnersuppe und Streicheleinheiten verwöhnen lassen. Er hatte extra
meinetwegen eine Haushaltshilfe mit Kochtalent eingestellt.
     
    Unterdessen freue ich mich, bald
wieder arbeiten zu können. Die Premiere rückt näher und die Aufregung steigt. Ich
brenne darauf, zurück in die Werkstatt zu gehen, auch wenn mich Tina täglich beruhigt
und mir klarmacht, dass sie mich zwar vermisst, aber die Arbeit gut ohne mich vorankommt.
    Ein Niesanfall
macht mir zu schaffen. Ich stehe auf und laufe in mein Bad, um

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