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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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Handy ist offensichtlich vom Netz: »Der Teilnehmer ist nicht erreichbar.«
    Ich seufze
laut. Wozu sind Handys gut, wenn ihre Besitzer sie immer ausschalten?
    Ob ich vielleicht
zu Basti …?
    Nee, Rosa,
lass mal gut sein.
    Aber er
hat total nett mit mir gequatscht heute. Wie ein guter Freund! Ja, genau! Wir könnten
doch jetzt Freunde sein. Und zu wem flüchtet man, wenn es einem nicht gut geht?
    Nein, Rosa,
sei nicht bescheuert. Du kannst nicht einfach bei ihm aufkreuzen.
    Nach einer
endlosen Stunde Bahnfahrt und fruchtloser Grübeleien bin ich total erledigt. Müde,
hungrig, erschöpft.
    Meine Beine
tragen mich wie von selbst zu Bastis Wohnung, als ich im Prenzlauer Berg aus der
Bahn gestiegen bin. Bestimmt ist Juli auch da. Ich hoffe es sogar. Sie wird mit
Sicherheit nicht wollen, dass Basti mich vor der Tür stehen lässt, was er wohl kaum
tun wird, aber man weiß ja nie.
    In einer
hübschen Salumeria kaufe ich hausgemachte, frische Tagliatelle, Tomatensoße und
Parmesan, dazu eine teure Flasche Rotwein und für Juli eine Orangina.
    Zwei Minuten
später klingele ich bei Basti und flehe zum Himmel, dass er zu Hause ist. Ich habe
mich nicht getraut, vorher anzurufen. Womöglich hätte er gesagt, dass ich nicht
kommen soll.
    Eine Minute
später öffnet er die Tür. »Rosa?«
    »Das… das
ist kein Zufall. Das ist Absicht diesmal«, sage ich und halte ihm die Tüte mit den
Einkäufen hin.
    Auf sein
Gesicht stiehlt sich ein leises Lächeln.
    Im Hintergrund
höre ich jemanden lachen. Eine Frau.
    »Du bist
nicht allein?«, hauche ich und spüre, wie mir die Röte die Wangen hinaufkriecht.
    Kein Wunder,
dass mich alle für ein Schaf halten. Ich bin eins. Ich habe tatsächlich geglaubt,
ein Traumtyp wie Basti würde den Samstagabend allein oder brav mit seiner Tochter
verbringen. »Ich … ich sollte gehen.«
    »Komm rein«,
sagt Basti und lächelt ein wenig mehr.
    »Basti,
die Soße ist fertig … Rosa?«
    In der Tür
erscheint Vicki – mit einer Küchenschürze über dem Kleid (einem, das ich ihr genäht
habe). Darunter zeichnet sich tatsächlich ein klitzekleiner, aber kugelrunder Bauch
ab. Mein Gott. Sie sieht wunderschön aus. Ihre grünen Augen strahlen und ihr schweres
rotbraunes Haar fällt offen und glänzend über ihre Schultern.
    Ich habe
sie wahnsinnig vermisst!
    »Hi«, sage ich und schaffe es nur mit äußerster Mühe, nicht
heulend zusammenzubrechen. So sehr sehne ich mich nach ihr.
    »Los, komm schon«, sagt Basti und zieht mich kurz entschlossen
in die Wohnung. »Wir kochen zusammen.« Er guckt in die Tüte. »Siehst du, deine Zutaten
kommen gerade recht.«
    Vicki schaut ihn skeptisch an, protestiert jedoch nicht. Stattdessen
flüstert sie ein kurzes »Na super« und verschwindet in die Küche. Jetzt höre ich
ein vielstimmiges Gemurmel, gepaart mit Gläserklirren und Tellerklappern. Es klingt
so gemütlich. Schmerzhaft wird mir klar, dass ich ein Eindringling bin.
    Ich folge Basti in die Küche.
    »Mensch, Rosa, lange nicht gesehen!« Rob umarmt mich herzlich
und Lila schließt sich ihm an.
    Hier sind sie also alle! Ohne mich!
    Sogar Antonia
ist da. Sie hebt ihr Weinglas, prostet und zwinkert mir zu. Da sind noch einige
Leute, die ich nicht kenne. Und dann … Daniel.
    Vicki steht
direkt neben ihm. Ganz nah. Er hat einen Arm um ihre Taille gelegt. Sie küsst ihn
auf die Wange. Ich muss aufpassen, dass ich nicht lang hinschlage.
    Vicki und
Daniel haben sich versöhnt! Sie machen zusammen mit ein paar anderen Leuten eine
lustige Kochparty bei Basti. Es duftet lecker und die Stimmung ist super.
    Und ich
weiß nichts von alledem!
    Vicki hat
nicht angerufen, um mir zu berichten, dass es ihr wieder gut geht, dass es nicht
mehr schlimm ist, was ich an jenem Abend angerichtet habe. Ich dachte, sie sitzt
noch immer in ihrer Wohnung und weint den ganzen Tag. Bei jedem Handyklingeln hatte
ich gehofft, sie wäre dran und würde mir sagen, dass sie mich braucht und ich zu
ihr zurückkommen soll.
    »Ich muss
aufs Klo«, sage ich, nachdem ich mein letztes bisschen Kraft zusammengenommen habe,
um mir ein Weinglas zu schnappen und es in einem Zug auszuleeren.
    Kaum bin
ich draußen, ist Vicki hinter mir. »Was willst du hier, Rosa?«
    »Zu Basti.
Ich wollte zu Basti.«
    »Heute Abend
habe ich ihn das erste Mal seit Langem lachen sehen. Bevor du kamst.«
    »Warum bist
du so gemein?«, frage ich und lasse meine Tränen laufen.
    »Ich bin
gar nicht gemein«, antwortet Vicki. »Ich versuche nur, einen Freund zu

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