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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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zweifelnde Frauenseele in der Not, nicht
dieses blöde ›Brauche deine Erlaubnis nicht‹-Gequatsche.
    Im Nu bin
ich wieder stinksauer.
    »Verdammte
Scheiße«, zische ich und haue mit der Faust gegen die Wand.
    Ich bin
kein sehr ausgeglichener Charakter. Ich heule schnell und mein Selbstbewusstsein
ist nicht immer das Beste. Aber seit ich mit Leo zusammen bin, ist alles tausendmal
schlimmer geworden, ja, es sind sogar unliebsame Verhaltensweisen dazu gekommen.
Ich kenne mich selbst kaum wieder. Warum machen meine Gefühle für ihn mich nur so
hysterisch?
    Ich muss
an diesen Film mit Julia Roberts denken, in dem sie die ganze Zeit versucht, ihren
besten Freund, der eine andere heiraten will, für sich zu gewinnen. Alle Mittel
sind ihr recht. Als sie es am Ende beinahe geschafft hat, da tut es ihr leid und
sie stellt heulend fest, dass die Liebe ›Schleim‹ aus ihr gemacht hat.
    An der Stelle
hab ich mich immer schlappgelacht. Doch jetzt finde ich es gar nicht mehr lustig.
Es fühlt sich nämlich furchtbar an, wenn die Liebe etwas aus einem macht, was man
gar nicht sein will!
     
    »Rosa!« Tina springt von ihrer Nähmaschine
auf und fällt mir um den Hals.
    »Hey, Tina!«
    Ich lasse
mich in ihre Arme sinken und genieße es, auf der ganzen Welt wenigstens noch eine
Freundin zu haben. Prompt kullern Tränen aus meinen Augen. Tina sieht es, nimmt
meine Hand und schiebt mich direkt wieder aus der Tür.
    »Was ist
los?«, flüstert sie.
    »Sie hätte
wenigstens mal Hallo sagen können«, höre ich drinnen Marlene ätzen.
    »Nicht doch«,
stichelt Andrea mit. »Sie ist jetzt Frau Weidenhain. Da spricht man nicht mit dem
Fußvolk.«
    »Hör nicht
hin«, sagt Tina und zieht mich weg. »Wir gehen frühstücken, okay?«
    Ich nicke.
Genau genommen bin ich noch krankgeschrieben und muss also nicht an meiner Nähmaschine
sein.
    Kurze Zeit
später sitzen wir in den Potsdamer-Platz-Arkaden bei einem gemütlichen Bäcker. Tina
bestellt für uns zwei große Frühstücksportionen mit allem Drum und Dran.
    »Du musst
mal wieder was essen«, fordert sie. »Sonst ist bald nix mehr dran an dir.«
    Sie hat
recht. Durch die Krankheit habe ich noch mehr abgenommen. Ich sehe aus wie eines
dieser Hungermodells mit BMI 13. Echt nicht mehr schön!
    Das Zusammensein mit Tina tut mir gut. Und ehrlich gesagt
habe ich einen riesigen Appetit. Nachdem meine Kollegin mir kurz vom Fortgang unserer
Arbeiten berichtet hat, ist sie neugierig, was bei mir in den letzten Tagen los
war.
    »Leo hat
gesagt, du warst total krank?«
    »Wenn es
nur das wäre …«
    Eine halbe
Stunde, zwei Tassen Kaffee und ein Käsebrötchen später habe ich ihr alles erzählt.
Lückenlos!
    »Schweinerei«,
sagt Tina.
    Ich bin
zwar nicht ganz sicher, was sie meint, aber da ihr Resümee, wörtlich oder übertragen,
auf einiges zutrifft, was ich ihr berichtet habe, nicke ich zustimmend. »Das kannst
du laut sagen.«
    »Was willst
du jetzt machen?«
    »Mit Leo?«
    »Nee, nicht
mit Leo … Da kannst du sowieso nichts machen. Der ist, wie er ist«, sagt sie undurchsichtig.
»Ich meine, mit der echten Schweinerei.«
    »Du meinst
…?«
    »Kletzin,
ja, genau.«
    »Was … was
soll ich denn da machen? Mich vor die Abrissbirne schmeißen?«
    Tina zeigt
mir einen Vogel. »Du hast doch den Schlüssel in der Hand … Ist dir das etwa noch
gar nicht aufgefallen?«
    »Welchen
Schlüssel?«
    Tina rauft
sich ihr borstiges Haar. »Mensch, Rosa, das Tagebuch. Darin steht schwarz auf weiß,
dass das Gut immer an die weiblichen Nachkommen von Augusta vererbt wird. Das hast
du selbst gesagt, oder?«
    »Ja, aber
Augusta hatte keine Kinder. Sie ist kurz nach der Hochzeit gestorben.«
    »Aber es
wird mit Sicherheit irgendwelche anderen Frauen in der Familie gegeben haben. Vielleicht
eine Tochter von ihrer Schwester …«
    »Nee, Augusta
war Einzelkind.« Ich verstehe nicht ganz, was Tina mir verklickern will.
    Sie runzelt
die Stirn und grübelt. »Ich hab’s gleich«, sagt sie mehr zu sich selbst als zu mir.
    »Du meinst also, wenn wir die Besitzurkunde finden würden,
die ihr Vater ausstellen lassen hat und Augustas Testament …«, mir wird langsam
klar, worauf sie hinauswill, »und einen weiblichen Nachkommen finden, dann … Oh
mein Gott! Vicki!«, schreie ich. Einige der Herumsitzenden drehen sich nach mir
um. »Tina! Hör mal! Es ist meine Freundin Vicki! Sie ist ja sozusagen Augustas Urgroßnichte?
Tante? Cousine? Irgend so was in der Art.«
    »Sie ist
… was?«
    »Na, die
Enkelin der Tochter

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