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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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anderes vorhaben. Nein? Gut, dann ist das abgemacht. Pilar! Geh und sag Lydia, dass wir noch einen weiteren Gast haben. Sie soll heraufkommen.»
    Pilar ging. Stephen sah ihr nach. Simeon beobachtete es mit diebischem Vergnügen.
    Bald waren die beiden Männer in ein Gespräch über Südafrika vertieft. Lydia trat ein paar Minuten später ein.
    «Das ist Stephen Farr, der Sohn meines alten Freundes Ebenezer Farr. Er wird über Weihnachten bei uns bleiben. Bitte lass ihm ein Zimmer richten.»
    Lydia lächelte. «Selbstverständlich, gerne.» Sie betrachtete den Fremden, seine bronzefarbene Haut, die blauen Augen und den leicht nach hinten geworfenen Kopf.
    «Meine Schwiegertochter», stellte Simeon vor.
    «Es ist mir gar nicht recht, dass ich derart ins Haus platze», sagte Stephen, «mitten in ein Familienfest –»
    «Sie gehören zur Familie, mein Lieber», unterbrach der alte Lee seine Entschuldigungen, «merken Sie sich das.»
    «Sie sind zu gütig, Sir.»
    Pilar war wieder hereingekommen. Sie ließ sich gelassen neben dem Feuer nieder und nahm ihren Fächer auf. Geschmeidig bewegte sie ihn aus dem Handgelenk hin und her. Ihre Augen waren niedergeschlagen, und sie sah sehr sittsam aus.

24. Dezember
     
    « W illst du wirklich, dass ich hier bleibe, Vater?», fragte Harry. Er warf den Kopf zurück. «Ich stochere hier nämlich in einem Wespennest herum, weißt du.»
    «Inwiefern?», fragte Simeon Lee scharf.
    «Bruder Alfred», antwortete Harry, «mein lieber Bruder Alfred missbilligt meine Anwesenheit.»
    «Soll er doch, zum Teufel», schnaubte Simeon. «Ich bin hier Herr im Haus!»
    «Trotzdem, alter Herr. Du bist irgendwie von Alfred abhängig. Ich will ihn nicht aufbringen.»
    «Du wirst tun, was ich dir befehle!»
    Harry gähnte. «Ich weiß auch gar nicht, ob ich es aushalten werde, ein häusliches Leben zu führen. Kommt einen Menschen ziemlich hart an, wenn er bis dahin dauernd in der Welt herumgestoßen worden ist.»
    «Du solltest heiraten und dich sesshaft machen.»
    «Wen sollte ich heiraten? Schade, dass man nicht seine Nichte heiraten kann. Die kleine Pilar ist bezaubernd.»
    «Das hast du also doch bemerkt?»
    «Apropos: sesshaft werden. Unser dicker George scheint gar keine schlechte Wahl getroffen zu haben, was? Wo kommt seine Frau her? Was war sie früher?»
    «Was weiß denn ich», brummte der Alte. «Ich glaube, George hat sie bei einer Modenschau als Mannequin entdeckt. Sie behauptet, ihr Vater sei ein pensionierter Marineoffizier.»
    «Wahrscheinlich zweiter Maat auf einem Küstendampfer», grinste Harry. «George könnte noch seine Wunder mit ihr erleben, wenn er nicht vorsichtig ist!»
    Simeon zuckte die Achseln. Dann griff er plötzlich nach der Klingel, die auf dem Tisch neben ihm stand. Horbury erschien augenblicklich.
    «Bitten Sie Mr Alfred, sofort herzukommen!»
    Sobald der Diener verschwunden war, fragte Harry gedehnt: «Horcht der Bursche eigentlich an der Tür?»
    Wieder hob Simeon die Schultern und ließ sie fallen.
    Alfred kam eilends herein. Als er seinen Bruder sah, zuckte er leicht zusammen.
    «Setz dich, Alfred», befahl der Alte. «Wir müssen unseren Haushalt ein wenig umorganisieren, nachdem wir nun zwei Familienmitglieder mehr haben werden. Pilar bleibt selbstverständlich jetzt bei uns, und auch Harry hat sich entschlossen, daheim zu bleiben.»
    «Harry wird hier wohnen?», fragte Alfred starr.
    «Ja, warum nicht, alter Knabe?», lachte Harry.
    Alfred fuhr herum und sah ihn zornig an. «Mich dünkt, das solltest du selber spüren!»
    «Ich bedaure unendlich, aber ich spüre gar nichts.»
    «Nach allem, was geschehen ist? Nach deinem schandbaren Verhalten? Nach dem Skandal?»
    «Aber, aber das ist doch längst vergangen, Bruderherz!»
    «Du hast dich Vater gegenüber abscheulich benommen!»
    «Nun hör mich mal an, Alfred! Das geht nur Vater etwas an, nicht wahr? Wenn er bereit ist, mir zu vergeben –»
    «Jawohl, dazu bin ich bereit», mischte sich Simeon ein. «Harry ist mein Sohn, und er wird hier bleiben, weil ich es will.» Er legte Harry liebevoll die Hand auf die Schulter. «Ich habe Harry sehr gerne!»
    Alfred stand auf und ging aus dem Zimmer. Er war totenblass. Harry erhob sich ebenfalls und ging ihm lachend nach. Simeon kicherte vor sich hin. Dann schreckte er zusammen und sah sich um. «Wer zum Teufel ist da? Ach, Sie sind es, Horbury! Schleichen Sie doch nicht so herum!»
    «Verzeihen Sie, Sir.»
    «Schon gut. Übrigens habe ich Aufträge für Sie. Ich

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