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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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»der Menschheit schenken«würde. Wahrscheinlich würde er ihm wieder seinen Vortrag über all die Erfindungen halten, die Benjamin Franklin gemacht und die er bewusst nicht hatte patentieren lassen.
    Nein. Er würde seinem Vater nichts davon sagen. Er würde warten, geduldig, bis seine Stunde kam.
    Hiroshi sah sie kommen. Anfangs wusste er natürlich nicht, dass Charlotte hinter dem Steuer des roten Geländewagens saß, der da die Serpentinen hochgeprescht kam. Er hatte aus irgendeinem Grund den Impuls verspürt, durch die leeren Zimmer im turmartigen Obergeschoss seines Hauses zu wandern, von denen aus man einen ganz anderen Blick auf die Berglandschaft ringsum hatte als von den Zimmern unten, und aus irgendeinem anderen Grund war er vor dem Fenster stehen geblieben, das nach vorn ging. Und da war ihm der Wagen aufgefallen und wie halsbrecherisch er fuhr.
    Die Straßen hier herauf waren uralt und nicht für schnelles Fahren gebaut worden. Hiroshi hatte den Atem angehalten, als der Wagen die Haarnadelkurve passierte, hinter der es einen zweihundert Meter hohen Abhang hinab ging, und sich schon angefangen zu fragen, was wohl zu tun war, wen man anrufen musste und so weiter, wenn dort jemand abstürzte. Ob es in so einem Fall überhaupt noch Sinn hatte, etwas zu tun.
    Dann fuhr der Wagen auf den Vorplatz, und Charlotte stieg aus! Na so was. Hiroshi verfolgte, wie sie mit Mrs Steel sprach, ihr vermutlich erklärte, wer sie war und was sie wollte, und wie diese sie schließlich ins Haus bat. Er fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar und ging die Treppe hinunter.
    Sie freute sich, ihn anzutreffen, aber ihre Augen blitzten seltsam, als sie ihn begrüßte. Als er sie am Arm nahm, um ihr das Haus zu zeigen, raunte sie ihm zu: »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass die Frau, mit der du ›zusammenlebst‹, nur deine Haushälterin ist?«
    »Mir war danach«, gab Hiroshi zu. »Bisher ist es immer so gewesen, dass du mit irgendjemandem liiert warst, wenn wir unsbegegnet sind, und da dachte ich, jetzt dreh ich den Spieß mal um.«
    »Du bist ein Idiot«, meinte sie.
    Er erwiderte nichts. Wahrscheinlich hatte sie recht.
    »Hast du eigentlich auch Möbel?«, wollte sie wissen, nachdem sie das zweite leere Zimmer passiert hatten.
    »Das ist ein Einbauschrank«, erklärte Hiroshi und deutete auf eine Wand, die aussah, als sei sie einfach nur mit dunklem Holz verkleidet.
    Sie hob die Augenbrauen. »Wie konnte ich das übersehen?«
    »Ich mach mir nicht so viel aus Möbeln.«
    »Ja, hat ja Stil. Aber es wirkt schon ein bisschen leer. Du hast nicht viele Sachen, oder?«
    »Nur das, was ich wirklich brauche.«
    »Dann hättest du aber kein so großes Haus gebraucht.«
    »Das hatte andere Gründe.« Er überlegte, ob er ihr das Labor zeigen sollte. Abgesehen von der abgeschiedenen Lage hatte er das Haus hauptsächlich wegen der Räume im Untergeschoss gekauft. Früher hatte sich darin ein privates Aufnahmestudio befunden, das nicht nur schallisoliert war, sondern auch gegen alle sonstigen Umwelteinflüsse geschützt, weil der Countrysänger zeit seines Lebens mit einem Atomkrieg gerechnet hatte: In einem Nebenraum war Hiroshi bei seinem ersten Rundgang auf einen Zweijahresvorrat an Trockennahrung, Armeeproviant und Ähnlichem gestoßen. Das Zeug stand immer noch dort, wobei manches davon vermutlich inzwischen nicht mehr genießbar war.
    Hiroshi hatte Ausrüstung für mehrere Millionen Dollar in den Keller schaffen lassen und sich ausgemalt, mit ihrer Hilfe sein Projekt nach und nach zu verwirklichen – alleine diesmal. Dass er auf derart grundlegende Probleme stoßen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Nun lag das Labor weitgehend unbenutzt da; er war schon fast ein Jahr nicht mehr unten gewesen.
    Er würde es Charlotte ein andermal zeigen, entschied er.
    »Kein Sofa«, stellte sie fest, als sie seinen Denkraum betraten,in dem nur der Sessel stand. »Viel Besuch scheinst du wohl nicht zu kriegen.«
    »Stimmt. Rodney war mal da, aber ansonsten … Na ja. Jens kommt ab und zu, um zu sehen, ob ich was habe, das er verkaufen kann. Jens Rasmussen«, ergänzte er, als er bemerkte, dass sie mit dem Namen nichts anfangen konnte. »Du hast ihn damals in Hongkong kennengelernt. Der hagere Typ mit der Glatze.«
    Sie nickte. »Ein Schlafzimmer hast du aber, oder? Oder arbeitest du inzwischen rund um die Uhr?«
    Es war fast so ein Moment wie damals in Boston, im Nebel. Hiroshi betrachtete sie und fragte sich, ob sie in der Absicht

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