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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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Weile lenkten sie die Früchte ab, die sie auf ihrem Weg die Schneise hinab zur Plattform und zum Versammlungsplatz hinunterschlangen.

Zweites Kapitel
 
FEUER AUF DEM BERG
    Als Ralph das Muschelhorn sinken ließ, war die Plattform schon dicht besetzt. es hatte sich einiges geändert seit der Versammlung am Morgen. Die Nachmittagssonne fiel schräg von der entgegengesetzten Seite der Plattform ein, und die meisten, vom Schmerz des Sonnenbrandes zu spät gewarnt, hatten ihre Kleider angezogen. Der Chor war keine geschlossene Gruppe mehr, die Mäntel hatten sie beiseite gelegt.
    Ralph hatte auf einem umgestürzten Stamm Platz genommen, mit der Linken zur Sonne. Zu seiner rechten saß der größere Teil des Chors, auf der anderen Seite lagerten die Älteren, die sich vor der Evakuierung nicht gekannt hatten; vor ihm im Gras hockten die Kleinen.
    Jetzt war es still. Ralph lehnte die Muschel an seine Knie, und eine plötzliche Brise huschte über die Plattform. er wußte nicht, ob er aufstehen oder sitzenbleiben sollte. er blickte nach links, wo der Tümpel war. Piggy saß in der Nähe, gab ihm aber keinen Wink.
    Ralph räusperte sich.
    »Also –«
    Auf einmal wußte er, daß er reden und alles würde sagen können, was zu sagen war. er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und begann.
    »Wir sind auf einer Insel. Wir sind auf dem Berg oben gewesen und haben ringsum Wasser gesehen. Häuser haben wir nicht gesehen, auch keinen rauch, keine Fußspuren, keine Boote, keine Menschen. Wir sind auf einer unbewohnten Insel, und außer uns ist niemand da.«
    Jack fiel ihm in die rede.
    »Trotzdem, wir müssen eine Truppe haben – zum Jagen, für die Schweinejagd –«
    »Ja, es gibt Schweine auf der Insel.«
    Alle drei versuchten sie den andern einen Eindruck von dem zappelnden Stückchen rosafarbenen Lebens in den Schlingpflanzen zu vermitteln.
    »Wir haben gesehen, wie –«
    »Und es hat gequiekt –«
    »– und dann ist es fortgerannt und –«
    »Ich hab nicht mehr zustoßen können – aber – nächstes Mal –« Jack jagte sein Messer in einen Stamm und blickte sich herausfordernd um.
    Die Versammlung beruhigte sich wieder.
    »Ihr seht also«, fuhr Ralph fort, »wir brauchen Jäger, damit wir Fleisch haben. Und noch was –« er hob die Muschel auf die Knie und ließ den Blick über die sonnverbrannten Gesichter schweifen. »Erwachsene sind keine da. Wir müssen uns also selbst um uns kümmern.« ein Summen ging durch die Versammlung und erstarb wieder.
    »Und noch was: es geht nicht, daß alle gleichzeitig reden. Wer was sagen will, hebt die Hand, wie in der Schule.«
    Er hielt das Muschelhorn vors Gesicht und sah über das Mundstück hinweg.
    »Dann kriegt er von mir das Muschelhorn.«
    »Muschelhorn?«
    »So heißt das Ding hier. Der Nächste kriegt jetzt die Muschel. er kann sie halten, solang er spricht.«
    »Aber –«
    »Aber guck mal –«
    »Und keiner darf ihn unterbrechen. Nur ich.«
    Jack sprang auf.
    »Und Vorschriften müssen wir erlassen«, rief er erregt, »’ne ganze Masse Vorschriften. Und wenn einer nicht pariert, dann –«
    »Hinein!«
    »Bumm!«
    »Krach!«
    »Auf ihn!«
    Ralph fühlte, wie ihm jemand das Muschelhorn vom Schoß nahm. Piggy stand plötzlich mit der gelbweißen Muschel auf den Armen vor der Versammlung, und die Schreie verstummten. Jack hatte sich noch nicht wieder gesetzt und blickte unsicher zu Ralph hinüber, der lächelte und mit der Hand auf den Stamm klopfte. Jack hockte nieder. Piggy nahm die Brille ab und blinzelte die Versammlung an, während er die Gläser an seinem Hemd abwischte.
    »Ihr haltet Ralph ja bloß auf. Laßt ihn doch mal zur Hauptsache kommen.«
    Er machte eine wirkungsvolle Pause.
    »Wer weiß, daß wir hier sind, was meint ihr?«
    »Die auf’m Flugplatz haben’s gewußt.«
    »Der Mann mit dem Trompetendings –«
    »Mein Papa.«
    Piggy setzte die Brille auf.
    »Niemand weiß, wo wir sind«, sagte Piggy. er war ganz bleich und atmete schwer. »Vielleicht haben die gewußt, wo wir hingesollt haben. Aber wo wir sind, wissen die nicht, weil wir gar nicht bis dahin gekommen sind.« er starrte die Versammlung an, sein Mund stand offen; er schwankte; endlich setzte er sich hin. Ralph nahm ihm die Muschel aus den Händen.
    »Davon hab ich grad sprechen wollen«, fuhr er fort, »da seid ihr alle …« er blickte in ihre angespannten Gesichter. »Das Flugzeug ist in Brand geschossen worden. Keiner weiß, wo wir sind. Wir müssen vielleicht lange hierbleiben.«
    Die

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