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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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blickten noch ernster. Ralph fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und sah halb belustigt, halb aufgebracht, den Kleinen an. Jack ergriff die Muschel.
    »Ralph hat recht, das ist doch klar. es gibt keine Schlange. Und wenn, dann würden wir sie jagen und töten. Wir jagen auch Schweine, damit wir Fleisch haben. Und da gucken wir auch mal nach der Schlange –«
    »Aber es gibt doch gar keine!«
    »Wir sehen mal nach, wenn wir auf Jagd gehen.«
    Ralph war ärgerlich und vorerst überstimmt. er fühlte, daß er gegen etwas Unfaßbares ankämpfte. Aus den Augen, die ihm gespannt entgegenstarrten, war jede Fröhlichkeit gewichen.
    »Aber es gibt doch gar kein wildes Tier!«
    Eine unbekannte Kraft stieg in ihm auf und zwang ihn, laut und deutlich auf seiner Ansicht zu beharren.
    »Aber wenn ich doch sag, es gibt kein wildes Tier!«
    Die Versammlung schwieg.
    Ralph hob die Muschel erneut empor, und er wurde wieder frohen Mutes, als er an den nächsten Punkt seiner Rede dachte.
    »Und jetzt kommt die Hauptsache, Ich hab lang darüber nachgedacht, auch als wir auf den Berg rauf sind.« er warf den andern beiden einen verschmitzten Verschwörerblick zu. »Und auch eben noch hier. Also folgendes: es soll ganz groß werden hier. Und wir wollen auch wieder von der Insel weg.«
    Die Versammlung stimmte begeistert zu, der Lärm schlug über ihm zusammen, und er verlor den Faden. er versank wieder in Nachdenken.
    »Wir wollen gerettet werden, und wir werden auch gerettet.«
    Stimmen schwirrten. Die einfache Behauptung, von keinem Beweis, aber von Ralphs junger Autorität gestützt, machte sie froh und glücklich. er mußte die Muschel schwingen, bis man ihm Gehör schenkte.
    »Mein Vater ist bei der Kriegsmarine. er hat immer gesagt, es gibt keine unbekannten Inseln mehr. Die Königin hätte ein großes Zimmer voll Karten, und da wären alle Inseln drauf. Die Königin muß also auch wissen, daß hier eine Insel ist.«
    Erneute begeisterte rufe. Man war nicht mehr so mutlos.
    »Und früher oder später muß ein Schiff kommen. Vielleicht sogar das von meinem Vater. Also früher oder später kommen wir hier raus.«
    Ralph hielt inne nach dieser Feststellung. Seine Worte wiegten die Versammlung in Sicherheit. Sie mochten ihn gern, aber jetzt respektierten sie ihn sogar. Spontaner Beifall dröhnte über die ganze Plattform. Ralph errötete und blickte zur Seite und sah grenzenlose Bewunderung in Piggy’s Augen, und da drüben saß Jack und schmunzelte und zeigte, daß auch er klatschen konnte.
    Ralph schwenkte das Muschelhorn.
    »Ruhe! Hört erst mal her!«
    Er sprach in die Stille hinein, und sein Triumph trug ihn empor.
    »Noch etwas. Wir können ihnen den Weg zeigen. Vielleicht fährt ein Schiff an der Insel vorbei und sieht uns nicht. Deshalb müssen wir oben auf dem Berg rauch machen. Wir müssen ein Feuer anstecken.«
    »Ein Feuer! ein Feuer machen!«
    Die halbe Versammlung sprang auf. Jack schrie über sie hinweg, das Muschelhorn war vergessen.
    »Auf! Mir nach!«
    Die Palmenterrasse hallte wider vom Lärm der Stimmen und des Aufbruchs. Ralph war auch aufgesprungen und gebot ruhe, aber niemand hörte auf sein Schreien. Alles strömte der Insel zu und zog davon – Jack hinterdrein. Sogar die Kleinsten gingen mit und kletterten voll Eifer durch das Dickicht. Ralph umklammerte die Muschel, nur Piggy war bei ihm geblieben.
    Piggy’s Atem ging wieder normal. »Wie die kleinen Kinder!« sagte er voller Verachtung. »Wie ’n Haufen kleiner Kinder!« Ralph sah ihn unsicher an und legte das Muschelhorn auf einen Baumstamm.
    »Ich wette, es ist längst fünf Uhr vorbei«, sagte Piggy. »Was bilden die sich bloß ein, was sie da oben machen wollen!«
    Er streichelte respektvoll die Muschel, hielt plötzlich inne und blickte auf.
    »Ralph! He! Wo gehst du hin?«
    Ralph kletterte schon über die ersten Baumstämme der Schneise. Weit vor ihm im Wald knackte und lachte es. Piggy sah ihm ärgerlich nach. »Wie die kleinen Kinder –« er seufzte, bückte sich und band seine Schuhe. Der Lärm der dahinziehenden Schar verlor sich langsam den Berg hinauf. Da ergriff er mit der Märtyrermiene eines Vaters, der mit dem unverständigen Tollen seiner Kinder Schritt halten muß, das Muschelhorn, ging auf den Wald zu und stieg die zersplitterte Schneise entlang.
    Unterhalb des Gipfels, auf der anderen Seite des Berges, war ein Waldstück. Wieder ertappte sich Ralph bei der ausholenden Bewegung.
    »Da unten gibt’s so viel Holz wie wir

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