Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
Vom Netzwerk:
wollen.«
    Jack nickte und zog an seiner Unterlippe. etwa hundert Fuß unter ihnen an dem steilen Abfall des Berges begann das Waldstück, als sei es eigens dazu bestimmt, Brennmaterial zu liefern. Die Bäume, von der feuchten Hitze hochgetrieben, fanden zu wenig Boden, um auswachsen zu können, sie stürzten zeitig um, den Schlingpflanzen in die Arme, und starben ab. Neue Schößlinge strebten ans Licht.
    Jack wandte sich der Chorgruppe zu, die in Bereitschaft stand. Ihre schwarzen Paradekappen hatten sie wie Mützen keck aufs eine Ohr gerückt.
    »Wir machen einen Holzstoß. Auf, ran!«
    Sie stiegen an der günstigsten Stelle hinunter und zerrten an dem toten Holz. Auch die Kleinsten hatten inzwischen den Gipfel erklommen und kamen heruntergerutscht. Alle, außer Piggy, waren emsig tätig. Das Holz war zumeist so morsch, daß nur ein regen von Bruchstücken, Holzläusen und Abfall übrigblieb, wenn man daran zog; aber der eine oder andere Stamm ließ sich unversehrt herauslösen. Die Zwillinge, Sam und Eric, waren die ersten die einen größeren Stamm zu fassen bekamen, aber sie mußten warten, bis Ralph, Jack, Simon, Roger und Maurice anpacken konnten. Dann zogen sie das unförmige Monstrum zentimeterweise den Felsen hinauf und kippten es obenauf die Gipfelplatte. Jede Gruppe, die zusammenarbeitete, fügte ihren Teil hinzu, die eine mehr, die andere weniger, und der Stoß wuchs. Als Ralph wieder unten war, traf es sich, daß er allein mit Jack einen Ast trug, und sie lachten einander an unter der gemeinsamen Bürde. Kühler Hauch umspielte den hohen Berg, die Sonne fiel schräg hernieder, man rief und schrie, und wieder umstrahlte sie jener Zauber, jenes seltsame, unsichtbare Licht der Freundschaft, des Abenteuers, des Glücks.
    »Fast zu schwer.«
    »Nicht für uns beide.«
    Die gleiche Last vereinte ihre Kräfte, und zusammen schwankten sie die letzten Schritte den Berg hinan. Zusammen riefen sie eins! zwei! drei! und warfen das Holz auf den großen Stoß. Dann traten sie zurück und lachten vor stolzer Freude, so daß Ralph sogleich seinen Kopfstand machen mußte. einige waren noch unten im Holz, von den Kleineren hatten aber schon mehrere die Lust verloren und suchten in dem neuen Wald nach Früchten. Die Zwillinge bewiesen unvermutete Findigkeit und kamen den Berg herauf mit trockenem Laub auf den Armen, das sie neben dem Holzstoß niederwarfen. einer nach dem andern ließen die Jungen vom Holzsuchen ab, sie hatten das Gefühl, der Stoß sei fertig, und stellten sich im roten Felsenmeer des Gipfels auf. Ihr Atem ging jetzt gleichmäßig, und der Schweiß trocknete.
    Ralph und Jack sahen einander an, während alles gebannt herumstand. Schmachvolle Erkenntnis dämmerte, und sie wußten nicht, wie sie es sich eingestehen sollten.
    Zuerst sprach Ralph, sein Gesicht war dunkelrot.
    »Willst du –?«
    Er räusperte sich und fuhr fort:
    »Willst du den Stoß anzünden?«
    Das Lächerliche ihrer Lage war ausgesprochen, und jetzt errötete auch Jack. Seine Worte klangen unsicher.
    »Man nimmt zwei Stöcke – Man reibt –«
    Er sah Ralph an, der mit dem Eingeständnis völligen Unvermögens herausplatzte. »Hat einer Streichhölzer?«
    »Man muß einen Bogen machen und den Pfeil so herumdrehen«, sagte Roger. er rieb veranschaulichend die Hände. »Psss. Psss.«
    Ein Lufthauch zog über den Berg. Mit ihm kam Piggy, in Hemd und Hose, vorsichtig aus dem Wald geklettert, und die Abendsonne glänzte auf seinen Brillengläsern. Unterm Arm trug er das Muschelhorn.
    Ralph rief ihn an.
    »Piggy! Hast du Streichhölzer?«
    Die andern fielen in den Ruf ein, daß der Berg widerhallte. Piggy schüttelte den Kopf und trat zum Holzstoß. »Na, das ist ja ’n doller Haufen, was?« Jack deutete plötzlich auf Piggy. »Seine Brille! Die nehmen wir als Brennglas!« Piggy war umringt, bevor er zurückweichen konnte. »Ihr Idioten! Laßt mich gehen!« er schrie angsterfüllt, als Jack ihm die Brille herunterriß. »Mensch, mach kein’ Unsinn! Gib mir die Brille wieder! Ich seh ja fast nichts! Vorsicht, die Muschel geht kaputt!«
    Ralph drängte ihn zur Seite und kniete neben dem Holzstoß nieder.
    »Geht aus dem Licht!«
    Geschiebe und Gestoße und geschäftiges Geschrei. Ralph hob und senkte die Brille und bewegte sie hin und her, bis ein glänzendes Abbild der untergehenden Sonne auf einem morschen Holzstückchen zu sehen war. Gleich stieg ein rauchfaden hoch, und Ralph mußte husten. Auch Jack kniete nieder und blies vorsichtig;

Weitere Kostenlose Bücher