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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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brauchen wir die ja –« er hörte auf zu rufen und schwankte auf den Füßen hin und her. Piggy war gerade erst zu sehen, wie er den Strand heraufstapfte. Ralph blickte zum Horizont, dann hinauf zum Berg. Sollte man lieber erst Piggy’s Brille holen, oder war das Schiff dann weg? Und wenn sie weiterkletterten und angenommen, das Feuer war ganz aus und sie mußten warten, bis Piggy herangekrochen kam und das Schiff versank unterm Horizont? Ralph schwankte auf dem Gipfel höchster Not, Entschlußlosigkeit lahmte ihn und er schrie auf.
    »Oh Gott! Oh Gott!«
    Simon kämpfte mit dem Strauchwerk und rang nach Luft. Sein Gesicht war verzerrt. Ralph stürzte weiter und wurde wild, als die rauchsträhne dahinzog.
    Das Feuer war tot. Sie sahen es gleich; sahen was sie eigentlich schon unten am Strand gewußt hatten, als der rauch der Heimat herüberwinkte. Das Feuer war ganz aus, rauchlos und tot; die Wächter waren fort. ein Haufen frisches Brennholz lag bereit.
    Ralph wandte den Blick zur See. Da dehnte sich der Horizont wieder unpersönlich wie zuvor, bar der kleinsten Spur von rauch. Ralph stolperte die Felsen entlang, fing sich am Rand der roten Klippe auf und schrie zum Schiff hinaus:
    »Komm zurück! Komm zurück!«
    Er rannte hin und her die Klippe entlang, das Gesicht immer der See zugekehrt, und seine Stimme überschlug sich irre.
    »Komm zurück! Komm zurück!«
    Simon und Maurice kamen herauf. Ralph sah sie aus starren Augen an. Simon wandte sich ab und wischte sich die Nässe von den Wangen. Ralph holte aus der Tiefe seiner Seele das schlimmste Wort hervor, das er kannte.
    »Sie haben das gottverdammte Feuer ausgehen lassen!«
    Er sah die ungastliche Seite des Berges hinab. Piggy kam außer Atem herangekeucht, er wimmerte jetzt wie einer von den Kleinen, Ralph ballte die Faust und lief rot an. Die Härte seines Blicks, die Bitterkeit seiner Stimme wies ihnen die Richtung.
    »Da sind sie.«
    Eine Prozession war aufgetaucht, tief unten zwischen den Geröllhaufen am Uferrand. einige trugen schwarze Mützen, aber sonst waren sie fast nackt. Wenn sie an eine ebene Stelle kamen, reckten sie im Verein Stöcke empor. Sie sangen; es hatte etwas mit dem Bündel zu tun, das die stolzen Zwillinge so vorsichtig trugen. Ralph fand sogar auf diese Entfernung Jack sofort heraus, den großen, rothaarigen, unvermeidlichen Anführer des Zuges.
    Simons Blick wanderte nun von Ralph zu Jack, wie er von Ralph zum Horizont gewandert war, und was er sah, schien ihn zu erschrecken. Ralph sagte nichts mehr und wartete, während die Prozession näherkam. Den Singsang hörte man jetzt, konnte aber noch keine Worte verstehen. Hinter Jack gingen die Zwillinge mit einer großen Stange über den Schultern. ein ausgenommenes Schwein baumelte von der Stange und schwankte heftig, wenn die Zwillinge über unebenes Gelände kletterten. Der Kopf des Schweins hing mit klaffendem Hals herab und schien auf dem Boden nach etwas zu suchen. Schließlich drangen die Worte des Chors über die Asche der brandgeschwärzten Bergsenke zu ihnen herauf.
    »Stecht das Schwein! Macht es tot! Blut fließt rot!«
    Doch als man die Worte gerade verstehen konnte, kam der Zug an den steilsten Teil des Berges, und bald war der Sang verstummt. Piggy schluckte weinerlich, und Simon gebot ihm ungeduldig ruhe, als habe er in einer Kirche zu laut gesprochen.
    Jack mit seinem lehmverschmierten Gesicht erreichte als erster den Gipfel und begrüßte Ralph aufgeregt mit seinem Speer.
    »Da! Wir haben ein Schwein erlegt – wir haben uns angeschlichen – einen Kreis gemacht –«
    Stimmen der Jäger fielen ein.
    »Wir haben einen Kreis gemacht –«
    »Wir sind rangekrochen –«
    »Das Schwein hat gequiekt –«
    Die Zwillinge standen da, und von dem Schwein, das zwischen ihnen baumelte, tropfte es schwarz auf den Fels. Sie schienen sich in ein einziges, breites, ekstatisches Grinsen zu teilen. Jack hatte zu viele Dinge auf einmal zu erzählen. Statt dessen hüpfte er ein, zwei Schritte, besann sich dann auf seine Würde und verharrte grinsend. er bemerkte Blut an seinen Händen und verzog das Gesicht voll Abscheu, suchte nach etwas, womit er sie reinigen konnte, wischte sie dann an seinen Shorts ab und lachte.
    Dann sprach Ralph.
    »Ihr habt das Feuer ausgehen lassen –«
    Jack stutzte, die Erwähnung dieses nebensächlichen Umstands war ihm lästig, aber er war zu glücklich um sich aufzuregen. »Wir können das Feuer ja wieder anstecken. Du hättest bei uns sein sollen,

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