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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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fort.
    »Haltet die Klappe!«
    Er verrieb das Stück Holzkohle zwischen die roten und weißen Flecke auf seinem Gesicht.
    »Nein. Ihr zwei kommt mit mir.«
    Er blickte kritisch in den Tümpel. Sein Spiegelbild mißfiel ihm. er bückte sich nieder, schöpfte das lauwarme Wasser und rieb sich das Geschmier vom Gesicht. Sommersprossen und sandfarbene Augenbrauen kamen wieder hervor.
    Roger mußte wider Willen grinsen.
    »Siehst nicht schlecht aus.«
    Jack ging an sein neues Gesicht. er machte eine Backe und eine Augenhöhle weiß, rieb dann rot über die andere Gesichtshälfte und schmiß sich einen schwarzen Holzkohlestrich quer vom rechten Ohr links hinunter zum Kinn. er suchte auf dem Wasser sein Abbild, aber sein Atem wellte den Spiegel.
    »Samneric, holt mir mal eine Kokosnuß. eine leere.«
    Er kniete nieder und nahm die Wasserschale. ein rundlicher Lichtfleck fiel auf das Gesicht, und in den Tiefen des Wassers ward es hell. er war überrascht; was er sah, war nicht er selbst, sondern ein furchterweckender Fremdling. er schüttete das Wasser aus, sprang auf und lachte erregt. er stand neben dem Teich, und seinen sehnigen Körper krönte eine Maske, die die Blicke aller auf sich zog und sie erschreckte. er begann herumzutanzen, und sein Lachen ging in blutdürstiges Knurren über. er kapriolte auf Bill zu, und die Maske war etwas ganz Selbständiges, hinter dem Jack sich verbarg, von Scham und Befangenheit erlöst. Das Gesicht aus Rot und Weiß und Schwarz schwang durch die Luft und hüpfte Bill entgegen. Zuerst lachte Bill, dann verstummte er plötzlich und stolperte durch die Büsche davon.
    Jack rannte auf die Zwillinge los.
    »Die andern bilden eine Kette. Auf los!«
    »Aber –«
    »– wir –«
    »Auf los! Ich schleiche mich an und – zack!«
    Ralph kletterte aus dem Tümpel und schlenderte den Strand hinauf und setzte sich in den Schatten unter den Palmen. Sein blondes Haar fiel ihm bis über die Augenbrauen, und er strich es zurück. Simon schwamm strampelnd im Wasser, und Maurice machte Kopfsprünge. Piggy ging ziellos hin und her, hob hier und da gedankenverloren etwas auf und ließ es wieder fallen. Die Felstümpel, die ihn immer anzogen, waren von der Flut bedeckt; bis die Flut zurückging, hatte er zu nichts Lust. Auf einmal sah er Ralph unter den Palmen; er ging auf ihn zu und hockte sich neben ihm nieder.
    Piggy’s Shorts hingen in Fetzen, sein fleischiger Körper war hellbraun, und die Brille funkelte immer noch, wenn er etwas ansah. er war der einzige auf der Insel, dessen Haar nicht zu wachsen schien. Die andern hatten dichte Mähnen, aber auf Piggy’s Kopf lag das Haar immer noch in dünnen Strähnen, als sei er von Natur aus kahlköpfig und müsse diese spärliche Bedeckung abschütteln wie ein junger Hirsch den Bast an seinem Gehörn.
    »Ich hab über eine Uhr nachgedacht«, sagte er. »Wir könnten uns eine Sonnenuhr machen. einfach einen Stock in den Sand gesteckt, und dann –«
    Die Anstrengung, die betreffenden mathematischen Vorgänge wiederzugeben, war zu groß. er ging statt dessen ein paar Schritte auf und ab.
    »Ja, und ein Flugzeug und einen Fernsehapparat«, sagte Ralph mürrisch, »und eine Dampfmaschine.«
    Piggy schüttelte den Kopf.
    »Dazu braucht man viel Metall«, erwiderte er, »und wir haben keins. Aber einen Stock haben wir.«
    Ralph drehte sich um und mußte unwillkürlich lächeln. Piggy ging einem auf die Nerven; mit seinen furchtbar vernünftigen Vorschlägen, seinem plumpen Körper und seinem Asthma war er einfach langweilig; aber es war ganz lustig, ihn aufzuziehen, wenn auch nur unabsichtlich.
    Piggy bemerkte das Lächeln und mißdeutete es als Zustimmung. Unter den Großen hatte sich stillschweigend die Ansicht durchgesetzt, daß Piggy ein Außenseiter sei, nicht wegen seiner Aussprache, das war nicht ausschlaggebend, sondern weil er so dick war und Asthma und eine Brille und eine gewisse Abneigung gegen körperliche Arbeit hatte. Als er jetzt glaubte, daß Ralph seine Worte wohlwollend aufnahm, freute er sich und wollte die günstige Stimmung ausnutzen.
    »Stöcke gibt’s doch genug. Wir könnten alle eine Sonnenuhr haben. Dann wissen wir immer, wie spät es ist.«
    »Da hätten wir aber auch was davon!«
    »Du hast doch gesagt, wir sollen was tun. Damit wir gerettet werden können.«
    »Ach, halt die Klappe.«
    Ralph sprang auf und trottete zum Tümpel zurück, da machte Maurice gerade einen ungeschickten Sprung. Ralph war froh, von etwas anderem sprechen zu

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