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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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gleicher Höhe war und sah durch das wirre, schwarze Haar, das ihm jetzt in die Augen hing, zu ihm auf. Ralph bildete rasch zu ihm herüber, lächelte gezwungen, als habe er vergessen, daß Simon sich blamiert hatte, und schaute dann wieder weg ins Leere. eine kurze Weile war Simon glücklich, daß er beachtet wurde, dann ließ er davon ab, über sich nachzudenken. Als er gegen einen Baum rannte sah Ralph ungeduldig herüber und Robert kicherte. Simon taumelte, und ein weißer Fleck auf seiner Stirn rötete sich und begann zu bluten. Ralph ließ Simon gehen und schritt wieder in seiner eigenen Hölle dahin. Sie waren bald bei der Felsenburg; und dann hatte der Anführer voranzugehen.
    Jack kam zurückgelaufen.
    »Man kann jetzt schon die Felsen sehen.«
    »Gut. Wir gehen so nahe ran wie möglich.«
    Er folgte Jack, der Boden stieg zur Burg hin leicht an. Zu ihrer Linken war ein undurchdringliches Gewirr von Schlingpflanzen und Bäumen.
    »Da könnte doch auch was drin sein.«
    »Aber du siehst doch, da kann niemand raus und rein.«
    »Und was ist jetzt mit der Burg?«
    »Erst mal sehen.«
    Ralph schob den Grasvorhang auseinander und hielt Ausschau. Der steinige Boden ging nur noch ein paar Meter weiter, dann liefen die beiden Längsseiten der Insel fast zusammen und man hätte eine Art erhöhte Landspitze erwartet. Statt dessen verlängerte ein schmaler Felsendamm, nur wenige Meter breit und vielleicht fünfzehn lang, die Insel ins Meer hinaus. Und da lag wieder einer jener riesigen, roten Felsen, die das Fundament der Insel bildeten. Diese Seite der Burg, etwa hundert Fuß hoch, war die rote Bastion, die sie vom Gipfel aus gesehen hatten. Der Fels war geborsten, und der Gipfel mit großen Steinbrocken besät, die zu wackeln schienen.
    Hinter Ralph harrten die Jäger lautlos im hohen Gras. Ralph sah Jack an.
    »Du bist doch Jäger.«
    Jack errötete.
    »Ich weiß. Klar.«
    Aus Ralph sprach ein anderes Ich.
    »Ich bin der Anführer. Ich geh. Schluß!«
    Er wandte sich an die andern.
    »Und ihr versteckt euch hier und wartet.«
    Ihm war, als wolle seine Stimme entweder verlöschen oder überlaut anschwellen. er sah Jack an. »Du – meinst also?« Jack sprach gedämpft. »Ich bin überall gewesen. es kann nur hier sein.«
    »Hm.« Simon murmelte hilflos: »Es gibt bestimmt gar kein wildes Tier.«
    Ralphs Antwort war so verbindlich, als sei man gleicher Meinung über das Wetter.
    »Nein, das glaub ich auch nicht.«
    Seine Lippen waren schmal und bleich. er strich ganz langsam sein blondes Haar zurück. »Also. Bis später.« er zwang seine Füße, ihn bis auf die Landzunge hinauszutragen. Abgründe leerer Luft umfingen ihn. Nirgends konnte man sich verbergen, selbst wenn man nicht weitermußte. er blieb auf der schmalen Brücke stehen und sah hinab. Bald – es war nur eine Sache von Jahrhunderten – würde das Meer aus der Burg eine Insel machen. Zur rechten war die Lagune, von der hohen See beunruhigt; und zur Linken –
    Ralph erschauerte. Die Lagune hatte sie vor dem Pazifik geschützt, und es hatte sich irgendwie ergeben, daß nur Jack bis ganz ans Wasser auf der anderen Seite vorgedrungen war. Jetzt sah er mit den Augen des Binnenländers die See heranrollen, und sie dünkte ihm der Atem eines riesigen Wesens. Langsam sanken die Wasser zwischen den Felsen und gaben rote Granitflächen frei, seltsame Korallengewächse, Polypen und Tang. Tiefer, tiefer gingen die Wasser und flüsterten wie der Wind in den Waldwipfeln. ein flacher Felsen lag ausgebreitet da wie ein Tisch, und das Wasser saugte sich an seinen vier tanggrünen Seiten hinunter, die das Aussehen von Klippen annahmen. Dann atmete der schlafende Leviathan aus – die Wasser stiegen, der Tang straffte sich, und das Wasser kochte brausend über dem Tischfelsen zusammen. Vom Wellengang spürte man nichts, nur dieses minutenlange Fallen und Steigen und Fallen.
    Ralph wandte sich der roten Klippe zu. Hinter ihm warteten sie im hohen Gras und verfolgten seine Bewegungen. er fühlte, daß der Schweiß auf seiner Handfläche jetzt kalt war; ward sich erstaunt bewußt, daß er eigentlich nicht damit rechnete, einem wilden Tier zu begegnen und wußte nicht, was er tun sollte, wenn er doch eins traf.
    Er sah, daß er den Felsen ersteigen konnte, aber das war nicht nötig. Das kantige Massiv ruhte auf einer Art Sockelplatte, die rundum führte, so daß er sich auf der rechten Seite, über der Lagune, einen Sims entlangtasten konnte und bald um die Ecke verschwunden

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