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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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hättst du ja welche gesehen. Soviel wir wissen, ist das Tier auch imstand und fliegt durch die Bäume wie nur was.«
    Sie nickten.
    »Wir müssen also mal überlegen.«
    Piggy setzte die beschädigte Brille ab und putzte das eine Glas.
    »Und was ist mit uns, Ralph?«
    »Du bist nicht dran. Hier, nimm erst die Muschel.«
    »Ich meine, was ist mit uns? Angenommen das Tier kommt, wenn ihr alle weg seid? Ich seh nicht gut, und wenn ich Angst kriege –«
    Jack unterbrach ihn verächtlich.
    »Du hast ja immer Angst.«
    »Ich hab jetzt die Muschel –!«
    »Muschel! Muschel!« schrie Jack, »wir brauchen keine Muschel mehr. Wir wissen, wer was zu sagen hat. Simon, Bill, Walter, was haben die denn schon groß gesagt? Da sind’n paar, die sollen sich endlich merken, daß sie den Mund halten und die Entscheidung uns überlassen –«
    Ralph konnte diese rede nicht länger schweigend hinnehmen. Blut stieg ihm heiß in die Wangen.
    »Du bist nicht dran«, sagte er. »Setz dich hin!«
    Jack wurde so weiß im Gesicht, daß die Sommersprossen deutlich als braune Flecke hervortraten. er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und blieb stehen.
    »Als Jäger geht mich das was an.«
    Die andern blickten gespannt. Piggy sah sich in einen ungemütlichen Streit verwickelt, und lehnte die Muschel gegen Ralphs Knie und hockte nieder. Das Schweigen wurde bedrückend und Piggy hielt den Atem an.
    »Es ist aber mehr als nur eine Jagd«, sagte Ralph schließlich, »weil man keine Fährte verfolgen kann. Und willst du nicht gerettet werden?«
    Er wandte sich an die Versammlung.
    »Wollt ihr nicht alle gerettet werden?«
    Er sah wieder Jack an.
    »Ich hab schon immer gesagt, das Feuer ist das Wichtigste. Jetzt ist das Feuer sicher aus –« Die alte Erbitterung kam ihm zu Hilfe und unterstützte seinen Vorstoß.
    »Habt ihr denn nicht soviel Grips? Wir müssen das Feuer wieder anmachen. Da hast du überhaupt nicht dran gedacht, Jack, was? Oder will einer vielleicht nicht gerettet werden?«
    Ja, sie wollten alle gerettet werden, das war klar. Die Stimmung entschied jäh zu Ralphs Gunsten und die Krisis ging vorüber. Piggy atmete geräuschvoll aus und rang dann vergeblich nach Luft. er lag gegen einen Stamm gelehnt, sein Mund stand offen und blaue Schatten umkrochen seine Lippen. Niemanden kümmerte es.
    »Jetzt denk mal nach, Jack. Warst du wo auf der Insel noch nicht?«
    Jack antwortete unwillig.
    »Bloß – na freilich, du weißt doch noch? Am spitzen ende, da wo die Felsen alle übereinander liegen. Ich war dicht dran. Die Felsen bilden so’ne Brücke. es gibt nur einen Zugang da rauf.«
    »Und es wäre möglich, daß es da seine Höhle hat –«
    Alle sprachen durcheinander.
    »Freilich! richtig! Da sehen wir mal nach. Wenn das Tier da nicht ist, gehen wir rauf auf den Berg und gucken da; und stecken das Feuer an.«
    »Also los!«
    »Erst essen wir noch.« Ralph hielt inne. »Am besten nehmen wir die Speere mit.«
    Als sie gegessen hatten, machten sich Ralph und die Großen den Strand entlang auf den Weg. Piggy ließen sie auf der Plattform sitzen. Der Tag versprach gleich seinen Vorgängern ein Sonnenbad unter blauem Dom zu werden. Der Strand zog sich vor ihnen in sanftem Bogen dahin, bis die Perspektive ihn mit dem Wald vereinte; denn es war noch früh am Tag, und keine wechselnden Spiegelschleier trübten den Blick. Unter Ralphs Führung arbeiteten sie sich mühselig und vorsichtig auf der Palmenterrasse vor und wagten sich nicht über den heißen Sand unten beim Wasser. Ralph überließ Jack die Spitze; und Jack tappte mit übertriebener Vorsicht voran, als hätte man nicht jeden Feind auf zwanzig Meter sehen müssen. Ralph ging am Schluß, dankbar, der Verantwortung für eine Weile ledig zu sein.
    Simon schritt vor Ralph, und er wollte es nicht ganz glauben – ein wildes Tier mit Krallen, das kratzte, das auf einem Berg saß, das keine Spuren hinterließ und doch nicht schnell genug war, um Samneric zu fassen. Wie Simon auch darüber nachdachte, vor seinem inneren Auge erstand das Bild eines Menschen, eines zugleich tapferen und geschlagenen Menschen.
    Er seufzte. Andere konnten aufstehen und zu einer Versammlung sprechen, offenbar ohne die schreckliche Last der Persönlichkeit zu empfinden, konnten aussprechen, was sie zu sagen hatten, als seien nicht die Blicke vieler auf sie gerichtet. er trat zur Seite und sah zurück. Ralph kam mit seinem Speer über der Schulter daher. Simon ging schüchtern langsamer, bis er mit Ralph auf

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