Herr Der Fliegen
stürzten wie wild vom Schweinesteig weg in die Schlingpflanzen und schrien. Ralph sah, wie Jack zur Seite gestoßen wurde und hinfiel. Dann kam etwas den Steig entlang auf ihn zugesprungen, das glänzende Stoßzähne hatte und böse grunzte. Zu seiner Überraschung konnte Ralph kaltblütig die Entfernung schätzen und zielen. Der Eber war noch fünf Meter weg, da schleuderte er seinen lächerlichen Holzspeer und sah, daß er die große Schnauze getroffen hatte und daß der Speer einen Augenblick im Fleisch hängenblieb. Das Grunzen wurde zum Quieken und das Tier setzte seitwärts ins Dickicht. Schreiend stürzten die Jungen wieder auf den Schweinesteig, Jack kam zurückgerannt und spürte im Unterholz nach der Fährte.
»Hier durch –«
»Der geht bestimmt auf uns los!«
»Hier durch, hab ich gesagt –«
Der Eber stürzte davon. Sie stießen auf einen anderen Schweinesteig parallel zum ersten, und Jack eilte voran, Ralph war voller Angst und Furcht und Stolz.
»Ich hab ihn getroffen! Der Speer ist steckengeblieben –«
Da gelangten sie plötzlich zu einer offenen Stelle am Meer. Jack suchte auf dem nackten Fels umher und blickte unruhig.
»Er ist fort.«
»Ich hab ihn getroffen«, wiederholte Ralph, »und der Speer ist’n Augenblick steckengeblieben!«
Er mußte sich bestätigt wissen.
»Habt ihr mich nicht gesehen?«
Maurice nickte.
»Ich hab dich gesehen. Peng! Direkt auf die Schnauze und dann – huiii!« Ralph redete erregt weiter. »Ich hab ihn prima getroffen. Der Speer ist steckengeblieben. Ich hab ihn verwundet.« er sonnte sich in seinem neuen Ruhm und merkte, daß Jagen doch Spaß machte. »Ich hab ihm schön eins gegeben. Das war sicher das wilde Tier.« Jack kam zurück.
»Das war nicht das wilde Tier, das war ’n Eber.«
»Ich hab ihn getroffen!«
»Warum hast du ihn nicht gepackt? Ich hab’s versucht –«
Ralphs Stimme überschlug sich.
»Was, ’n Eber?«
Jack stieg das Blut ins Gesicht.
»Du hast gesagt, der geht auf uns los. Warum hast du denn nach ihm geworfen? Warum hast du nicht gewartet?« er streckte seinen Arm aus. »Da guckt!« er zeigte allen seinen linken Unterarm. Auf der Außenseite war die Haut aufgeritzt; keine große Wunde, aber es blutete. »Das ist von seinen Stoßzähnen. Ich hab meinen Speer nicht schnell genug greifen können.«
Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Jack.
»Das ist eine Wunde«, sagte Simon, »die mußt du aussaugen, wie Berengaria.« Jack suckelte.
»Ich hab ihn getroffen!« rief Ralph aufgebracht, »mit meinem Speer, ich hab ihn verwundet.«
Er wollte ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken.
»Er ist so den Pfad entlanggekommen. Dann hab ich geworfen, so –«
Robert knurrte ihn an. Ralph machte das Spiel mit und die andern lachten. Dann stießen sie alle nach Robert, der so tat, als wollte er sie umrennen.
Jack schrie.
»Einen Kreis machen!«
Der Kreis schloß und dehnte sich. Robert ahmte das erschreckte Quieken nach, dann schrie er wirklich vor Schmerz.
»Au! Aufhören! Ihr tut mir ja weh!«
Ein Speergriff traf ihn in den Rücken, als er zwischen ihnen umherstolperte. »Haltet ihn!« Sie packten ihn an Armen und Füßen. Ralph ergriff, von plötzlicher, heißer Erregung erfaßt, Erics Speer und stieß damit nach Robert.
»Macht ihn kalt! Macht ihn kalt!«
Auf einmal schrie und zappelte Robert mit der Kraft der Verzweiflung. Jack hatte ihn beim Schopf und zückte sein Messer. Hinter ihm versuchte Roger näher heranzukommen. Der rhythmische Chor ertönte wie beim Abschluß eines Tanzes oder einer Jagd.
»Stecht das Schwein! Macht es tot! Stecht das Schwein! Kurz und klein!«
Auch Ralph drängte sich vor um ein Stück dieses braunen, verwundbaren Fleisches in die Hand zu bekommen. Die Begierde etwas zu zerdrücken und zu verletzen war übermächtig.
Jack ließ den Arm fallen; der wogende Kreis jubelte und grunzte, wie wenn ein Schwein verendet. Dann lagen sie schwer atmend am Boden und lauschten Roberts ängstlichem Wimmern. er wischte sich mit dem schmutzigen Arm über das Gesicht und versuchte, sich aufzurichten.
»Au, mein Hintern!«
Er rieb sich kläglich das Kreuz. Jack wälzte sich herum.
»Das war’n feines Spiel!«
»Ja, nur ein Spiel«, sagte Ralph unsicher. »Ich bin beim Rugby auch mal schwer verletzt worden –«
»Wir müßten eine Trommel haben«, sagte Maurice, »dann wär’s erst richtig.«
Ralph blickte ihn an.
»Wie richtig?«
»Ich weiß nicht so wie. Wir brauchen ein Feuer, und eine Trommel,
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