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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Pressefotos meinen, obwohl sie in der Zeitung keine entdeckt hatte. Ohne ihren Besuch beim Herrn der Krähen zu erwähnen, beschrieb sie ihre vergebliche Suche nach Tajirika und ihren anschließenden Entschluss, Sikiokuu bei der offiziellen Eröffnung von Kaniũrũs Büro zur Rede zu stellen. Einige Tänzerinnen dort, denen sie nie zuvor begegnet sei, hätten ihn dann in Zugzwang gebracht. Dass sie diese davor nie gesehen habe, spielte aber eigentlich keine Rolle, denn das Entscheidende für ihn müsse sein, dass er ohne diese Tänzerinnen die Haft wohl nicht überlebt hätte.
    Jetzt war Tajirika an der Reihe. Auch er verschwieg die Begegnung mit dem Herrn der Krähen im Gefängnis und wie er die Anstalt nur mit einem Toilettenkübel in seine Gewalt gebracht und sich seine Freiheit erkauft hatte, indem er seinen Freund und Wohltäter Machokali verriet. Stattdessen beschrieb er, wie er sich denen, die ihn eingesperrt hatten, widersetzt und ihnen gedroht hatte, seine verbrecherische Misshandlung dem Herrscher zu berichten. Daraufhin hätten die Beamten ihm gesagt, der wahre Grund für seine Verhaftung sei, dass seine Frau sich mit subversiven weiblichen Elementen eingelassen habe, und zum Beweis hätten sie ihm Fotos von Vinjinia gezeigt, wie sie vor den Tänzerinnen saß.
    Der Schock auf Vinjinias Gesicht ließ Tajirika glauben, dass sie wirklich nichts von den Bildern wusste. Sie stritt nicht ab, dort Leute mit Fotoapparaten gesehen zu haben, doch hätte sie angenommen, diese seien von den Zeitungen. Und warum sollten die Zeitungsleute Bilder von ihr und den Tänzerinnen machen und Kaniũrũ und Sikiokuu auslassen, wo diese beiden doch die wichtigsten Personen bei der Zeremonie waren?
    „In diesen Bildern steckt mehr, als man sehen kann“, meinte Vinjinia und schüttelte den Kopf.
    Ihre Worte ließen Tajirika schweigen. Deshalb also hatte Sikiokuu nicht gewollt, dass er mit Vinjinia über die Fotos sprach? Deshalb hatte er ihm verboten, sie zu verprügeln? Jetzt fiel ihm wieder das Gespräch ein, bei dem Sikiokuu kürzlich den Telefonhörer aufgelegt hatte, als Tajirika um die Erlaubnis bat, Vinjinia schlagen zu dürfen. Die Wut ließ nun seine Entführung vollkommen in den Hintergrund treten.
    „Wenn ich Minister Sikiokuu zwischen die Finger bekomme, werde ich ihm beibringen, nie wieder seine Spielchen mit mir zu treiben“, sagte er schließlich.
    Noch wusste er nicht, wie er Vergeltung üben wollte. Er dachte sogar kurz daran, einen Killer anzuheuern, um Sikiokuu töten zu lassen, aber er hatte keine Ahnung, wo er einen finden könnte. Außerdem war das riskant und es würde Zeit brauchen. Er wollte sofortige Rache. Dass es ihm nicht gelang, sich für ein Vorgehen zu entscheiden, ließ Sikiokuus Lügen nur noch stärker in ihm brodeln. Warum hatte er ihn belogen? Um ihn dazu zu bringen, gegen …
    Plötzlich wusste Tajirika, was er tun würde: Er wollte sich weigern, gegen Machokali zu paktieren.
    Er fuhr ins Büro, um Sikiokuu anzurufen.

8
    Allein daran, wie Tajirika am anderen Ende der Leitung atmete, konnte Sikiokuu erkennen, dass etwas fürchterlich schiefgegangen sein musste. „Was ist los?“, fragte er.
    „Was ist los?“, wiederholte Sikiokuu.
    Tajirika wollte schon erklären, in Sachen Machokali nicht länger kooperieren zu wollen, als ihm einfiel, dass er bereits seine Unterschrift unter ein falsches Geständnis gesetzt hatte. Sikiokuu hatte ihn eindeutig an den Eiern und war garantiert entschlossen zuzudrücken, wenn er nicht mitmachte. Gab es denn überhaupt keinen Ausweg aus diesem Alptraum?
    „Und Sie hatten nicht mal den Mumm zuzugeben, dass Sie und Kaniũrũ die eigentlichen Stars dieser Show waren?“, sagte er und legte so viel Bitterkeit und Verachtung in seine Stimme, wie er nur konnte.
    Sikiokuu begriff zunächst nicht, wovon Tajirika redete.
    „Haben Sie Ihre Frau geschlagen?“, fragte Sikiokuu gerade heraus und ignorierte die höhnische Bemerkung.
    Tajirika zögerte. Er fragte sich, woher Sikiokuu wusste, was zu Hause passiert war. Hatte Sikiokuu sein Haus überwachen lassen? Oder machte Sikiokuu gemeinsame Sache mit Vinjinia und den Frauen, die ihn gedemütigt hatten? Das könnte sogar erklären, warum es ihnen so sehr um Vinjinias Sicherheit gegangen war. Und als er jetzt darüber nachdachte, waren Sikiokuu und diese Frauen die Einzigen, die ihn aufgefordert hatten, seine Frau nicht zu schlagen.
    „Benehmen Sie sich wie ein Mann und treten Sie öffentlich gegen mich an, anstatt

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