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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Zeigefinger.
    „Warte nur, ich krieg dich zu Hause! Warte nur!“, brüllte er und schlug alle Vorsicht in den Wind.
    „Wer hat dir denn gesagt, dass du nach Hause gehen wirst?“, meinte die Frau mit der Machete, als sie auf ihn zuging und die Machete drohend in der Luft schwenkte. Tajirika sprang einen Schritt zurück. Diese Frauen würden ihn töten, wenn er ihnen den geringsten Vorwand gab, da war er sich sicher.
    Die Richterin forderte sie auf, sich zu setzen; was alle taten, einschließlich Tajirika, der der Richterin insgeheim dankbar war, dass sie die Machetenfrau in Schach hielt.
    „Du“, sagte die Richterin und zeigte auf Tajirika. „Dein Handeln vor unseren Augen beweist, was wir gehört haben. Aber dieses Gericht wird dich nicht verurteilen, ohne dir eine Chance zu geben, dich zu verteidigen. Warum hast du deine Frau verprügelt?“
    „Nennen Sie sie nicht meine Frau“, entgegnete Tajirika keuchend, frustriert, seiner Frau keine Lektion erteilen zu können. „Diese Frau ist eine Heuchlerin. Vor Kurzem, als mich die Polizei verhaftete, hat sie sofort die Gelegenheit ausgenutzt und tanzende Prostituierte und Verbrecherinnen zu ihrer Unterhaltung engagiert.“
    Vinjinia, die nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon Tajirika redete, schüttelte verständnislos den Kopf. Die Erwähnung tanzender Frauen brachte sie aber auf die Frauen, die die Regierung gezwungen hatten zuzugeben, dass sie Tajirika gefangen hielt.
    „Wer hat dir die Lüge aufgetischt, ich hätte nichts gegen deine Inhaftierung unternommen und stattdessen mit Tänzerinnen Feste gefeiert? Manche Leute sind wirklich undankbar. Als die Polizei vor einiger Zeit mich verhaftete, hat dieser Mann nicht das Geringste unternommen. Ich habe sogar eine Presseerklärung gefunden, in der er mich öffentlich anprangerte. Aber als man ihn abgeholt und an unbekanntem Ort festgehalten hat, da gab es keinen Polizeibezirk, kein Krankenhaus und keine Zeitungsredaktion, wo ich nicht vorgesprochen habe, um zu erfahren, was ihm seine sogenannten Freunde angetan haben. Als er aus seiner Gruft auftauchte, hatte er, anstatt mich zu fragen, wie es zu Hause während seiner Abwesenheit gewesen ist, nichts Besseres zu tun, als sich deren Klatsch und Tratsch anzuhören, und egal was ihm seine Freunde erzählten, er nahm es für bare Münze und ausreichenden Grund, mich gnadenlos zu verprügeln.“
    „Die Frau hat dir eine Frage gestellt“, wandte sich die Richterin an Tajirika. „Wer hat sie beschuldigt? Nenn uns seinen Namen, damit wir ihn herholen und zur Aussage bringen können.“
    Tajirika fiel Sikiokuus Verbot ein, während der Ermittlungen über die Fotos oder die tanzenden Frauen zu reden. Also schwieg er.
    „Gibt es noch etwas, was du dem Gericht mitteilen willst?“, fragte die Richterin Vinjinia.
    „Ich möchte vor euch allen nur sagen, dass ich keine Schläge mehr hinnehmen werde.“
    „Hör auf zu lügen, Weib. Ich habe dich mit diesen Händen nie so geschlagen, wie ein echter Mann das eigentlich tun sollte“, brüllte Tajirika, sprang auf und ballte die Fäuste.
    Die Frauen drückten ihn wieder auf seinen Stuhl.
    „Dein Verhalten vor unseren Augen spricht klar gegen dich“, erwiderte die Richterin. „Wir haben genügend Beweise für die Geschworenen, ein gerechtes Urteil zu sprechen. Vinjinia wird nach Hause gebracht“, sprach die Richterin mit entschiedenem Ton.
    Als er sah, wie sie Vinjinia aus dem Raum begleiteten, hatte Tajirika das Gefühl, ihr nachrufen zu müssen: Bitte lass mich hier nicht mit diesen Wahnsinnigen zurück! Aber er tat es nicht. Wie konnte er, der Mann, seine Frau bitten, ihn vor anderen Frauen zu retten?
    Die Richterin fixierte Tajirika.
    „Du wirst verurteilt, so viele Schläge zu erhalten, wie du deiner Frau verabreicht hast.“
    „Solltest du aber noch einmal vor uns erscheinen, wird dein Penis nicht mehr zwischen deinen Beinen baumeln, wenn wir mit dir fertig sind“, sagte die Frau mit der Machete und führte einen kleinen Kriegstanz auf, bei dem sie ihre Waffe aufblitzen ließ. Selbst als die Frauen auf ihn einprügelten, waren seine Augen noch starr auf die Machete gerichtet. Der Schmerz war dumpf, sein Blick leer.

4
    Als Tajirika sich schließlich vor dem Tor seines Anwesens wiederfand, konnte er es gar nicht glauben. Hatten sie ihn wirklich gehen lassen? War er hier in Golden Heights sicher? Sein erster Gedanke war, ins Haus zu gehen und sich sofort Vinjinia vorzunehmen und ihr Arme und Beine zu brechen. Aber

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