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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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sich aber schließlich gezwungen, beträchtlich lauter zu werden: „Mr. Präsident, Sir! Mr. Präsident, wir haben eine dringende Nachricht für Sie und sind wegen anderer Verpflichtungen in Zeitnot.“
    Der Ausdruck „dringende Nachricht“ wirkte, und der Herrscher schaltete ab. Er entdeckte die Aktentaschen in den Händen der drei Abgesandten. Diese mussten den Vertrag zwischen der Global Bank und Aburĩria enthalten. Auch die Minister erweckte der Anblick der Aktentaschen zu neuem Leben. Hoffnung kam auf. Die überzeugenden Argumente des Herrschers mussten die Offiziellen in Bewegung gebracht haben. Deshalb klatschten sie alle wie in Zeitlupe, und es war nicht festzustellen, ob aus Erleichterung über den gestoppten Redefluss oder in Erwartung der guten Nachricht aus den Aktentaschen.
    „Man hat uns zu Ihnen geschickt, weil Sie uns zu verstehen gegeben haben, dass es neue Informationen gibt, die Sie die Bank bitten wollen, in Betracht zu ziehen. Bevor wir jedoch dazu kommen, haben wir hier zwei Berichte über den gegenwärtigen Zustand Ihres Landes, und die Bank hat dazu einige Fragen.
    Die erste betrifft die Frauen bei Ihnen. Wir haben erfahren, dass die aburĩrischen Frauen begonnen haben, ihre Männer zu prügeln. Unserer Meinung nach nimmt das die Befreiung der Frau etwas zu wörtlich und geht zu weit. Weibliche Gewalt als Mittel gegen männliche Gewalt ist nicht die Lösung für häusliche Gewalt und stellt eine ernste Bedrohung aller Familienwerte dar, die so, wie wir sie heute kennen, die Grundlage eines stabilen sozialen Umfelds bilden.
    Die zweite Frage betrifft die Sache mit den Warteschlangen. Ich glaube, Sie hatten uns mitgeteilt, dem massenhaften Schlangestehen Einhalt geboten zu haben. Wir bekommen jedoch zu hören, dass Motorradfahrer unterwegs sind, die überall verkünden, Sie wünschten, dass die Warteschlangen wieder auferstehen, und dieser Aufruf in einigen Regionen sehr ernst genommen wird. Was, Mr. Präsident, haben Sie zu diesen zwei Punkten zu sagen?“
    „Worüber reden Sie?“, fragte der Herrscher verwirrt, denn er hatte die Motorradfahrer völlig vergessen. Außerdem war er leicht verärgert, weil sie besser über sein Land Bescheid zu wissen schienen als er. „Ich bin sicher, dass der Warteschlangenunsinn das Werk einer terroristischen Dissidentenbewegung ist. Was ich aber überhaupt nicht verstehe, ist Ihre Behauptung, Männer, richtige Männer, ließen es zu, von Frauen verprügelt zu werden. Wollen diese Frauen Ehemänner werden und Männer in Ehefrauen verwandeln?“, fragte er und versuchte, die Sache leicht zu nehmen.
    „Genau das ist der Punkt, Mr. Präsident. In Ihrem Land geht alles drunter und drüber. Ihre Frauen stellen sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge und haben sogar ein so genanntes Volksgericht begründet, und gleichzeitig gefährden die Warteschlangen die gesellschaftliche Ordnung. Wir müssen Ihnen nicht das Offensichtliche vor Augen führen: Wenn die Massen das Gesetz in die eigenen Hände nehmen, bleibt in Ihren Händen nur Chaos zurück. Radikale Demokratie. Direkte Demokratie. Die alten Griechen haben das, glaube ich, im Stadtstaat von Athen versucht, und was ist passiert? Es war das Ende der griechischen Zivilisation. Mr. Präsident, kehren Sie nach Aburĩria zurück. Bringen Sie Ihr Haus in Ordnung. Dann können Sie uns ein Memorandum schicken und alles Neue anführen, was wir in Betracht ziehen sollen. Die Bank wird das sorgfältig prüfen … und jetzt entschuldigen Sie uns bitte. Wir haben noch einen weiteren Termin“, sagte der Bankvertreter, warf einen Blick auf die Uhr und verließ, gefolgt von den beiden anderen, die ebenfalls nach ihren Aktentaschen griffen, den Raum und murmelte vor sich hin: „Oh, verdammt, wir sind spät dran!“
    Der Herrscher war entgeistert, dass die Bankvertreter einfach so hinausgingen, ohne sich seine Wirtschaftstheorie und Philosophie und vor allem seine architektonische Vision von Marching to Heaven angehört zu haben. Der Mund stand ihm offen. Der Hals wurde kraftlos und er lehnte seinen Kopf seitlich gegen die Wand. Er stieß einen stummen Schrei aus.
    „Oh, nein, nicht schon wieder“, flüsterte Machokali schwer atmend. Noch ein Déjà vu. Der Herr der Krähen fiel ihm ein. Besorgt suchte er das Zimmer nach ihm ab, konnte ihn aber unter den Anwesenden nicht ausmachen. Er ging zur Tür, wo A.G. stand.
    „Die Wortkrankheit hat ein zweites Mal zugeschlagen“, flüsterte er. „Wo ist der Herr der

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