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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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sagen hörte, als er die Wachen der Nachlässigkeit bezichtigte und ihnen vorwarf, der Uniform loyaler Polizisten nicht würdig zu sein. Aber du weißt ja, die Kleinnase ist ein Lügner, bei dem es schwerfällt, Wirklichkeit von Fiktion zu unterscheiden.“
    „Was hat Kaniũrũ damit zu tun?“, fragte Vinjinia ehrlich verwirrt.
    Obwohl er müde war, gelang es Tajirika, die Geschichte zu rekapitulieren.
    Vinjinia war froh, dass die Hinkende Hexe entkommen war, denn wahrscheinlich gehörte sie zu den Frauen, die ihr damals in ihrer Not geholfen hatten. Sie fühlte sich gut, weil sie der Versuchung widerstanden hatte, Nyawĩra zu verraten. Am glücklichsten aber war sie bei dem Gedanken, mit denen solidarisch zu sein, die sie einst für böse gehalten hatte, Menschen, die sie jetzt, auch wenn sie mit ihrer Politik nicht übereinstimmte, als menschlich und großherzig sah. Sie waren ihr auf jeden Fall lieber als all die abscheulichen und niederträchtigen Kaniũrũs. Es ermutigte sie, dass sie allein herausgefunden hatte, wie sie Nyawĩra am besten danken konnte.
    Sie ging in Gedanken noch einmal alles durch. Während der gemeinsamen Mahlzeiten und der abendlichen Gespräche im Bett hatte sie von Tajirika alle Informationen über den Zustand und den Aufenthaltsort des Herrn der Krähen herausbekommen und dies anschließend an Maritha weitergegeben.
    Es war Vinjinia, die Maritha erzählte, dass der Herr der Krähen in einer Bar verhaftet worden sei und, nachdem man ihn ins State House überführt hatte, die Krankheit der Worte bekommen habe. Es sei ihr so vorgekommen, sagte sie zu Maritha, als würden nur Männer diese Krankheit bekommen. Sie erzählte ihr von dem nationalen Leistungstest für Hexenmeister, dessen Ziel es gewesen sei, den Zauberer zu heilen. Kein einziges Mal ließ Vinjinia durchblicken, was Maritha mit diesen Informationen anstellen sollte, denn sie wusste natürlich, dass Maritha Nyawĩra jede Einzelheit überbringen würde. Die Flucht allerdings hatte sie nicht vorausgesehen. Ihr war es nur darum gegangen, Nyawĩra mit dem Herrn der Krähen zusammenzubringen. Ihr Plan, so schien es, war über ihre wildesten Träume hinaus erfolgreich aufgegangen.
    Trotzdem ärgerte sie, dass es Kaniũrũ geschafft hatte, sich einzumischen, und was das anging, waren sie und ihr Mann vollkommen einer Meinung.
    „Kannst du dir vorstellen, dass Kaniũrũ, obwohl er sich in Dinge eingemischt hat, die ihn nichts angingen, und obwohl er es nicht geschafft hat, das flüchtende mkokoteni aufzuhalten, vom Herrscher den Auftrag bekommen hat, die Flüchtlinge zu fassen?“
    „Dieser Kerl! Ich weiß nicht, wie man es hinkriegen kann, dass ihm seine üblen Machenschaften nicht auch noch nutzen“, sagte Vinjinia. „Was ist mit den drei Polizisten? Wie haben sie ihr Verhalten erklärt?“
    „ A.G. , Kahiga und Njoya sind in den Rang von Arbeitslosen erhoben worden“, antwortete Tajirika.
    Diese Neuigkeit machte ihr zu schaffen. „Wie kann der Herrscher drei Leute entlassen, die ihm so treu gedient haben?“
    „Der Herrscher macht keine Fehler“, erwiderte Tajirika unwirsch. „Ich bin davon überzeugt, dass er sie nicht ohne guten Grund entlassen hat.“

26
    „Ehrlich, Haki ya Mungu , als wir ins State House zurückkamen, stellten wir fest, dass Kaniũrũ die Atmosphäre bereits mit Lügen vergiftet hatte. Er behauptete sogar, er habe gesehen, wie wir uns mit Touristen abgegeben hätten, die Fotos von Polizisten auf einem Eselskarren machten, eine Szene, die bei ihnen den Eindruck erweckte, der Herrscher sei pleite und könne sich nur noch Eselskarren für seine Polizeikräfte leisten!
    Wir wurden gefeuert und man befahl uns, das Regierungsgebäude sofort zu verlassen. Sogar ein streunender Hund, der etwas gestohlen hat, wird besser behandelt als wir, die dem Herrscher ein Leben lang treu gedient haben.
    Über die beiden anderen weiß ich nichts, aber ich besaß weder Land noch Haus noch sonst etwas. Als wir über die Möglichkeiten sprachen, die uns blieben, wurde uns, allerdings zu spät, klar, dass wir nichts anderes konnten als verhaften, foltern und Leute vor Gericht bringen. Die einzigen Jobs, die uns offenstanden, gab es bei den privaten Sicherheitsunternehmen, die im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden schossen. Mit dem stolz zur Schau gestellten IWF -Wohlstand waren die Häuser der wenigen Reichen zu Luxusgefängnissen geworden. Nur stellt euch mal vor, wie peinlich es ist, wenn zwei Ex-Superintendents und ein

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