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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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ihr redeten, mussten sich die Leute von ihr abwenden. Gleichzeitig gab sie eine komische Figur ab. Sie hatte keinerlei Wahrsagerutensilien bei sich, nur einen Gehstock und trug einen plumpen Umhang. Ihr Haar war so verfilzt, dass es zu hitzigen Debatten unter ihren Häschern kam, die meinten, sie habe die Idee von den Dreadlocks zu wörtlich genommen.
    Kamĩtĩ stand noch unter Schock, nachdem er dem Meisterchirurg so knapp entronnen war; er war jetzt eisern auf der Hut. Als nun die Hinkende Hexe hereingeschoben wurde, sprang Kamĩtĩ auf, zog sich tiefer in seine Ecke zurück und machte sich bereit, seinen tödlichen Speichel zu versprühen. Der werde ich nicht den Rücken zukehren, schwor er sich. Er betrachtete den Stock, den sie bei sich hatte, mit äußerstem Misstrauen. Die Hinkende Hexe und er sahen sich ein paar Sekunden lang herausfordernd an, als wollten sie sich messen, wer zuerst zwinkerte.
    Trotz seiner Wachsamkeit ahnte Kamĩtĩ den nächsten Zug der Hexe nicht voraus, oder besser, er sah ihn nicht kommen. Plötzlich berührte ihr Stock seinen Adamsapfel. Kamĩtĩ machte den Versuch einiger „Wenns“, aber sie erstickten in seiner Angst. Jedes Mal, wenn er versuchte, den Hals wegzuziehen, drückte sie ein bisschen kräftiger auf seinen Adamsapfel, als wollte sie ihn warnen: Treib ja keine Spielchen mit mir, und schließlich gab er auf. Ich muss mir genau überlegen, was ich mache, dachte er, sonst bin ich ein toter Mann.
    „Mein Gehstock lügt nie. Der Teufel versteckt sich dort, genau an der Stelle, die mein Stock berührt. Der Tor und der Weise – wer ist es, der nicht sehen kann? Die Sprache ist der Anfang des Wissens. Und wenn sie fehlt? Der Anfang von Torheit. Wie nur ist der Teufel hierhergekommen? Hier stinkt es nach Alkohol.“
    Njoya und Kahiga warfen einander wirre Blicke zu.
    „Sagt mir“, sprach sie laut, „wo habt ihr den denn aufgelesen?“ Sie schauten sich wieder an, unschlüssig, ob sie zugeben sollten, dass sie den Mann in einer Bar gefunden hatten. Sie waren nicht einmal sicher, ob sie die Fragen der Hexenmeisterin überhaupt beantworten durften, wenn diese über das Erforderliche hinausgingen. Sie berieten sich leise und entschieden, dass Njoya sich erkundigen sollte, wie sie sich bei Fragen zu verhalten hätten. Sobald Njoya hinausgegangen war, betrat – gemäß der Zwei-Mann-Regel – A.G. das Zimmer. Das stellte Njoya vor Probleme, denn bei seiner Rückkehr wurde ihm klar, dass eben diese Regel ihm untersagte einzutreten. Also nahm er einfach A.G. ’s Platz vor der Tür ein.
    „Was habe ich dich gefragt?“, fuhr die Hinkende Hexe Kahiga wütend an. Verzweifelt öffnete dieser die Tür, zog schnell Njoya hinein und nahm dessen Platz vor der Tür ein. Da er die Erlaubnis erhalten hatte, ihre Frage zu beantworten, gab Njoya zu, den Mann gemeinsam mit anderen in einer Bierhalle gefunden zu haben; er sei betrunken gewesen, habe aber seither keinen Tropfen Alkohol mehr zu sich genommen und auch keinen zu sehen bekommen. A.G. , der den Raum eben erst betreten hatte, begriff nicht so recht, was vor sich ging. Es ärgerte ihn, dass Njoya anscheinend alle Lorbeeren für die Verhaftung des Mannes an sich reißen wollte. Er musste das richtigstellen. Und ohne sich mit seinem Partner abzusprechen, mischte A.G. sich in die Unterhaltung ein.
    „Ehrlich! Haki ya Mungu ! Ich bin derjenige, der ihn in der Bierhalle entdeckt hat. Wenn Sie Fragen über ihn und den Alkohol haben, fragen Sie mich, und wenn Sie sicher gehen wollen, dass ich die Wahrheit sage, ehrlich! Haki ya Mungu !, fragen Sie … ich meine … wenn der Herr der …“
    Fast hätte er die Identität des Mannes preisgegeben, und als er seinen Fauxpas bemerkte, versuchte er, ihn hinter einem übertriebenen Hustenanfall zu verbergen, bis die Hexe zornig dazwischenfuhr.
    „Hör auf damit, sonst holst du dir seine Krankheit. Ein Opfer des Bösen am Tag ist genug. Mein Gehstock hat die Ursache bereits festgestellt und wird mir alles …“
    A.G. , der nur zu gern gehorchte, hörte auf zu husten. Die Hinkende Hexe wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Patienten zu.
    „Du da, hör mir mit beiden Ohren zu“, sprach sie und drückte mit ihrem Stock gegen die Kehle des Mannes. „Ich will mit dem Teufel reden, der sich in deinem Kehlkopf versteckt.“ Kamĩtĩ zwang sich, der Hexe fest in die Augen zu schauen und glaubte, sie zwinkern zu sehen. Oder bildete er sich das nur ein? Doch das triefende Auge und die zuckenden Lippen

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