Herr der Krähen
verwirrt, weil er geglaubt hatte, er sei gerufen worden, um die dramatische Flucht der Hinkenden Hexe und des Herrn der Krähen zu erklären oder über die Menschenmassen zu berichten, die Parlament und Gericht belagerten.
„Ein Franzose?“ Der Herrscher versuchte, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
„Oh, das war ich nicht, ich schwöre“, antwortete Tajirika, als verteidigte er sich gegen eine Anschuldigung. „Es war Sikiokuu, der mir von ihm erzählen wollte. Aber ich habe klar und deutlich gesagt, dass ich mit diesem fanatischen Zweifler nichts zu tun haben will.“
„Genau das möchte ich aber herausfinden. Wie heißt er?“
„Oh, Des Cartes oder Descartes.“
„Und du bist dir sicher, ganz sicher, dass er nicht Sartre heißt? Absolut sicher? Jean-Pierre Sartre?“
„Ganz sicher. Er heißt definitiv Descartes. Möglicherweise ist sein Vorname Thomas – ich weiß nicht. Aber die Franzosen lieben diese Gottheit offensichtlich und reden viel über ihn. Sikiokuu hat mir erzählt, dass er von dieser Gottheit und seiner Religion des Zweifels das erste Mal auf einer Dinner-Party gehört hat, die man ihm zu Ehren in der französischen Botschaft gegeben hatte.“
„Ihm zu Ehren? Warum sollte man ihn ehren?“
„Weil er, lange bevor er Minister wurde, bereits sein Vertrauen in die französische Technologie gezeigt hat, indem er sich für die Verlängerung seiner Ohren für Paris und gegen London entschied.“
Der Herrscher blieb eine Zeit lang stumm, als wälzte er einen Gedanken, der ihm gerade gekommen war.
„Ging er allein dorthin, heimlich vielleicht?“
„Das weiß ich nicht.“
„Danke, Titus“, sagte er fast liebevoll. „Du kannst jetzt wieder an deine Arbeit gehen.“
Bald darauf erhielt der Herrscher Berichte über Einladungen einiger Armeeoffiziere zu Cocktail- und Dinner-Partys in westlichen Botschaften. Und das unmittelbar nach seiner Auseinandersetzung mit den Diplomaten. Das reichte jetzt endgültig. Er musste einen Weg finden, die Westler daran zu erinnern, dass in Aburĩria immer noch er derjenige war, welcher …, unabhängig davon, dass er Kredite für Marching to Heaven brauchte und dass diese arroganten Bastarde absolut nichts dagegen tun konnten, wenn er sein ganzes Volk auslöschte.
Er stellte ein Ultimatum und befahl anschließend einer Panzerdivision, die Volksversammlung aufzulösen.
Der Anblick von Panzern im Fernsehen, die martialisch in den Straßen von Eldares auffuhren, die langen Kanonenrohre zum Morden bereit, bewirkte, dass er sich männlicher vorkam. Die Medien, die diesen Aufmarsch umschwärmten, erregten ihn. Sollen sie Blut sehen, flüsterte der Herrscher vor sich hin und zeigte auf den Bildschirm. Sollen sie sehen, dass ich noch immer die Macht habe.
Doch plötzlich krümmte sich sein Finger und seine Hand sank herunter. Zum ersten Mal seit seinem Aufstieg zur Macht bekam er Angst. Die Armee auf dem Fernsehschirm sympathisierte mit den jungen Zivilisten, statt die Dissidenten mit den Panzern zu überrollen. Und zu seiner Bestürzung konnte es die ganze Welt sehen. Das war seine Götterdämmerung. Welcher Choreograph steckte jedoch dahinter?
Wenn es um sein Überleben ging, war der Herrscher alles andere als naiv und dumm. Er rief sich den Besuch von Botschafter Gemstone und ihre hitzige Aussprache ins Gedächtnis.
Sorgfältig ging er Gemstones Worte noch einmal durch; und was sich jetzt in seinem Kopf festsetzte, war die Forderung des Botschafters, den Aufrührern etwas zu geben, woran sie sich festhalten konnten, und er beschloss, genau das zu tun. Angesichts seines momentanen Zustandes würde er ihnen über den Informationsminister ein paar Worte zukommen lassen.
Big Ben Mambo, der sich immer als Militär betrachtet hatte, sah nun die ausgezeichnete Gelegenheit, seine Phantasien auszuleben. Anstatt von der Bühne aus zu sprechen, beschloss Big Ben, sich auf einen Panzer zu stellen und seiner offiziellen Botschaft voranzuschicken, dass er im Auftrag des Oberkommandierenden der Streitkräfte des aburĩrischen Staates zu ihnen spreche.
Es werde ein Ausschuss eingesetzt, der die Fakten und Umstände des Verschwindens Machokalis, unseres geliebten Ministers für Auswärtige Angelegenheiten, untersuchen werde, verkündete er und verwies darauf, dass der Herrscher auch daran denke, Scotland Yard in London und das FBI in Washington um Hilfe zu bitten, um zu zeigen, dass er und seine Regierung hinsichtlich des verblichenen Ministers nichts zu
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