Herr der Krähen
los, dass sich der Herrscher Ideen angeeignet hatte, die ursprünglich von ihm stammten.
18
An jenem Morgen kamen Furyk, Clarkwell, zwei Kameraleute, ein Elektriker, ein Tontechniker sowie der Produktionsleiter von Clem & Din in Eldares an. Seit seiner Kindheit hatte der Elektriker so viel über die Finsternis Afrikas gehört, dass er trotz der Bilder von neuen Städten aus Stahl und Beton, die er im Fernsehen gesehen hatte, immer noch glaubte, der Kontinent wäre Tag und Nacht in Dunkelheit gehüllt. Er hatte sich deshalb eine Schutzbrille mit eingebautem Nachtsichtgerät gekauft. Dr. Wilfred Kaboca, der sie mit Limousine und Chauffeur vom Flughafen abholte, brachte sie nicht zum Hotel, sondern direkt ins State House. „Es geht ihm stündlich schlechter“, erklärte er.
Das Team machte sich an die Arbeit, als wären Menschen, die in der Luft schwebten, ein alltäglicher Anblick. Und was sie nicht verstanden – wie zum Beispiel die Nachbildung des Himmels im Zimmer des Herrschers –, erklärten sie sich als seltsame Marotte afrikanischer Herrscher. Immerhin baten sie darum, die Nebelmaschine abzuschalten.
Mit Clarkwells und Kabocas Unterstützung machte sich Furyk an die üblichen Voruntersuchungen. Mit denselben Ergebnissen: Dem Patienten fehlte nichts. Der auffälligste Unterschied zwischen dieser und der Untersuchung in New York war nicht die Expansion, obwohl diese sich vervielfacht hatte, sondern die Leichtheit des Körpers. Ein verblüffter Furyk sagte, er werde später in Harvard anrufen, um sich mit einigen Physikern über dieses Problem zu beraten. „Oder ihnen eine E-Mail schicken“, schlug Clarkwell vor, der seinen Laptop dabei hatte. Das veranlasste Kaboca, Furyk zur Seite zu nehmen und ihn zu fragen, ob sie ein Ultraschallgerät mitgebracht hatten. „Ups!“, sagte Furyk, er habe es vergessen, aber das sei nicht weiter schlimm, ein einfacher Bluttest reiche aus, um festzustellen, ob die Expansion zu einer Schwangerschaft mutiert sei.
Der Kameramann und der Elektriker waren damit beschäftigt, die Steckdosen und die Stromstärke zu prüfen, dazu die Menge und Qualität des Lichts. Sie überlegten, was sie zusätzlich installieren mussten, um für die entsprechende Atmosphäre zu sorgen. Furyk erinnerte sie daran, dass es nicht um einen Spielfilm gehe, sondern um die Dokumentation eines wissenschaftlichen Prozesses, und sie lediglich dafür zu sorgen hätten, dass der Patient hinreichend ausgeleuchtet sei.
Da der Patient unter der Decke schwebte, hatten sie erhebliche Schwierigkeiten, die Kamera auf entsprechender Höhe zu installieren, doch die ständigen Staatszimmerer bauten ihnen Leitern mit kleinen Plattformen. Eine Kamera wurde fest installiert; sie sollte fortlaufende Bilder des Patienten liefern, die die Ärzte später verwenden konnten, wenn sie die gesammelten Daten auswerteten. Der zweite Kameramann machte Aufnahmen vom State House und vom Zimmer; ansonsten bestand seine Hauptaufgabe darin, Nahaufnahmen vom Herrscher und der Operation zu liefern, falls diese notwendig werden sollte.
Nach Abschluss der vorbereitenden Schritte, setzten sie sich hin und beobachteten den Patienten. Es war ein erstaunlicher Anblick, denn trotz seines Zustandes verfolgte der Herrscher im Fernsehen, was sich draußen abspielte, und führte Regie bei den Reaktionen der Regierung.
Kaboca, der Furyks Neugier spürte, ließ mit Zustimmung des Herrschers einen zusätzlichen Fernseher für die Besucher aufstellen.
19
Verschiedene Gruppen und Einzelpersonen versuchten die besten Plätze zu ergattern, um gute Sicht zu haben.
Die Soldaten Christi hatten sich in drei Gruppen aufgeteilt, von denen jede ihre eigene Aufgabe hatte. Die erste Gruppe, die von Gehstock-der-Seele angeführt wurde, suchte weiter nach der Katze, die seit ihrer Flucht aus der All Saints Cathedral nirgendwo mehr gesehen worden war.
Die zweite Gruppe stand unter der Leitung von Feger-der-Seelen und hielt Wache an allen Straßen, die zum State House führten, denn beide Male, als Satan ihnen entkommen war, war er im State House verschwunden. In beiden Fällen wussten sie nicht, ob er wieder herausgekommen war.
Die dritte Gruppe zog unter herausfordernden Liedern zur Versammlung und hatte den Plan, sich von hinten an den Teufel heranzuschleichen und ihn zu ergreifen, bevor er in den Körper eines anderen Wesens schlüpfen konnte.
Alle drei Gruppen koordinierten ihr Vorgehen mit Pagern und Mobiltelefonen, um abzusichern, dass die Soldaten
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