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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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erneut ins Gesicht schlagen, als ihn einer der älteren Anwesenden an der Brust packte und von dem Knaben zog, den er niedergeworfen hatte. »Lasst mich los, ihr Säcke! Lasst mich los! «
    Die Aufpasser übergingen seine Gebärden und nahmen ihn mit durch die Menge zur Tür.
    Kate und Tabitha rannten zu Neil, dessen Nase blutete. Einmal mehr war die Menge angeödet und verlief sich. Wenige Augenblicke später fuhren die Musiker mit ihrem Programm fort. Es war, als hätte der Zwist nie stattgefunden.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Kate, als ihr Bruder aufstand. Er befühlte sachte seine Nase und zuckte vor Schmerz zusammen.
    »Mir geht es gut«, versicherte er und fuhr sich durchs Haar. »Ich gehe nach Hause.«
    Tabitha warf Kate, die den Kopf schüttelte, einen Blick zu. Die Botschaft war deutlich: Lassen wir ihn fürs Erste allein. Das Mädchen nickte und wollte gehen, doch Neils Frage an seine Schwester ließ sie innehalten: »Ist seine treulose Schwester noch da?«
    Kate schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, schien sie Tabitha sagen zu wollen, sie sei ihr wohlgesonnen. »Nein«, behauptete sie. »Sie ist verschwunden.«
    Kurz darauf war sie es auch tatsächlich.

    ***

    »Sicher, dass sie dir gehört, Junge?«, fragte der alte Mann.
    Neil nickte. »Ja. Ich passe für Grady darauf auf; es muss aus meiner Tasche gefallen sein, als ich aus dem Regen hereinkam.«
    »Eigenartig, dass er dir so etwas zur Verwahrung anvertraut hat.«
    »Er verlässt sich auf mich.«
    Ein Seufzen erfolgte. »Nun, dann muss ich das wohl ebenfalls tun.«
    Der Mann gab ihm das flache silberne Stück zurück. Neil konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als er es nahm.
    »Aber lass das Zeug bloß aus dem Leib«, mahnte der Alte, »oder ich komme in Teufels Küche.«
    »Keine Sorge«, beschwichtigte Neil und wimmelte ihn ab. Er wartete, bis die schmatzenden Schritte des Mannes im Schlamm verklungen waren, bevor er die Form des Fläschchen nachvollzog. Die Initialen D.C . waren ins Metall graviert worden, was der vorwitzige Kerl wegen der kärglichen Lichtverhältnisse wohl zum Glück nicht gesehen hatte.
    Neil war nach draußen gekommen, um sich abzukühlen, und hatte mitbekommen, wie der Alte eine Bemerkung über seinen Fund machte: Mich laust der Affe … ein Flachmann, und noch halb voll! Ohne zu wissen, weshalb, war Neil zu ihm gegangen und hatte behauptet, das Gefäß gehöre ihm.
    Nun wollte er trinken, egal was es enthielt, obwohl er nie zuvor Alkohol probiert hatte und sich ein wenig Sorgen um die Auswirkungen machte, die es auf ihn haben mochte. Ich werde stinkbesoffen sein, dachte er kichernd. Erneut verursachte etwas sengende Pein auf seiner Nase und trieb ihm Tränen in die Augen. Sogleich wurde er wieder wütend, als er an diese nutzlose Dirne Tabitha und ihren genauso unnötigen Bruder dachte. Sie hatten ihn für dumm verkaufen wollen, und er war ohne mit der Wimper zu zucken aufgelaufen. Idiot! Ehe sein Zorn aber ernstliche Ausmaße annehmen konnte, knarrte die Eingangstür des Gebäudes hinter ihm, woraufhin die Musik enervierend laut dröhnte und der vertraute Duft von Kates Parfum an seine wunde Nase drang. Schnell steckte er das Fläschchen unter seinen Jack-the-Ripper-Umhang und setzte sich auf die mittlere Stufe, die zur Tür führte.
    »Was willst du?«, fragte er kaltschnäuzig.
    »Du bist verschwunden und sagtest nicht, wohin du gehen willst.«
    »Jetzt hast du mich gefunden, also kannst du wieder Leine ziehen, tanzen oder was auch immer. Hauptsache, du stellst mich nicht wieder bloß.«
    »Ich habe dich bloßgestellt? Was redest du für ein Zeug? Wann soll das passiert sein?« Als sie sich neben ihm niederließ, streifte ihr Ellbogen seinen. Er rückte weit genug zur Seite, um ihrer Berührung zu entgehen.
    »Du musst den Kopf nicht für mich hinhalten. Ich komme allein zurecht, Kate.«
    Sie stöhnte. »Das weiß ich doch, aber … er ist größer als du, und die Chancen waren nicht gleich verteilt. Ich wollte nicht, dass er dir wehtut.«
    »Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    »Ja, doch das müsstest du nicht unbedingt … zumindest nicht andauernd beweisen. Sich einzugestehen, dass man von Zeit zu Zeit Hilfe braucht, ist keine Schande.«
    »Habe ich nicht nötig«, blaffte er. »Vor allem nicht von dir.«
    »Hier ist dein Stock.«
    Sie drückte ihm den schlanken Holzstab in die Hand. Er warf ihn sofort zur Seite. »Und verdammt noch mal, den muss ich auch nicht haben.« Er stand auf und ging

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