Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
Vom Netzwerk:
wäre.
    Newman und seine Schwester fanden sie in der Garderobenkammer. Donald sah selbstgefällig und aufmüpfig wie immer aus, während Tabitha blass und abgeschlagen wirkte. Ihr Hexenhut stand auf einer niedrigen Bank neben ihr. Donald streifte seinen Regenumhang über. Grady blieb im Türrahmen stehen.
    »Wo ist Neil?«, drängte er.
    Donald ignorierte ihn.
    »Ich habe dich etwas gefragt, Junge. Antworte.« Grady lag fern, sich länger mit dem Lump zu unterhalten, während Neil aller Wahrscheinlichkeit nach draußen verschollen war, womöglich gar verletzt.
    »Woher soll ich wissen, wohin er gegangen ist? Ich bin nicht seine Mutter.«
    Grady schob Kate an seine Stelle in den Türrahmen. Er befürchtete, sie raste jeden Moment aus und reiße dem Jungen den Kopf ab, also knöpfte er sich ihn selbst vor. Tabitha mied ihre Blicke und starrte mit Tränen in den Augen ihre Schuhe an. Als Grady genau hinsah, entdeckte er einen rosa Handabdruck auf ihrer linken Wange. Verzagt nickte er und packte Donald am Kragen des Überwurfs, den er gerade angezogen hatte, um ihn gegen die Wand zu drücken. Der Knabe jaulte, als die Kleiderhaken in sein Kreuz stachen. Er versuchte, sich aus Gradys Griff zu befreien, doch der Hausdiener stieß ihn zurück und provozierte damit weitere Obszönitäten.
    »Halt dein freches Mundwerk«, schalt er. Sein Gesicht war nur wenige Zoll von Donalds entfernt. Er bemerkte die schmutzigen Striemen an den Wangen des Jungen, die er sich gewiss zugezogen hatte, als er von den Aufpassern hinausgeworfen worden war. Unter dem Dreck zeigten sich kaum sichtbar einige befremdliche Schnitte mit metallischem Schorf. Grady führte sie auf Schminke zurück, die der Junge zum Fest aufgetragen hatte, und hoffte, dass er sich nicht irrte, als er sich kurz an das Röhrchen mit quecksilbriger Flüssigkeit erinnerte, das der Arzt ihnen gezeigt hatte.
    Sein Blut …
    »Lass mich los, dreckiger Ire«, wetterte Donald und wehrte sich weiter. Grady sah sich in seinem Gedankengang unterbrochen und zur Weißglut getrieben. Seine arthritischen Finger schmerzten, er war am Ende seiner Geduld angelangt und fürchtete das Schlimmste für Neil, weil er um die unnatürlichen Schleicher dort draußen wusste. All dies kulminierte in einem gefährlichen Jähzorn, und ehe er wusste, was er tat, rutschte ihm die Hand aus: Er schlug dem Jungen so fest ins Gesicht, dass es ihm selbst wehtat.
    Donald wurde bleich und hörte auf, sich zu zieren. Seine Augen traten vor Fassungslosigkeit hervor, was Grady ahnen ließ, er habe zum ersten Mal in seinem Leben einstecken müssen, wo er ansonsten selbst mit Gewalt drohte. Eigentlich wollte der alte Mann nicht derjenige sein, der den Knaben dahingehend unterwies, doch das schlechte Gewissen mochte warten.
    »Warum hast du Streit mit ihm angefangen?«, fragte er und beobachtete, wie ein einzelner Speichelfaden aus Donalds Mund triefte, während er stumm schnappte. »Antworte jetzt!«
    Der Halbwüchsige zuckte zusammen, als glaube er, der Mann wolle ihn erneut schlagen, und rückte endlich mit der Sprache heraus. »Ich bin gezwungen worden.«
    »Von wem?«
    »Diesem Kerl … mit den Verbänden.«
    »Welchem Kerl? Von wem redest du?«
    Donald bewegte den Kopf hin und her. Er fing zu schluchzen an, und seine Nase tropfte, als er die Hände an die Brust zog und nach vorn ausstreckte, wie um einen neuerlichen Hieb abzuwenden.
    Tabitha schaltete sich ein, ohne aufzuschauen. »Er war sehr groß. Heute Nachmittag kam er zu uns und blieb am Zaun stehen. Er gab Donald etwas; ich glaube, es war Whiskey, und zwar als Belohnung dafür, dass er was auch immer mit Neil tun sollte.«
    »Kennst du den Mann?«
    Tabitha schüttelte den Kopf. »Nein, aber er traf sich nicht zum ersten Mal mit Donald.«
    Grady widmete sich erneut dem schniefenden Knaben. »Wer ist er?«
    »Ich schwöre, ich weiß es nicht. Gestern Abend lungerte ich vor dem Fox herum, als er zu mir kam und fragte, was ich dort zu suchen hätte. Ich sagte ihm, ich warte auf jemanden, der mir ein Bier spendiere, und hakte nach, ob er vielleicht dazu bereit sei. Er lachte bloß und meinte, für einen angemessenen Preis könne er etwas viel Besseres besorgen. Ich ließ ihn wissen, dass ich … dass ich kein Geld habe, doch daran, so behauptete er, sei er gar nicht interessiert. Vielmehr solle ich dafür sorgen, dass Neil zum Ball komme, also heute Abend, und ihm dann ordentlich das Fürchten lehren. Dafür bekam ich Doktor Campbells Flachmann.«
    Grady

Weitere Kostenlose Bücher