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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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herrschte, als sie den Türgriff packte und wartete. Fowler gab sich geschlagen, ging hin und schaute zu, wie sie die Lampe vom Nagel im Holz nahm. Er erwartete, sie blase den Docht aus, und wähnte sich bereits im Dunkeln, war jedoch überrascht, als sie ihm das Licht reichte und die Tür einen Spaltbreit aufzog. Wind pfiff um die Laibung.
    Er bedankte sich.
    »Stellen Sie das Ding morgen früh einfach vorm Haus ab.«
    Er zögerte, suchte ihren Blick. »Ich halte dich für eine anständige Frau«, ließ er sie wissen, »und bedaure, dass du unglücklich bist.«
    Sie quittierte es erneut mit einem knappen Nicken. »Gute Nacht und viel Glück, Mr. Fowler. Ich werde Sie hier vermissen.«
    Fast hätte er gelacht.
    »Gute Nacht, Sarah.«
    Er ging hinaus in die stürmische Nacht, duckte sich reflexartig vor dem wütenden Wind und Regen. Als er sich nach Sarah umdrehte, hatte sie bereits abgeschlossen. Er leckte über seine Lippen und hob die Lampe hoch. Ihr Licht reichte nicht weit, war ihm aber tausendmal lieber, als ohne auszukommen, obwohl er nicht erfuhr, was weiter voraus lauern mochte.
    Haben Sie Hunde?
    Er hoffte, sie habe sich versehen; möglicherweise hatte es so heftig gestürmt, dass es ihr nur so vorgekommen war, als streunten Hunde herum, oder es handelte sich tatsächlich um welche, denn die Bauern mochten ihre Collies mit zum Gemeindehaus genommen und sie vor dem Eintreten von der Leine gelassen haben. Eventuell waren die Tiere auf der Straße vor der Taverne zusammengekommen in der Hoffnung, Sarah werfe ihnen Essensreste zu.
    Eventuell.
    Gradys Worte von vorhin hallten unaufhörlich wider: Ich denke, es waren drei von denen.
    Denen.
    Wäre ihm dies nicht zu Ohren gekommen, hätte er Sarahs Worten …
    Haben Sie Hunde?
    … keinen Glauben geschenkt und wäre nur voller Selbstmitleid nach Hause gegangen, geplagt allein von seiner Einsamkeit. Jetzt aber wurde jeder Schatten, den die Lampe warf, zu einem Teufelswesen, das sich heranpirschte, und jeder erleuchtete Regentropfen zu einem bedrohlich stierenden Auge, während er sich mit jedem Schritt dem sinnbildlichen Schafott näherte.
    In Bewegung gesetzt hatte er sich nach der bemerkenswert nüchternen Schlussfolgerung, herumzustehen und die Lampe zu schwingen, locke das Wesen bloß umso schneller an.
    Ruhig bleiben , mahnte er sich. Geh einfach weiter und schau nicht zurück. Ein paar Minuten, dann bist du daheim und in Sicherheit. Morgen früh wirst du dir nichts vorzuwerfen …
    Ein Fauchen ertönte.
    Trotz des nahezu überwältigenden Dranges, sofort loszulaufen, den er auf den Laut hin verspürte, wurde Fowler starr, bis er mit erhobener Lampe herumwirbelte. Der Regen fiel wie ein Schleier oder Raumtrenner, der das Licht abschnitt und nicht weiter scheinen ließ, als er seine Hand auszustrecken vermochte. Er hielt die Lampe in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und ging langsam rückwärts, wobei ihm der Wind zu helfen schien, der wie eine unsichtbare Hand gegen seine Brust drückte.
    Es war nichts.
    Ein weiterer Schritt zurück, und etwas streifte seine Kniekehlen, woraufhin er aufschrie und sich wieder umdrehte. Als er die Lampe tiefer ausrichten wollte, um zu sehen, was ihn berührt hatte, entglitt sie seiner feuchten Hand und zerbarst auf der Erde. Die Kerze flackerte kurz weiter, ehe eine Bö sie ausblies.
    »Oh Gott …«
    Die Dunkelheit umhüllte ihn vollends. Die Geräuschkulisse beschränkte sich auf nichts weiter als seinen Herzschlag, Windgeheul und Regen, der auf die Straße prasselte. Zitternd schob er sich mehrere zaghafte Schritte vorwärts. Er wähnte seine einzige Hoffnung darin, so schnell wie möglich nach Hause zu gelangen, statt stehen zu bleiben und zu warten, dass sich wiederholte, was gerade geschehen war. Zudem spekulierte er darauf, weil er nichts sah, sein Widersacher sei genauso blind.
    Jetzt folgte ein Brüllen, und er spürte einen leichten Schlag gegen seine Oberschenkel, der ihn auf die Knie zwang und erschrocken heulen ließ. Er schwankte, bis er auf seinen Füßen zum Sitzen kam, und schrie dann: »Hilf mir, Sarah!« in Richtung der Taverne. Dass alle Lichter erloschen waren, entmutigte ihn nicht, denn er hatte sie gerade erst verlassen, also mochte die Wirtin noch wach sein.
    Die Pfütze, in der er kauerte, war warm, und obwohl ihn die Angst besinnungslos machte, wunderte er sich darüber. Absurderweise fragte er sich beschämt, ob er seine Blase geleert hatte. Er langte nach unten; die Hose war an den

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