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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ihr die Wange.
    „Kleiner Diebstahl“, meinte Tim, „im
Interesse einer großen, guten Sache. Mein Gewissen wird damit fertig. Außerdem
— wenn sie erst mal verhaftet und hinter Gittern sind, geben wir ihnen die
Ablichtungen zurück. In Ordnung?“
    „Mein Papi dürfte so nicht vorgehen“,
sagte Gaby. „Aber du bist ja kein Kommissar, sondern nur Amateur.“
    „Meine Leute“, sagte Chung, „werden
Antonias Wohnung beobachten. Vorsichtshalber. Aber ich vermute, das Trio kommt
nicht zurück. Wahrscheinlich sind sie schon auf dem Weg nach Griechenland.
    Damit hatte er recht.

14. Überraschung auf See
     
    Zwei Tage später saß die TKKG-Bande in
einem gut gewarteten Charter-Flugzeug.
    Der Flug nach Heraklion auf Kreta
verlief bei herrlichstem Wetter ohne Luftlöcher, Turbulenzen oder gefährlichen
Begegnungen im immer enger werdenden Luftraum.
    In Heraklion schleppten die vier
Ferienreisenden ihre Rucksäcke auf das Fährschiff BLUE SEA (Blaues Meer). Es war weiß, prächtig und aufgrund seiner gewaltigen Ausmaße hochseetauglich.
Etwa 500 Passagiere befanden sich an Bord, einige waren schon in Genua
zugestiegen, litten noch oder schon wieder an Seekrankheit und Sonnenbrand.
    Der Bauch des Schiffes war vollgeladen
mit Autos und Motorrädern. Die BLUE SEA steuerte zwei Dutzend Häfen auf den
Inseln und auf dem Festland an, und am Samstag würde sie ins westliche
Mittelmeer zurückstampfen, wo schon die nächsten Urlauber auf ihre Einschiffung
warteten.
    Die TKKG-Bande hatte neben den
Reisepässen für Kinder ihre Round-Trip-Tickets ( Hin- und Zurück-Tickets) für Flug- und Schiffsreise mit festen Daten. Alles war bestens geregelt. Bis jetzt
gab’s keine Pannen. Nur ein Seebeben oder der Ausbruch des Dritten Weltkrieges
würde Probleme schaffen.
    Um 1 Uhr mittags legte das Schiff ab.
Mit nur einer Stunde Verspätung. Möwen kreisten. Aus blauem Himmel brannte die
Mittelmeer-Sonne. Auf dem Kai winkten einige Leute, überanstrengten sich aber
nicht — wegen der Hitze. Auf den Oberdecks wurde um die Liegestühle gestritten
bzw. um schattige Plätze unter den Sonnensegeln. Die Luft war herrlich, stank
im Hafen allerdings nach Dieselöl und toten Fischen.
    Alle TKKG-Mitglieder trugen
Bermuda-Shorts und T-Shirts. Klößchen hatte sich einen italienischen Strohhut
aufgesetzt — einen riesengroßen. Von weitem sah Tims Freund aus wie ein
dickstämmiger Waldpilz.
    Sonnenbrillen gehörten zur Pflicht. Und
natürlich enthielten die Rucksäcke alles, was ab sofort zum Leben notwendig
war: Hai-Messer, Schatzplan des Herrn Henkelmair, Feldstecher, wasserdichte
Brustbeutel, Taschengeld in griechischer Währung — also Drachmen.
    Die TKKG-Freunde standen auf dem oberen
Achter-Deck und blickten zum Hafen zurück, der allmählich entschwand. Ein
angenehmer Wind machte sich auf und kühlte die glühende Haut.
    „Alles ist fantastisch“, sagte
Klößchen, „nur etwas anstrengend. Daß ich 20 Tafeln Schoko im Rucksack habe,
macht ihn schwerer. Vielleicht sollte ich einige schon essen. Das erleichtert
das Gepäck.“

    Grinsend holte er eine Tafel hervor.
    „Warte noch“, sagte Tim, „sonst bleibt
dir der erste Brocken im Hals stecken.“
    Tim hatte sich umgewandt, lehnte mit
dem Rücken an der Reling und blickte mitschiffs, wo das Gewimmel der Urlauber
und Insel-Springer am dichtesten war.
    Habe ich einen Sonnenstich, überlegte
er, oder sehe ich richtig?
    „O Gott!“ flüsterte Gaby neben ihm.
    Also hatte sie die gleiche Entdeckung
gemacht.
    Wu und Zhuo schlenderten über Deck. Auf
ihren groben Gesichtern glänzte Schweiß. Wieder zeigten die beiden Chinesen in
ihrer Kleidung eine Art Zwillings-Verhalten. Was in Deutschland die Krawatte
gewesen war — hier trugen sie Hemden, die sich glichen: urlaubs-bunte
Hawaii-Hemden, die leistentief über der Hose hingen.
    „Wu und Zhuo!“ staunte Karl.
„Verdammnis! Die schippern doch nicht zwecks Erholung übers hiesige Meer.
Wollen die auch nach Padoklion?“
    „Nach Dikti Sfakion auf der schönen
Insel“, knurrte Tim. „Darauf würde ich meinen Hintern wetten. Diese
Gesindel-Menschen ahnen oder wissen, wo Nick Klaudonia sich aufhält. Und jetzt
jagen sie ihn. Egal, wer die 300 Mille absahnen konnte — Xiang-Beutezahns harte
Jungs haben bestimmt kein zweites Rückkauf-Geld in der Tasche. Die machen jetzt
nur noch Gewalt.“
    „Woher können die wissen“, sagte Gaby,
„daß sie auf der richtigen Spur sind?“
    „Da gibt es mehrere
Informationsquellen“, überlegte

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