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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Chung Cheok Li seine frohe
Botschaft nicht den falschen Ohren kundtut. Also sperren Sie die Ihren auf!“
    Chung hätte beinahe chinesisch
gesprochen.
    Die ersten drei, vier Worte
schnatterten in seiner Muttersprache heraus.
    Doch schon wurde ihm bewußt, daß das
unfair gewesen wäre gegenüber der TKKG-Bande, auf deren Unterrichtsplan außer
Latein nur Englisch und Französisch steht.
    „Wie Tim eben sagte: Ich bin ein Li.
Ich gehöre zur Sippe, die von Xiang Chee Shu, diesem Auswurf der Hölle,
bestohlen wurde. Der Jade-Tiger ist unser Eigentum. Wir werden ihn wiederbekommen.
Klar?“
    Die beiden Gangster-Gesichter
versteinerten. Wu hob die Oberlippe. Seine breite Nase machte eine
Schnüffelbewegung.
    „Wir nicht wissen, wovon du reden. Wir
nicht kennen Xiang Chee Shu. Nur wir gehört, daß sterben muß, wer ihn
beleidigen. Du kleiner Kacker das auch wissen?“
    Chungs Arme zuckten. Für einen Moment
befürchtete Tim, sein Kung Fu-Lehrer werde dem Kerl die eiserne Faust auf die
obere Narbe setzen. Was Ärger geschaffen hätte mit dem Hotelmanager. Doch Chung
überwand sich, übte Beherrschung und wurde nur etwas gelber im Gesicht. Seine
Stimme klang ruhig.
    „Habt ihr schon mit Nick Klaudonia
gesprochen, ihr Dummköpfe? Er hat die 300 000 nicht erhalten, wie? Kunststück.
Das Telefonat mit euch wurde nämlich belauscht. Bevor Klaudonia antanzte, haben
wir uns das Geld geholt. Es ist jetzt bei der Polizei, und dort bleibt es
auch.“
    Chungs Schwindelei hinsichtlich des
Geldes war praktisch. Die beiden würden jetzt nicht mehr danach suchen. Falls
sie der Nachricht glaubten und nicht alles für einen Trick hielten.
    „Wir noch immer keine Ahnung, wovon du
reden, kleiner Kacker“, meinte Wu durch geschlossene Zähne. „Aber wir schnell
denken. Und merken, daß du kein Li, sondern mit Nick Klaudonia unter einem
Tuch. Und jetzt nicht länger stören. Wir Geschäftsreisende und in Ruhe wollen
trinken deutsches Bier.“
    Während er redete, glitten seine und
auch Zhuos Blicke über Chung und über die TKKG-Bande.
    Tim hatte das verteufelte Gefühl, als
prägten sich die beiden Verbrecher die Gesichter ein. Ihm war, als werde er von
ihnen fotografiert — für eine Erinnerungskartei im Gehirn. Wu und Zhuo vergaßen
sicherlich keinen, der sich ihnen in den Weg stellte.
    Chung ließ sich nicht beirren.
    „Richtet Xiang aus, was ich gesagt
habe. Er wird den Diebstahl bereuen.“
    Die beiden schienen nicht hinzuhören.
Für sie war er Luft. Sie sahen nur noch ihr Bier.
    Die Drehtür entließ Chung und die
TKKG-Bande ins Freie.
    „Die glauben mir nicht“, sagte Chung.
„Sie können gar nicht anders als kriminell denken, weil sie selber so sind. Sie
halten alles für Lüge. Oder Trick. Ich möchte nicht dieser Klaudonia sein. Den
werden sie jagen. Ihn und seine Braut und diesen Edgar.“
    „Bei dem von Karin belauschten
Gespräch“, sagte Gaby, „haben die gesagt, was sie vorhaben. Von hier
verschwinden, sich verstecken auf der Insel Padoklion — Nicks und Antonias
Heimat. Und von dort aus alles nochmals einfädeln. Falls sie das durchziehen,
kreuzen sich ihre und unsere Wege.“
    „Und ob!“ nickte Klößchen eifrig.
„Übermorgen sitzen wir im Flieger. Übermorgen beginnen unsere Ferien. Der
Ferien-Club Faul-und-Froh bei Dikti Sfakion wartet schon mit offenen Armen auf
uns. Hahhhhhhhh — faul unter der Palme liegen und nur ab und zu den Mund
aufmachen. Ich kann’s kaum erwarten.“
    Chung lächelte. „Zur Zeit bin ich hier
angebunden. Außerdem fällt Padoklion in den Zuständigkeitsbereich der Sippe Li,
die in Athen ansässig ist. Ich muß die dortigen Vettern verständigen. Wie ich
euch kenne, werdet ihr auf der Insel die Augen offen halten. Vielleicht macht
ihr eine Beobachtung. Und ich könnte den Vettern in Athen mitteilen, daß sie
sich einschalten sollen.“
    Tim hatte nachgedacht.
    „Ich schleiche mich noch mal in
Antonias Wohnung“, sagte er. „Vielleicht finde ich in der Unordnung ein Foto
von der Frau und von Nick. Wäre doch möglich. Dann wüßten wir genau, auf wen
wir achten müssen.“
    Die Idee wurde gebilligt.
    Eine Stunde später hielt Tim drei Fotos
in der Hand, als er Mauerblumen Weg Nr. 6, das mehrstöckige Fachwerkhaus,
verließ.
    Chung, Gaby, Karl und Klößchen warteten
an der Ecke.
    Tim zeigte die Fotos: eine
Porträtaufnahme der jungen Griechin und zwei andere, auf denen sie mit Nick zu
sehen war. Einmal hatte der Meisterdieb den Arm um sie gelegt, das andere Mal
küßte er

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