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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tim. „Vielleicht weiß dieser Rik van Vandandem
— der holländische Hehler — nahezu alles über den Menschen Nick. Auch Baldriane
Watsch ist auskunftsfähig. Wu und Zhuo könnten sich in Antonias Wohnung umgetan
haben — so ähnlich wie ich. Vielleicht gab es Schriftliches wie Briefe oder so.“
    „Verdammter Mist!“ schnauzte Klößchen.
„Wie soll ich nur zu der Ruhe kommen, die ich dringend brauche. Schul-Streß!
Abenteuer-Streß! Es nimmt überhand.“
    Xiangs Ganoven hatten ihr Gepäck
offenbar in einer Kabine abgestellt. Sie schleppten nichts mit sich, spähten
umher, schienen systematisch das Schiff abzusuchen.
    Die machen keinen Fehler, dachte Tim.
Wenn sie den Meisterdieb hier finden — über seine Anreise ist ja kein Datum
bekannt — , werfen sie ihn heimlich über Bord, und der Jade-Tiger ist wieder
bei Xiang.
    „Wartet hier!“ murmelte Tim. „Ich will
die Herren Geschäftsreisenden begrüßen.“
    Er ließ den Rucksack bei seinen
Freunden und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    Drüben auf der anderen Seite waren noch
Liegestühle frei. Wu und Zhuo schoben sich dorthin.
    Offenbar wollten sie sich ausstrecken
und der Sonnenbestrahlung aussetzen.
    Zwei Liegestühle, die nebeneinander
standen, waren das Ziel der Chinesen. Aber sie kamen etwas zu spät.
    Ein etwa achtjähriger Junge — deutsch
wie mindestens die Hälfte aller Passagiere — ließ sich in einen der Stühle
fallen und rief: „Annette, hier ist noch Platz! Komm her!“
    Wu beugte sich von hinten über die
Lehne, packte den quicken Knaben und hob ihn heraus wie ein Karnickel. Annettes
Bruder erhielt, kaum daß seine Füße die Planken berührten, einen Schubs, der
ihn meterweit beförderte. Dann prallte er gegen seine Schwester. Die war einen
halben Kopf größer, mißverstand die Situation und verabreichte ihm eine
erzieherische Ohrfeige. Der Achtjährige brüllte und keilte zurück.
    Als Wu sich in den Liegestuhl setzen
sollte, riß Tim ihn unter dem Ganoven weg.
    Mit hartem Prall setzte sich der
Chinese aufs Deck.
    Tim behielt Zhuo im Auge, der rechts
von ihm stand, und soeben besitznehmerisch die Hand auf den zweiten Liegestuhl
legte.
    „Verzeihung!“ rief Tim. „Ich wollte
nicht, Herr Geschäftsreisender, daß Sie sich den Steißknochen anknicken.
Hinrücken wollte ich Ihnen dieses Liegemöbel. Aber ich war wohl etwas
ungeschickt. Das ist wegen der Wiedersehensfreude. Ist die Welt nicht klein? Vorgestern
noch im Hotel Kaiserhof — und jetzt hier! So ein Zufall!“
    Einige Leute in der Nähe grinsten,
waren dann aber wieder mit dem Meeresblick beschäftigt oder mit dem Geschlabber
von gekühltem Grapefruit-Saft aus Blechdosen.
    Wu stellte sich mit einer einzigen,
katzenhaften Bewegung, die man dem klotzigen Typen nicht zugetraut hätte,
wieder senkrecht.
    Zhuo trat einen Schritt auf Tim zu.
    „Wir dich und deine Freunde schon
sehen, als ihr kommen an Bord. Wir gleich denken: Prima Haifisch-Futter.
Verstanden? Wenn ihr uns stehen in Quere, wir euch ersäufen in Meer.“
    Tim faltete den Liegestuhl zusammen und
hielt ihn senkrecht.
    „Ich zittere vor Angst, Herr Foen Zhuo,
genannt der Würger. Können Sie einen Liegestuhl aufstellen? Versuchen Sie’s
mal. Hier ist einer.“
    Tim streckte den Arm aus, hielt ihm das
rotbespannte Holzgestell hin. Gleichzeitig stampfte er damit auf - wie mit
einem Stock. Natürlich zielte der TKKG-Häuptling genau. Der Holzrahmen traf
Zhuos großen Zeh, rechts, mit der Wucht eines Hammers.
    Mit einem schrillen Laut hüpfte der
Ganove rücklings an die Reling. Wu griff nach Tim, aber der tauchte unter der
Hand weg.

    „Ich fürchte, wir sehen uns noch“, rief
er. „Aber das ist Ihr Fehler. Seien Sie doch nett zu sich selbst und fliegen
Sie mit dem nächsten U-Boot nach Amsterdam zurück. Xiang hat sicherlich
Verständnis dafür.“
    Tim wußte, ohne die vielen Passagiere
auf dem Achterdeck wären die Chinesen nicht so friedlich geblieben. Nur wegen
der zahlreichen Zeugen verzichteten sie darauf, ihn mit Fäusten anzugreifen —
oder mit Messern nach ihm zu werfen.
    Die beiden verschossen haßerfüllte
Blicke. Zhuo hüpfte nicht mehr, hatte aber den rechten Fuß etwas angehoben.
    „Sie können wenigstens lächeln“, meinte
Tim. „Ich muß ja sonst glauben, sie mögen mich nicht. Gut, gut, verstanden!
Beim nächsten Mal werde ich in Stücke gerissen und an die Haie verfüttert.
Falls sich Ihr Zehennagel blau färben sollte, Zhuo, müssen Sie ihn lackieren.
Am besten rot. Macht sich

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