Herr der Schlangeninsel
berichtete.
„Also müssen wir mit Schwierigkeiten
rechnen“, sagte Gaby, „ein Verrückter, der niemanden auf seinem Steinhaufen
duldet, wird uns vertreiben. Und dann noch die Schlangen, Levanteottern... Puh!
Sind die handsam, Karl?“
Computer-Karl lachte, teils
geschmeichelt, weil Gaby ihn um wissenschaftliche Auskunft ersuchte, teils,
weil er endlich mal wieder Gelegenheit hatte, hieb- und stichfeste Tatsachen
aus seinem schlauen Gedächtnis hervorzuholen.
„Verträglich?“ meinte er. „Nein, ganz
und gar nicht, Gaby. Die Levanteotter ist sozusagen ein Mistvieh, nämlich die
Schlange Europas, die dem Menschen am gefährlichsten wird. Sie mißt anderthalb
Meter, lebt in felsiger Umgebung und ernährt sich von kleinen Nagetieren,
Eidechsen, Vögeln und anderen Schlangen. Sie tötet durch Giftbiß. Eine
braun-weiß gemusterte Schlange mit kräftigem Leib. Im Gegensatz zu den anderen
europäischen Ottern legt das Weibchen Eier, aus denen nach etwa fünf Wochen die
Jungen schlüpfen. Die andern Ottern bringen nämlich lebende Junge zur Welt. Ja,
die Vipera lebetina, wie sie lateinisch heißt, macht das anders.“
„Hoffentlich hält sie uns nicht für kleine
Nagetiere“, meinte Klößchen. „Wir sollten hohe Stiefel anziehen, wenn wir
Tykopulos betreten. Leider habe ich nur Sandalen und Turnschuhe mit.“
„Wir müssen eben vorsichtig sein“,
sagte Tim. „Schlangen greifen den Menschen nur an, wenn er ihnen zu nahe kommt
oder drauf tritt. Also Augen auf! Wenn der Verrückte ständig dort lebt, werden
wir doch einen Insel-Besuch schaffen.“ Er lachte. „Wir brauchen höchstens eine
Stunde, um jene Stelle östlich des Schlangenhügels zu finden, die auf dem
Schatzplan mit einem X markiert sein sollte — was der Privatier und
Weltenbummler Franz-Peter Henkelmair aber leider vergessen hat — damals 1909 am
Sterbebett des 108jährigen Greises Demos Paraskevaides. Nicht wahr? Wir packen
den Schatz ein — und weg sind wir, ehe die Schlangen checken, was läuft. Und
jetzt haue ich mich in die Haia, Freunde. Morgen ist ein anstrengender Tag.“
20. Hai in der Bucht
Diese Hitze! Die Luft flirrte. Und es
war doch erst früher Morgen.
Die TKKG-Bande nahm sich nur wenig Zeit
zum Frühstück. Klößchen kaute noch am griechischen Brot und Schinken, als die
vier Freunde zum Strand sockten und sich das stabilste Vierer-Kanu, einen
Canadier, aussuchten.
Nach Demetrios hatten sie vergeblich
Ausschau gehalten.
Unter den wenigen Gästen, die so früh
die erste Mahlzeit zu sich nahmen, war er nicht. Kurt schlief noch. Sicherlich
würde er mit einem Brummschädel aufwachen.
Die Jungs trugen Badehosen, hatten aber
T-Shirts und Baskettball-Stiefel mit. Gabys Bikini leuchtete im gleißenden
Licht der Mittelmeer-Sonne. Alle hatten sich dick mit Sonnenöl eingerieben. In
einem wasserdichten Brustbeutel, der Tim etwas störte mit seinem Gebaumel,
steckte der Schatzplan. Karl hatte sein Fernglas umgehängt, Tim schnallte sein
Hai-Messer an den Unterschenkel, wo es wenig störte. Daß vier Schwimmwesten im
Boot lagen, war selbstverständlich. Bei einer Fünf-Kilometer-Strecke übers
offene Meer mußte man mit Überraschungen rechnen.
Die TKKG-Bande paddelte los und nahm
Kurs auf Tykopulos, die Schlangeninsel, die im Osten aus dem Meer stieg und
jetzt die Sonne hinter sich hatte. Nur mit zusammengekniffenen Augen konnte man
das Eiland ausmachen.
Nachdem sie eine halbe Stunde gepaddelt
waren, belebte sich die See ringsum. Mit Surfern, Segel- und Motorbooten.
„Verdammte Plackerei!“ meinte Klößchen.
„Und das mit dem bißchen Frühstück.“
„Kurt sagte gestern abend“, erklärte
Tim, „du seist zu dick.“
„Wie will der denn das wissen,
betrunken wie er war.“
Tim spähte aufs Meer hinaus.
Weit draußen glitt ein Surfer vorbei —
mit gewaltigem Tempo. Das rot-gelbe Segel schien allen Wind einzufangen.
„Karl“, Tim streckte die Hand aus, „gib
doch mal dein Fernglas.“
Karl gab es an Klößchen weiter — und
der an Tim. Dabei wäre Klößchen beinahe über Bord gefallen. Gaby griff
rechtzeitig zu und erwischte den Lederriemen.
„Mit vollem Magen“, meinte Klößchen,
„würde mir das nicht passieren. Aber halb verhungert kann ich für nichts
garantieren.“
Tim äugte durchs Glas.
„Tatsächlich! Das ist Demetrios. Er hat
uns überholt, und sein Vorsprung vergrößert sich. Ich glaube, der will zur
Insel hinüber.“
„Zur Schlangeninsel?“ fragte Klößchen.
„Genau. Er hält
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