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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seinem Bruder zusammen, und
der ist nicht der Typ, der sich an die Polizei wenden kann. Ich sehe sie
richtig feixen, die Gelbgesichter. Sie haben freie Bahn.“
    „Wir beschatten also weiter?“ fragte
Karl.
    Tim nickte. „Am besten, wir könnten
Nick über Demetrios ein Angebot machen. Ja, ich muß mit Chung reden.“
    „Vorn im Verwaltungsgebäude“, sagte
Gaby, „sind die Telefonzellen Tag und Nacht offen.“
    „Gute Idee!“ Tim stand auf. „Ich lasse
mir eine Quittung geben über die Fernsprechkosten. Die wird Chung uns
erstatten.“
    Der TKKG-Häuptling sockte los. Er wußte
Chungs Telefonnummer, die Vorwahl für Deutschland und die der Stadt sowieso.
Chung war zu Hause. Tim berichtete — und wurde dann überrascht von dem, was
Chung sagte. Um so besser, das schuf eine Möglichkeit.
    Als Tim zum Bungalow zurückging, stieß
er auf Kurt.
    Der Jugendbetreuer hatte eine Flasche
Wein in der Hand und fühlte sich außer Dienst. Die Art und Weise, wie der
Student die Füße setzte, war nicht mehr ganz sicher. Aber er mied den
Lichtkreis der Hütten und Freiluft-Restaurants.
    „Hat... hat’s euch geschmeckt, Tim?“

    „Bestens. Willi hast du dir zum Freund
gemacht. Er ist völlig unbestechlich, aber für gutes Futter würde er seine
Seele verkaufen.“
    „Er ist zu dick“, sagte Kurt. „Hicks.“
    „Können wir uns morgen ein Kanu nehmen?
Wir wollen ein bißchen die Insel umrunden.“
    „Steht... steht euch alles zur
Verfügung. Aber... nicht zu weit rauspaddeln!“
    „Niemals. Ich habe am Horizont eine
Insel gesehen. Die Schlangeninsel Tykopulos. Weshalb heißt die so?“
    „Dort gibt’s... hicks... Schlangen.“
    „Giftige?“
    „Giftige. Und einen Verrückten.“
    „Wen?“
    „Einen... hicks... menschenscheuen
Europäer. Lebt dort seit zwei Jahren. Ganz allein. Auf diesem kargen Eiland!
Brrrhhh...! Ist ein Verrückter! Fühlt sich als Herr der... Insel, der...
Schlangeninsel. Vertreibt jeden, der sich... seinem Königreich nähert.
Verrückt! Die Griechen hier... lachen über ihn... und dulden... hicks... ihn.
Alle zwei Monate... kommt er mit seinem Boot... hicks... herüber und kauft
Vorräte.“
    „Aha!“ Tim staunte.
    „Hat hier... hat hier auf der Bank ein
Konto. Hörte ich. Kriegt... regelmäßig Überweisungen aus... aus... von zu
Hause. Ich glaube, es ist... ist ein Deutscher.“
    „Deutscher! Aha!“
    „Willst du einen Schluck Wein?“
    „Danke, Kurt. Ich trinke keinen
Alkohol.“
    „Ich sonst auch kaum. Ist... ‘ne
Ausnahme.“
    „Warum beißen die Schlangen dort den
Inselherrn nicht?“
    „Keine... Ahnung. Vielleicht dressiert
er sie.“
    „Was für Schlangen sind das, Kurt?“
    „Die Art heißt... äh... ja, ich hab’s:
Levanteotter.“
    „Klingt harmlos.“
    „Nee, die sind gefährlich. Ein... ein
Vierer-Kanu wollt ihr morgen nehmen? Nett, daß du fragst. Eins vermisse ich
nämlich.“
    „Hat’s jemand kaputt gemacht? Ist es
gesunken?“
    „Keine Ahnung, Tim. Es fehlt. Aber kein
Gast fehlt. Also kein Schiffs- äh... Bootsunglück. Fehlt seit gestern. Wundert
mich. Weil hier eigentlich niemand klaut.“
    „Wir, Kurt, bringen unser Kanu bestimmt
zurück. Findest du deinen Bungalow? Oder soll ich mitgehen? Okay, war nur ‘ne
Frage. Also gute Nacht!“
    „Grüß... grüß Gaby!“ lallte Kurt zum
Abschied. „Sie... ist... reizend.“
    Er schwankte ab in die blaue Nacht. Tim
ging zum TKKG-Bungalow zurück.
    „Ein Sack voll Neuigkeiten“, verkündete
er. „Zunächst dies: Lee Pa Li in Hongkong hat bestimmt — wie Chung uns mitteilt
— , daß die 300 000 DM, die eigentlich Xiang-Beutezahn gehören, für den
Rückkauf des Jade-Tigers eingesetzt werden können. Chung ermächtigt uns also,
dem Meisterdieb Nick Klaudonia ein entsprechendes Angebot zu machen. Finde ich
zwar verdreht. Aber es ist ja nicht unser Bier bzw. Geld. Der Sippe Li geht es
nur um den Jade-Tiger, und der Amsterdamer Gangster-Boss kriegt seine Kohle
ohnehin nicht zurück. Was ja auch ein Hohn wäre für die Gerechtigkeit.“
    „Müssen wir gleich morgen Demetrios sagen“,
meinte Gaby. „Aber wenn wir dann den Tiger haben, sind wir die Zielscheibe für
Wu und Zhuo. Das ist zu bedenken.“
    „Lange haben wir den Jade-Tiger
bestimmt nicht“, überlegte Karl. „Chung schickt postwendend seine Vettern aus
Athen hierher.“
    „Außerdem habe ich Kurt getroffen“,
fuhr Tim fort. „Er macht einen drauf. Und war weinselig mitteilsam. Er hat mir
was über Tykopulos erzählt...“
    Tim

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