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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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chinesischen Gangster aus
Amsterdam. Wäre doch schade, wie?“
    „Uns andern“, Karl grinste, „wäre der
ganze Urlaub versaut.“
    Zwei Minuten später knieten sie unter
einem vergitterten Fenster auf der Nordseite des Hauses. Hier war es kühl. Die
Eidechsen an der Mauer blickten verdutzt. Außer streunenden Katzen waren sie
Besuch nicht gewöhnt.
    Hinter dem geschlossenen Fenster bellte
Wus Stimme.
    Er sprach deutsch.
    Offenbar war das die Sprache, in der
sie sich am besten mit Demetrios verständigen konnten.
    „Letztes Mal wir dich fragen,
Hundesohn! Wo dein Bruder Nick? Wo er und der Jade-Tiger? Wenn du wollen
sterben, du müssen schweigen verstockt.“
    Tim schob sich so weit hoch, daß er mit
dem linken Auge in den großen Parterre-Raum blicken konnte.
    Er war karg möbliert — wie meistens bei
den Einheimischen, die rund ums Mittelmeer in Wassernähe leben — und bläulich
durchschattet wegen der geschlossenen Sonnenläden auf der Südseite.
    Demetrios saß auf einem Stuhl, war
gefesselt und blutete aus dem Mundwinkel. Die Unterlippe schwoll an.
    Die Chinesen standen vor ihm. Zhuo
hielt seine Pistole wie einen Hammer.
    Demetrios antwortete. Ein erschöpftes
Gemurmel. So leise, daß Tim nichts verstand.
    „Wo das seien?“ bellte Wu.
    Auch jetzt war Demetrios’ Antwort zu
leise, um nach draußen zu dringen.
    Offenbar beschrieb er das Versteck
seines Bruders. Zhuo nickte und hob beide Mundwinkel an. Ein Grinsen?
    Wu zog einen Orts- und Insel-Plan aus
der Gesäßtasche unter dem Hawaii-Hemd hervor und tippte mit klobigem Finger auf
eine Stelle. Demetrios nickte.
    Zhuo trat ihm vors Schienbein. Offenbar
marterte er gern. Dann verließen beide den Raum.
    Tim huschte zur Hausecke. Die
Eingangstür, die ochsenblutrote, wurde geöffnet.
    Sie kamen heraus, Wu schloß ab. Beide
schnatterten chinesisch und stiefelten rasch den Sandweg hinunter. Eine Biegung
verschluckte sie.
    „Erst Demetrios befreien“, sagte Tim.
„Dann mit Tempo 100 zu diesem Nick, bevor die Gelbhäute ihn alle machen.“ Die
Parterre-Fenster waren vergittert.
    Karl faltete die Hände zur
Räuberleiter. Tim stieg mit einem Fuß hinein und schwang sich zu einem
Klein-Balkon auf der Nordseite hinauf. Gewaltsam drang er durch die Fenstertür
ein, indem er beim Türgriff die Scheibe eindrückte.
    Es war ein Schlafzimmer. Vom Flur
führte die Treppe hinunter. Als Tim in den Parterre-Raum trat, zerrte Demetrios
wie wild an seinen Fesseln. Aber die saßen fest.
    Jetzt hielt er inne. Mit offenem Mund
starrte er Tim an. „Keine Sorge“, sagte der TKKG-Häuptling. „Ich gehöre nicht zu
den Chinesen. Ich komme, um Sie zu befreien. Zufällig haben wir — meine Freunde
und ich — beobachtet, wie Sie gekidnappt wurden. Vielleicht begreifen Sie
jetzt, daß meine Warnung kein Witz war.“
    „Diese... Verbrecher... haben mich
überfallen.“
    „Was haben Sie erwartet? Eine Einladung
zum Tee?“
    „Die... die... wollten wissen, wo Nick
ist.“
    „Und denen, Sie griechischer Held,
haben Sie’s gesagt. Mir nicht. Was besser gewesen wäre.“
    Mit seinem Taschenmesser durchschnitt
Tim die Fesseln. Demetrios stand auf und betastete seine Unterlippe.
    „Nein“, murmelte er. „Eher würde ich
sterben, als daß ich meinen Bruder verrate. Ich habe die Verbrecher in die Odos
Ippoton ( Ritter-Straße ) geschickt. Zu dem vierten Haus auf der rechten
Seite. Das ist unsere Polizei-Station.“
    „Großartig!“ lachte Tim. „Aber die
Chinesen merken den Schwindel und kommen zurück. Was hätten Sie dann gemacht?“
    „Ich hoffte, ich könnte in der
Zwischenzeit die Fesseln abstreifen. Leider habe ich meine Kraft überschätzt.
So hätte ich wohl mein Schicksal auf mich nehmen müssen. Den Tod.“
    „Folter! Tot nützen Sie den Halunken
nichts. Denen geht’s nur um den Jade-Tiger. Aber jetzt erst mal raus hier!“
    Da sich der Eingang auch von innen
nicht öffnen ließ, nahmen sie den Weg durch die geknackte Fenstertür im Obergeschoß.
    Karl wartete mit sorgenvoller Miene.
    „Immerhin weiß Demetrios wieder“, sagte
Tim, „daß er einen Bruder hat. Die Chinesen sind unterwegs zur falschen Adresse
— zur hiesigen Polizei-Station.“
    „Wußte gar nicht“, meinte Karl, „daß
man hier Polizisten braucht — wo doch alles so friedlich ist.“
    Tim wandte sich an den Tauchlehrer.
„Und nun? Führen Sie uns jetzt zu Nick und Konsorten?“
    „Nein!“ sagte Demetrios fest und
schüttelte den Kopf.
    Karl lachte. „Jedenfalls weiß er, was
sich

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