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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Sie beißt nicht. Es ist nur eine Maschine so wie ein Auto, ein Fernsehgerät oder eine Geschirrspülmaschine. Wir werden sie brauchen, um Eileen zu zeigen, wie alle Dinge aussehen.«
    »Mag es nicht«, brummte der Hund.
    »Warum?«
    Sigmund fand keine Antwort und ging statt dessen steifbeinig zu Eileen zurück und legte seinen Kopf in ihren Schoß.
    »Mag es nicht«, wiederholte er und sah zu ihr hoch.
    »Warum nicht?«
    »Keine Wörter«, antwortete er. »Gehen wir heim?«
    »Nein«, widersprach sie. »Du rollst dich jetzt in einer Ecke zusammen und schläfst ein wenig. Ich werde mich in die Maschine legen und dasselbe tun.«
    »Nicht gut«, sagte er und ließ den Schwanz hängen.
    »Geh jetzt!« Sie schob ihn von sich. »Leg dich hin und benimm dich.«
    Er gehorchte, aber winselte, als Render die Fenster verdunkelte und auf den Knopf drückte, der seinen Arbeitstisch in ein Schaltpult verwandelte. Er winselte wiederum, als das Ei sich in der Mitte teilte, die obere Hälfte zur Seite glitt und das Innere sichtbar wurde.
    Render setzte sich. Sein Stuhl wurde zu einer Liege, die halb unter das Schaltpult glitt. Er setzte sich auf, und sie kam wieder hervor und wurde zu einem Stuhl. Er berührte eine Stelle am Pult, und ein Teil der Decke glitt herab, formte sich zu einer Glocke, die über ihm schwebte. Er stand auf und ging um das Pult herum zum Rob-Schoß. Er entnahm ihm einen Kopfhörer, setzte ihn auf und beugte sich über das Pult zurück. Nacheinander begann er eine Reihe von Knöpfen zu drücken: Brandung, Verkehrslärm ...
    Er setzte die Maske auf und testete sie ebenfalls: Zimt, faulendes Laub, Raubtiergeruch ... der Geschmack von Honig, Essig, Salz ... und zurück: Lilien, feuchter Beton, Ozon und alle anderen olfaktorischen Grundreize.
    Die Liege ruhte normal auf ihrem Quecksilberlager, durch die Wände des Eies magnetisch stabilisiert. Er bereitete die Bänder für die Aufnahme vor.
    Der Rob-Schoß befand sich in tadelloser Ordnung.
    »Okay«, sagte Render und wandte sich um.
    Sie legte soeben ihre Brille auf den Haufen ihrer säuberlich gefalteten Kleider. Sie hatte sich ausgezogen, während Render die Maschine testete. Ihre schmale Taille, ihre großen Brüste mit den dunklen Warzen und ihre langen Beine verwirrten ihn. Für eine Frau ihrer Größe war sie zu gut gebaut, dachte er.
    Als er sie betrachtete, wurde er sich jedoch bewußt, daß seine Irritation hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen war, daß sie seine Patientin war.
    »Ich bin bereit«, sagte sie, und er trat an sie heran.
    Er nahm sie am Ellbogen und führte sie zu dem Apparat. Ihre Finger erforschten das Innere. Als er ihr behilflich war, hineinzusteigen, sah er, daß ihre Augen meeresgrün waren. Auch das mißfiel ihm.
    »Haben Sie es bequem?«
    »Ja.«
    »Gut, da fangen wir an. Ich schließe jetzt das Ei. Träumen Sie schön.«
    Die obere Hälfte senkte sich langsam, rastete ein, wurde undurchsichtig und dann spiegelnd. Render starrte auf sein eigenes verzerrtes Spiegelbild.
    Als er sich zu seinem Pult zurückbegeben wollte, stand ihm Sigmund im Weg. Render beugte sich vor, um ihm den Kopf zu tätscheln, aber der Hund wich ihm aus.
    »Nimm mich mit«, grollte er.
    »Es tut mir leid, aber das geht nicht, alter Knabe. Außerdem gehen wir eigentlich nirgendwo hin. Wir werden bloß ein wenig schlafen.«
    »Warum?«
    Render seufzte. Eine Debatte mit einem Hund war so ziemlich das Lächerlichste, was er sich in nüchternem Zustand vorstellen konnte. »Sig, ich möchte ihr zeigen, wie Dinge aussehen. Du tust sicher dein Bestes, wenn du sie in dieser Welt umherführst, die sie nicht sehen kann, aber jetzt muß sie wissen, wie sie aussieht, und ich werde es ihr zeigen.«
    »Dann wird sie mich nicht brauchen.«
    »Aber natürlich wird sie dich brauchen.« Render unterdrückte ein Lachen. »Ich kann sie nicht sehend machen. Ich werde ihr bloß für eine Zeitlang meine Augen leihen. Verstehst du?«
    »Nein. Nimm meine.«
    Render schaltete die Musik ab. Er wies in die Ecke. »Leg dich dort drüben hin, wie es dir Eileen gesagt hat. Es wird nicht lange dauern, und danach werdet ihr gehen, wie ihr gekommen seid, und du wirst sie führen. Okay?«
    Sigmund gab keine Antwort, schlich aber mit hängendem Schwanz zurück in die Ecke.
    Render setzte sich und zog die Kuppel herab, die dem Operateur angepaßte Version des Rob-Schoßes. Er war allein mit den neunzig weißen Knöpfen und den beiden roten. Jenseits des Schaltpults endete die Welt in

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